Hamburg.de Startseite Leben in Hamburg Bezirke und Stadtteile Stadtteile Bezirk Wandsbek
Jenfeld

Ein Stadtteil mit mehreren Gesichtern

Während Jenfeld in seinem östlichen Teil an der Grenze zu Schleswig-Holstein von grauen Plattenbauten dominiert wird, zeigt sich der westliche Teil als grünes Quartier. Jenfeld ist jedoch weit davon entfernt, ein geteilter Stadtteil zu sein, denn engagierte Bürger, Vereine und Einrichtungen setzen sich für ein lebenswertes Miteinander ein.

Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

5,0 km²

Einwohner29.443 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte

5889 Einwohner/km²


Besser als sein Ruf

Problemviertel, sozialer Brennpunkt – die Einwohner Jenfelds können solche Begriffe nicht mehr hören. Zu oft wurden sie mit den ewig gleichen Pauschalurteilen über ihren Stadtteil konfrontiert. Was sich nicht verhehlen lässt: Es gibt zahlreiche familiäre Probleme in dem Stadtteil, der zu den ärmsten Hamburgs zählt. 20,7 Prozent der Bewohner lebten 2015 von Sozialleistungen, von den Kindern unter 15 Jahren sogar knapp 42 Prozent.

Doch das Viertel, unmittelbar an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein gelegen, ist vielschichtiger. Die Kriminalität liegt im Durchschnitt, viele Jenfelder kümmern sich um ihre Mitbewohner und leben Nachbarschaft vor, statt anonym nebeneinander zu wohnen. Wie rührig sie sind, wird auch in der Stadtteil-Konferenz deutlich, in der sie ihre Vorstellungen für ihr Viertel einbringen können.

Zudem zeigen sich verschiedenste Vereine und Einrichtungen mitverantwortlich für Jenfeld und tragen dazu bei, dass sich die Einwohner in ihrem Stadtteil wohlfühlen. Der Stadtteiltreff Jenfelder Kaffeekanne an der Oppelner Straße etwa bietet seit mehr als 15 Jahren morgens hungrigen Schülern ein kostenloses Frühstück, rund 50 Kinder kommen jeweils. Zudem essen 30 bis 40 Kinder hier zu Mittag.

Kunst und Kultur

Der kulturelle Mittelpunkt ist das Jenfeld-Haus in der Charlottenburger Straße, gelegen zwischen alten Dorfhäusern und Hochhäusern. In dem Haus begegnen sich zahlreiche Jenfelder jeden Alters. Die Veranstaltungen reichen vom Theater für Kinder und Konzert bis hin zur Gymnastik für Damen und Seniorenfrühstück. Auch die Freie Kulturinitiative Jenfeld e.V. in der Kelloggstraße bietet unterschiedliche kreative Freizeitangebote für Jung und Alt. Dort können die Einwohner töpfern, malen und zeichnen.

Wichtiger Treffpunkt ist zudem das Einkaufscenter Jenfeld in der Rodigallee, das zwar nicht allzu groß ist, dennoch mehr zu bieten hat, als nur Einkaufsgelegenheiten für den täglichen Bedarf. Dort halten die Jenfelder gerne einen Plausch und tauschen sich über Neuigkeiten aus. 

Dort befindet sich auch der Zentrale Platz, verkehrsberuhigt und von sanierten Bauwerken umgeben. Mittelpunkt des Platzes ist ein Gedenkstein, der an den historischen Ortskern erinnert, umsäumt von drei Eichen.

Kontrast zwischen Ost und West

Der Stadtteil, der sich über eine Fläche von fünf Quadratkilometern erstreckt, ist mit mehr als 24.700 Einwohnern dicht besiedelt. Vor allem im Zentrum und im Osten des Stadtteils ragen zahlreiche Plattenbauten aus den 1970er-Jahren in die Höhe, in denen vielfach Sozialwohnungen eingerichtet wurden. Seit den 1990er-Jahren bemühen sich die Stadt und Wohnungsbaugesellschaften, den Wohnraum aufzuwerten. Dennoch: In den Straßen finden sich noch zahlreiche triste Wohnblöcke mit kleinen Fenstern, oft grau und verblichen.

Einen Kontrast dazu stellt der Westen Jenfelds dar. Dort stehen Einfamilienhäuser mit beschaulichen Vorgärten. In verschiedenen Gebieten gibt es Siedlungen, die bei den städtischen und Bundeswettbewerben um den Titel der „schönsten Siedlung“ regelmäßig ganz vorn liegen.

Im Westen, auf dem Gelände der ehemaligen Douaumont-Kaserne am Holstenhofweg, liegt die Helmut-Schmidt-Universität. Sie ist mit mehr als 900 Bediensteten und rund 2.500 Studierenden die größte Dienststelle der Bundeswehr in der Hansestadt. Mit ihrem Namen sollen die Verdienste des damaligen Bundesverteidigungsministers Helmut Schmidt gewürdigt werden, der sich Anfang der 1970er-Jahre für die wissenschaftliche Ausbildung von Offizieren eingesetzt hatte. Im Zuge der Umbenennung wurde ihm gleichzeitig die Ehrendoktorwürde verliehen, eine an den Bundeswehruniversitäten sehr seltene Auszeichnung.

Ökologisches Stadtquartier

Weiter im Norden soll ein neues Baugebiet den Stadtteil aufwerten. Dort entsteht auf dem 35-Hektar-Areal der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne das Stadtquartier Jenfelder Au – es ist das drittgrößte Wohnungsbauprojekt Hamburgs. Die Stadt will Familien verschiedener Generationen, Nationalitäten und Einkommensverhältnisse in das Viertel ziehen.

Mehr als 2.000 Menschen werden dort in rund 770 Wohneinheiten leben, zum Teil in öffentlich geförderten Bauten. Ein künstlich angelegter Teich ist vorgesehen und man will an neuer Abwassertechnik und Energiegewinnung forschen. Das neuartige Entwässerungskonzept „HAMBURG WATER Cycle“ von Hamburg Wasser sieht unter anderem vor, Abwasser aus den Toiletten in einen nahegelegenen Fermenter zu leiten. Dort entsteht Biogas, mit dem Strom und Wärme für das Quartier produziert werden.

Parks und Fußballtalente

Trotz dichter Besiedlung gibt es in Jenfeld viel Natur. Und so können zahlreiche Outdoor-Sportarten betrieben werden, wie zum Beispiel Wandern, Radfahren oder Reiten. An den Ufern des Schleemer Bachs und des Jenfelder Bachs lässt es sich entspannen. Der Jenfelder Moorpark bildet die größte Grünfläche mit Spiel- und Grillplatz. Um den idyllischen Jenfelder Moorsee führt ein barrierefreier Rundweg. In der Nähe befindet sich der Teich des Moorparks. Diese Gegend zieht stets zahlreiche Spaziergänger und Wanderer an.

Das Grün steht auch beim Hamburger Fußball-Verband (HFV) im Mittelpunkt. Auf der großzügigen Anlage an der Jenfelder Allee mit zwei Plätzen trainieren die Hamburger Fußballtalente und möglichen Stars von morgen. Mit rund 450 eingetragenen Vereinen ist der Hamburger Fußball-Verband einer der kleinsten der 21 Landesverbände im Deutschen Fußballbund.

Gelber Sand in Jenfeld

Eine noch erhaltene Flurkarte verrät, dass Jenfeld mindestens 1.000 Jahre alt ist. „Gelevelde“ wurde erstmals 1304 urkundlich erwähnt. Das niederdeutsche Wort bedeutet „gelbes Feld“ und war eine Anspielung auf den gelben Sandboden in Jenfeld.

Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte das Dorf zum Kloster Reinbek, das heute in der gleichnamigen schleswig-holsteinischen Stadt zu finden ist. Zeitweise gehörte Jenfeld auch zum Königreich Dänemark, doch nach 1866 ging es an die Gemeinde im Kreis Stormarn der preußischen Provinz Schleswig-Holsteins über. Als die preußische Kommunalverfassung eingeführt wurde, kam es 1867 zum Amtsbezirk Barsbüttel.

Hochhäuser statt Behelfsheime

Anfang des 20. Jahrhunderts zählte Jenfeld rund 420 Einwohner. 1927 wurde das Dorf Jenfeld in die Stadt Wandsbek eingemeindet und kam zehn Jahre später, mit dem Groß-Hamburg-Gesetz, zusammen mit Wandsbek zur Freien und Hansestadt Hamburg.

Im Zweiten Weltkrieg verloren viele Hamburger bei den Luftangriffen ihr Zuhause und fanden in Jenfeld eine neue Unterkunft in Behelfsheimen, die wie ein Ring um den alten Dorfkern entstanden. Diese wurden in den 1960er-Jahren fast alle abgerissen und der Massenwohnungsbau mit zahlreichen Hochhäusern begann. Diese Plattenbauten sind heute zu sehen, wenn man auf der Autobahn an der Abfahrt Jenfeld vorbeifährt.

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)