Wohnen an Wandse und Rahlau
Erfreulich für die Bewohner Tonndorfs: Bis auf einige Ausnahmen an der Peripherie des Stadtteils gibt es dort keine Industrieansiedlungen. Dafür profitieren die Bewohner von einem Sandstrand mit Palmen und einem besonderen Mikroklima. Dazu kann man sich damit rühmen, den Stadtteil mit etlichen Prominenten zu teilen.
Das architektonische Gesicht des Wohnquartiers, das von Farmsen-Berne im Norden, Rahlstedt im Osten, Jenfeld im Süden und Wandsbek im Westen eingerahmt wird, ist zumeist durch kleinere Etagenhäuser geprägt, große Wohnsilos gibt es nicht. Entlang der Wandse und Rahlau reihen sich hübsche Einfamilienhäuser. Eine besondere Augenweide ist die Wohnstraße Ostende: Dort stehen im Frühjahr die Kirschbäume in voller Blütenpracht.
Meine Kirche hat acht Ecken
Insgesamt ist Tonndorf sehr grün und besitzt im nördlichen Teil einen Grüngürtel, der sich um Wandse und Rahlau schmiegt und in den Eichtalpark übergeht. Von dort kann man sich zu einer schönen Wanderung aufmachen, denn der Grüngürtel zieht sich bis zur Außenalster.
Diesen grünen Fleck Tonndorfs sollte man ebenso gesehen haben, wie die Tonndorfer Kirche. Das kleine Gotteshaus an der Stein-Hardenberg-Straße wurde in den Jahren 1953 und 1954 in achteckiger Form gebaut. In der beschaulichen Kirche war einst ein Pastor Dorau tätig. Wer jetzt statt Kirche an einen gewissen Fred vom Jupiter denkt, liegt goldrichtig. Musiker und Produzent Andreas Dorau, vor allem bekannt aus der Neuen Deutschen Welle, ist der Sohn eben jenes Pastoren.
Lediglich ein gewachsener Ortskern fehlt. Zum Einkaufen geht man deshalb in die Tonndorfer Hauptstraße zum Einkaufszentrum Tondo, wo neben einem großen Supermarkt auch kleinere Geschäfte und Ärzte zu finden sind, oder in den Sonnenweg.
Studio Hamburg
Weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt ist Tonndorf durch das Studio Hamburg. In dem Atelierkomplex, der bereits 1947 als Real Film GmbH gegründet wurde, entstanden viele deutschen Kino-Klassiker der Nachkriegszeit. Verfilmt wurden im Tonndorfer Studio unter anderem „Des Teufels General“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann.
Längst produzieren dort aber auch private und öffentlich-rechtliche Sender TV-Filme und Shows, so zum Beispiel die NDR-Tatorte und Serien wie „Das Traumschiff“ oder „Großstadtrevier“. In dem international renommierten Produktions- und Dienstleistungszentrum für Film und Fernsehen sind über 850 Mitarbeiter beschäftigt. Die Studios erzielen pro Jahr einen Umsatz von 280 Millionen Euro. Damit ist das weitläufige Areal mit Kulissenbau in eigenen Werkstätten der bedeutendste Arbeitgeber des Stadtteils.
Palmen und Sandstrand
Zum Ausspannen empfiehlt sich in Tonndorf das Freibad Ostende, das an der Tonndorfer Strand 37 zu finden ist. Die Entstehung des beliebten Sommerbads fällt ins Jahr 1927, als sich die ausgediente Tongrube einer großen Ziegelei mit Wasser füllte.
Seit 1986 wird das Natur-Bad von einer privaten Trägerschaft finanziert, 2012 wurden 75 Tonnen feinster Sand aufgeschüttet. Außerdem gibt es eine 24.000 Quadratmeter große Liegewiese, eine Beachvolleyball-Anlage und Palmen fürs tropische Ambiente.
Der Zuspruch des Publikums, das aus dem gesamten Hamburger Umland in die Tonndorfer Strandoase strömt, ist groß: Von Mai bis September wird dort geplanscht, getobt oder Kanu gefahren.
Standortvorteil Mikroklima
Eingeschworene Tonndorfer sind davon überzeugt, dass das Bad seinen Erfolg nicht zuletzt einem lokalen Wetterphänomen verdankt: Angeblich soll es in dem sehr grünen Stadtteil um einiges wärmer sein als im übrigen Hamburg.
Grund ist das Mikroklima: So liegt Tonndorf klimatisch gesehen exakt im Herzen der großen Metropole und profitiert besonders vom sogenannten Stadt-Klima-Effekt. Bis zu fünf Grad soll die Differenz zum Umland, aber auch zur City, an windstillen Tagen betragen können.
Namensherkunft
Seine erste urkundliche Erwähnung findet das heutige Tonndorf 1314 unter dem Namen „Todendorpe“. Über die Herkunft des Namens sind die Historiker uneins. Gut möglich aber, dass einer der frühen Ortsgründer „Todo“ hieß.
Archäologisch interessierte Hamburger machten auf dem Gelände des heutigen Stadtteils bereits im 18. Jahrhundert interessante Funde, die teilweise noch aus der Bronzezeit stammten. Weitere Ausgrabungen legen nahe, dass die erste Besiedlung sogar in die jüngere Steinzeit fiel.
Ritter und Gutsherrn
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das holsteinische Dörfchen mehrmals seinen Besitzer. Anfang des 14. Jahrhunderts war der Flecken Eigentum der Ritterfamilie von Wedel, ein paar Jahrzehnte später wurde das Areal Eigentum eines Zisterzienser Klosters. 1646 erwarb der Gutsherr Albert Balthasar Behrens umfangreichen Grund in der Gemarkung vom heutigen Hinschenfelde und Tonndorf.
Gut 200 Jahre später entstand die preußische Gemeinde Tonndorf und Lohe, in diesen Zeitraum fällt auch der Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Lübeck und Hamburg.
Im Jahr 1927 kam Tonndorf zu Wandsbek, 1938 schließlich zu Hamburg. Aber erst durch die Neuordnung des Staatsgebietes in den Jahren 1949 bis 1951 erhielt der Wohnstadtteil im Hamburger Osten seine heutigen Grenzen.
Straßen- und Schienenverkehr
Viele Jahrzehnte stöhnten die Hamburger Autofahrer über die langen Wartezeiten vor den Schranken der Bahnübergänge in Tonndorf. Seit 2006 fließt der Verkehr flüssiger: Damals wurde die lang ersehnte Bahnunterführung Sonnenweg eingeweiht, 2007 konnte auch die Unterführung der Tonndorfer Hauptstraße ihren Betrieb aufnehmen.
Stauanfällig sind Teile Tonndorfs allerdings trotzdem geblieben, schließlich führt mit der Ahrensburger Straße (im weiteren Verlauf Stein-Hardenberg-Straße) eine der Hauptverkehrsadern Hamburgs durch den Stadtteil.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)