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Rahlstedt

Rahlstedt wird immer beliebter

Mit seinen über 88.000 Einwohnern erreicht Rahlstedt fast Großstadtformat. Gleichzeitig hat sich der bevölkerungsreichste Hamburger Stadtteil etwas liebenswürdig Kleinstädtisches bewahrt. Gepflegte Einfamilienhäuser, schöne Fin-de-Siècle-Villen und Sozialwohnungen bilden einen spannenden Mix. Ein Plus: Die Mieten sind in Rahlstedt noch überschaubar.

Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

26,6 km²

Einwohner95.743 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte

3599 Einwohner/km²

Leben in Rahlstedt

Manche sagen, Rahlstedt sei immer noch ein großes Dorf. Auf jeden Fall leben die Rahlstedter überall naturnah, ob sie nun an der Wandse spazieren gehen, durch die Naturschutzgebiete wandern oder durchs Gehölz bei Alt-Rahlstedt laufen. Ein weiterer Dorffaktor: Die Nachbarn kennen sich und sprechen miteinander. Neue Kontakte knüpfen Rahlstedter gern in den zahlreichen Vereinen vor Ort, zum Beispiel im Sportverein AMTV.

Die Infrastruktur mit Schulen, Kitas und Einkaufsmöglichkeiten ist ausgezeichnet. Nur zum Essengehen oder für Kulturveranstaltungen werden manche Rahlstedter ihrem Stadtteil untreu, denn schicke Lokale – eine Ausnahme ist das Art-Déco Restaurant Eggers – sind rar. Mit der Regionalbahn gelangt man in 15 Minuten in die Innenstadt, die Bahn verkehrt außerhalb der Stoßzeiten nur im Halbstundentakt. Innerhalb des 26,6 Quadratkilometer großen Stadtteils sind die Bewohner auf Busse angewiesen.

Stadtflüchter zieht es nach Rahlstedt

Mal ehrlich! Die meisten Hamburger kennen Rahlstedt wohl nur dem Namen nach. Mit einem Wohnsitz in Rahlstedt konnte man bis jetzt kaum jemandem imponieren. Doch das Image des Stadtteils wandelt sich und 2016 outet er sich überraschend als eine der beliebtesten Regionen Hamburgs. Kein anderer Stadtteil verzeichnet mehr Neu-Bewohner als Rahlstedt. Ein Grund mögen die moderaten Mieten sowie gute und ausreichende Bildungseinrichtungen und die Naturnähe sein. Vor allem junge Familien weichen in die östliche Peripherie aus, zum Beispiel in das schicke Quartier Boltwiesen oder in günstige Sozialwohnungen.

Alt-Rahlstedt und Neu-Rahlstedt

Zuwanderer finden in Rahlstedt eine intakte Infrastruktur vor. Mit dem Rahlstedt Center und modernen Geschäftshäusern hat sich Alt-Rahlstedt als Shoppingzentrale des Stadtteils etabliert. Der historische Ortskern von Neu-Rahlstedt präsentiert sich in einem bäuerlichen Ambiente. Inmitten eines unauffälligen Wohngebiets drapieren sich einige würdevolle Bauernhöfe im Halbrund um einen Anger.

Angelegt wie ein wendisches Rundlingsdorf blieb der sehenswerte Rahlstedter Dorfplatz bis heute unangetastet. Anders erging es zahlreichen schönen Landhäusern und Gebäuden wie dem Hotel Hameister, die in den vergangenen Jahren abgerissen wurden. Trotzdem hat sich Rahlstedt mit seinen zahllosen Villen ein historisches Ambiente bewahrt, denn anders als Horn, Barmbek und Hamm blieb es von Bomben verschont.

Sightseeing in Rahlstedt

Zu empfehlen ist ein Spaziergang rund um den Alt-Rahlstedter Markt. Entlang der Remstedtstraße und der Rahlstedter Straße löst ein Villengrundstück das nächste ab, prächtige Landhäuser und stuckverzierte Gründerzeithäuser säumen die Straßen. Dass Rahlstedt vor hundert Jahren als Nobelvorort der Stadt Hamburg galt, glaubt man sofort. Nobelstraßen und Hochhaussiedlungen wie Großlohe liegen oft nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Trotz ihrer Schönheit liegen die Häuserpreise im Stadtteil niedriger als woanders.

Rahlstedter Kirchen

Ein Abstecher zu Rahlstedts Kirchen lohnt sich. Die Alt-Rahlstedter Kirche mit ihrem Mauerwerk aus klobigen Feldsteinen sieht wirklich so aus, als hätte sie schon viele Jahre auf dem Buckel. Mit fast 800 Jahren zählt sie zu den ältesten Kirchengebäuden Norddeutschlands. Drinnen können Besucher antike Kunstwerke bewundern, darunter ein mittelalterliches Kruzifix sowie Apostelfiguren.

Den Baustil der Moderne brachte der Architekt Olaf A. Gulbransson nach Neu-Rahlstedt, als er 1961 die schneeweiße Martinskirche mit dem interessanten Zeltdach entwarf. Sie sieht aus wie eine kleine Schwester der Notre-Dame-du-Haut von Le Corbusier.

Natur erleben im Höltigbaum

Viele Naturliebhaber zieht es in die östlichste Ecke der Hansestadt. Manche, die zum Beispiel an einer NABU-Wanderung teilnehmen möchten, kommen ganz sportlich mit dem Rad. Sie radeln ab der Außenalster die schmale Wandse entlang. Nach 13 Kilometern erreichen sie Rahlstedt und das größte Hamburger Naturschutzgebiet. Über 550 Hektar dehnt sich der Höltigbaum aus, der zur Hälfte zu Schleswig Holstein gehört.

Hat man das Informationszentrum Wilde Weiden passiert, tut sich eine sanft hügelige, weitläufige Landschaft auf. Massige Rinder und possierliche Heidschnucken beweiden die Flächen, die mit Magerrasenbewuchs in Gelb- und Ockertönen an eine Steppe erinnern. Alte Baumbestände ragen in die Höhe. Schlehen, Beeren und Krattwald bewachsen den kargen Boden.

Der Höltigbaum diente von 1937 bis 1992 als Militärgebiet, der Boden blieb ungedüngt und Panzer walzten die Vegetation nieder. So entstand ein Biotop, in dem sich heute Pionierpflanzen wie Nelkenschmiele und Tausendgüldenkraut wohlfühlen. An den Höltigbaum grenzt das Stellmoorer Tunneltal mit zahlreichen Sümpfen und Weideflächen.

Rahlstedter Prominenz

Auch wenn der Dichter Detlev von Liliencron ab 1901 nur wenige Jahre an der Rahlstedter Bahnhofstraße lebte, hält Rahlstedt den impressionistischen Lyriker hoch in Ehren. Die Stadt widmete ihm den Liliencron-Park und das Liliencron-Denkmal. Eigentlich hatte der Autor über Rahlstedt einen satirischen Roman mit dem Titel „Der Vorort“ schreiben wollen, doch der Tod kam ihm zuvor. Viel bekannter aber ist Popsängerin Nena, die seit Jahrzehnten mit ihrer Familie in Rahlstedt lebt und dort sogar eine Freie Schule begründet hat.

Geschichte von Radolvestede

Seit dem 13. Jahrhundert lebten Alt-Rahlstedt und Neu-Rahlstedt in friedlicher Koexistenz. 1248 und 1288 erwähnten Kirchenmänner Radolvestede zum ersten Mal. Während des Dreißigjährigen Krieges nistete sich mit Wallenstein und Tilly hier politische Prominenz ein. Später gehörte Rahlstedt abwechselnd zu Dänemark und zu Preußen.

Seit der Eröffnung der Lübeck-Büchener Eisenbahn im Jahr 1868 verlagerte sich das Zentrum von der Alten Kirche zum Bahnhof. Schon damals machten die Hamburger gern Sonntagsausflüge und nun entdeckten sie Rahlstedt. Lokale und Pensionen öffneten und der Tourismus blühte.

Als einige Investoren um 1900 mit dem Bau prächtiger Villensiedlungen begannen, entwickelte sich Rahlstedt zu einer Boomtown. Hunderte wohlhabende Hamburger zogen in den schicken Vorort. 1927 schlossen sich die Dörfer Alt- und Neu-Rahlstedt, Meiendorf und Oldenfelde zu Rahlstedt zusammen und 1937 wurde der Ort mit seinen 10.000 Bewohnern von Hamburg eingemeindet.

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)