Neues und altes Steilshoop
Der Stadtteil Steilshoop besteht aus den Ortsteilen Neu-Steilshoop und Alt-Steilshoop, die von der Steilshooper Allee getrennt werden. Der alte Part des Stadtteils befindet sich südlich dieser Hauptverkehrsstraße und besteht hauptsächlich aus Mehrfamilienhäusern und einem größeren Gewerbegebiet im Zentrum Steilshoops.
Nördlich der Steilshooper Allee entstand in den 1970er-Jahren eine große Wohnsiedlung aus Plattenbauten. Die v-förmige Siedlung aus in Ringen angelegten Gebäuden schließt den Stadtteil nach Norden und Westen in Richtung Ohlsdorf ab. Im Osten heißt der Nachbarstadtteil Steilshoops Bramfeld und im Süden ist es Barmbek-Nord.
Versuchslabor für sozialen Wohnungsbau
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Hamburg städtebauliche Konzepte, die in Großsiedlungen Wohnraum und Infrastruktur schaffen sollten. Während in den zentralen Stadtteilen der Wohnraum zu großen Teilen zerstört wurde, war Steilshoop noch kaum bebaut und bot viel Raum, um die vielen wohnungslos gewordenen Hamburger aufzunehmen.
Lediglich auf der südlichen Seite der Schmachthäger Straße befanden sich Wohnblocks in Klinkerbauweise, die bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet worden waren. Fast sämtliche sonstige Bebauung des Stadtteils stammt aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ist durch architektonisch recht eintönige Betonsiedlungen geprägt.
Steilshoop entwickelte sich zu einer Art Versuchslabor für großvolumigen Siedlungsbau mit hohen Wohntürmen. Die Stadtplaner in den 1970er-Jahren verfolgten die damals hochmoderne Devise „Urbanität durch Dichte“ und entwarfen gigantische Häuserblocks, die ringförmig um begrünte Innenhöfe angeordnet wurden – Neu-Steilshoop war geboren. In dem Ortsteil finden sich auch zwei interessante Kirchen, beide stehen in der Gründgensstraße nicht weit voneinander entfernt. Dort gibt es die römisch-katholische St. Johannis-Kirche, ein moderner, aber in seiner Form klassischer Kirchenbau aus dem Jahr 1977 und die evangelische Martin-Luther-King-Kirche, die durch ihre Fassade auffällt: Diese besteht aus blauen Kacheln, was der Kirche die Spitznamen „Blaue Kachel“ und „Schwimmbad“ eingebracht hat.
Auch wenn man der monumentalen Retorten-Architektur in Neu-Steilshoop heute skeptisch gegenübersteht, ist die Wohnqualität in den ruhigen und mittlerweile dicht eingewachsenen Siedlungen hoch. Die Schaffung von Wohnraum in großem Stile sollte auch sozial schwächeren Hamburgern zugutekommen. Der soziale Wohnungsbau setzte damals mit Gemeinschaftsräumen, für alle Mieter zugänglichen Dachterrassen und integrierten Kindergärten städtebauliche Maßstäbe. Auf Dauer ging das ambitionierte Konzept aber nicht auf, die Siedlungen waren kaum in Stand zu halten und viele Bewohner häuften Mietschulden an.
Aufgemöbeltes Renommee
In den 1990er-Jahren wuchsen die Imageprobleme des Retortenstadtteils. Immer wieder machte Steilshoop negative Schlagzeilen in den Medien, die von randalierenden Jugendbanden und von Halbstarken berichteten, die Sprengsätze bastelten und diese vor Schulen zündeten. Heute lässt sich die angebliche hohe Kriminalität im Stadtteil zumindest statistisch nicht mehr belegen: Die Anzahl der Straftaten ist in den Großsiedlungen von Steilshoop sogar niedriger als im gediegenen Stadtteil Rotherbaum.
Mittlerweile erfreut sich Steilshoop wachsender Beliebtheit bei Hamburgern, die die multikulturelle Atmosphäre und den hohen Anteil an jungen Bewohnern schätzen. Von den rund 19.000 Menschen in Steilshoop sind fast 4.000 unter 18 Jahre alt.
In nächster Zeit wird die Attraktivität des Stadtteils wohl noch steigen. Denn mittlerweile ist sicher, dass Steilshoop endlich einen U-Bahn-Anschluss bekommt. Bis zur Fertigstellung der neuen Linie U5 wird es allerdings noch einige Jahre dauern, Baubeginn ist 2021 und die Fertigstellung ist für das Jahr 2026 geplant. Doch der Streckenverlauf ist bereits festgelegt und die Finanzierung gesichert.
Viele Grünflächen
Besonders Familien schätzen an Steilshoop auch den eindrucksvollen Anteil an Grünflächen. Luft holen, spielen und picknicken kann man aber nicht nur in den großen Innenhöfen der verkehrsberuhigten Großsiedlungen, sondern auch am wunderschönen Bramfelder See, der eine beachtliche Größe hat: von Ost nach West ist das Gewässer knapp 1,2 Kilometer lang.
Im See befinden sich auch zwei Inseln, eine ganz im Westen und eine ganz im Osten. Die östliche Insel ist rund 600 Quadratmeter groß und beheimatet eine Kolonie von Graureihern. Gleich nördlich des Bramfelder Sees liegt zudem der Ohlsdorfer Friedhof. Der Weg für die Steilshooper in die knapp 400 Hektar große Grünanlage im Nachbarstadtteil ist also nicht weit.
Im Süden Steilshoops gibt es im Appelhoff-Quartier einen weiteren kleinen See: den Appelhoff-Weiher. Dort ist ein attraktives Wohnquartier mit vielen kleinen Grünflächen und Spielplätzen entstanden. Seit 2006 engagierten sich die Bewohner des Quartiers in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Wandsbek für ihr Viertel und sorgten für eine deutliche Aufwertung des Gebiets am Appelhoff-Weiher.
Die Geschichte Steilshoops
Wenig ländlich mutet der durch Großsiedlungsbau geprägte Stadtteil Steilshoop an. Und doch geht der Name wohl auf eine dörfliche Vergangenheit zurück: „Hoop“ ist niederdeutsch für „Hof“, der erste Wortbestandteil „Steils“ bezeichnet wohl den Namen einer frühen Bauernfamilie oder für die Lage des Hofes auf einer steilen Anhöhe.
Das Areal zwischen Ohlsdorf und Bramfeld taucht unter dem Namen Steilshoop erstmals 1347 auf. Im späten Mittelalter war Steilshoop der Schauplatz zahlreicher Fehden zwischen holsteinischen und lauenburgischen Rittern. Bis spät ins 18. Jahrhundert kannte der Stadtteil kaum Bebauung und Besiedlung.
Erst im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts begann man Kleingärten anzulegen und in Grünparzellen bescheidene Sommerhäuschen zu errichten. Die Unterkünfte wurden zunächst nur saisonal in der warmen Jahreszeit bewohnt. Das änderte sich während des Zweiten Weltkrieges, als ausgebombte Hamburger in den Sommerhäuschen unterkamen. Offiziell in die Hansestadt eingemeindet wurde Steilshoop wie viele andere Stadtteile mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937/38.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)