Der Moorgürtel ist Teil des Landschaftsraumes der Süderelbmarschen und im Südwesten Hamburgs gelegen. Dieses ehemals großflächige Randmoor des Elbe-Urstromtals wird heutzutage weit überwiegend als extensives Grünland genutzt und stellt eine noch intakte Kulturlandschaft von besonderem Reiz dar, da kleinräumig wechselnd immer wieder Moorreste, Gebüsche, Wälder, Kleingewässer, Röhrichte und Seggenrieder in die feuchtgründigen Wiesen und Weiden eingestreut sind. Hier lebt zurückgezogen und scheu ein inzwischen prominenter Vertreter der Vogelwelt: Der Wachtelkönig !
Pflanzenwelt

Die vielfältigen Lebensräume im Moorgürtel bedingen auch eine abwechslungsreiche Flora. Wiesen und Weiden nehmen dabei den Großteil des Moorgürtels ein und erfreuen in ihrer Blütenpracht das menschliche Auge. Diese seit jeher nur schonend genutzten Wiesen weisen eine Vielzahl seltener Pflanzen wie Kohldistel, Kuckucks-Lichtnelke, Klappertopf, Orchideen oder Schlangenknöterich auf.

Pflanzenarten der Moore findet man dagegen in den offenen und bewaldeten Hochmoor- und Übergangsmoorbereichen des Nincoper und des Francoper Moores. Hierzu zählen Breitblättriges Wollgras, Königsfarn, Breitblättriges Knabenkraut sowie mehrere Torfmoosarten. Hier gedeiht auch der Gagelstrauch, eine gebüschbildende, bundesweit seltene Pflanze, die früher vielseitig genutzt wurde. So wurden die Blätter anstelle von Hopfen zum Würzen von Bier verwendet, wodurch das Bier besonders berauschend wurde. Die Blütenknospen wurden zum Gelbfärben genutzt und die Früchte schließlich verwendete man zum Würzen von Likören. Eine sehr genussreiche Pflanze also.
Tierwelt

"Crex, crex !" Bis zu 5000 mal in einer lauen Nacht im Mai schallt dieser Ruf des Wachtelkönigs über den Moorgürtel im Südwesten Hamburgs. Dieser ca. 30 cm große, in der gesamten Europäischen Union vom Aussterben bedrohte Vogel, der hier so lauthals seinen lateinischen Namen ruft, ist bislang nur von einigen Menschen gehört und von noch wenigeren gesehen worden. Die Lautäußerungen des aus Schilf, Hochstauden und Gebüschen rufenden Männchens dient zur Anlockung der mit Verspätung ebenfalls aus dem Winterquartier in Afrika heimkehrenden Weibchen. Anfang Juni wechseln die versteckt lebenden und flugscheuen, dafür aber um so lauffreudigeren Vögel zur Brut in extensiv genutzte und spät gemähte Wiesen. Im Juli werden dann für spätere Brutversuche, die Mauser (dreiwöchige Flugunfähigkeit) und die Fütterung der Jungen wieder Hochstaudensäume und andere Randstrukturen bzw. nach einem ersten Schnitt wieder hochgewachsenen, extensiv genutzte Wiesen aufgesucht. Bereits Ende September setzt dann der Rückflug ins Winterquartier ein.

Diese kurze Darstellung der Ökologie des Wachtelkönigs veranschaulicht, welche hohen Qualitätsanforderungen an die Lebensraumausstattung des Brutgebietes gestellt werden. Umso erfreulicher, dass diese Lebensräume in der notwendigen engen, mosaikartigen Verzahnung in großen Bereichen des Moorgürtels erhalten geblieben sind. Aufgrund der dortigen selten günstigen naturräumlichen Gegebenheiten ist der Moorgürtel eines der bundesweit bedeutendsten Gebiete für den Wachtelkönig und somit als EG-Vogelschutzgebiet und Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Die kleinstrukturierte Naturraumausstattung im Moorgürtel kommt auch einer Vielzahl von anderen Lebewesen zu gute. So finden im blumenreichen Feuchtgrünland viele Wiesenvögel, wie Weißstorch, Kiebitz, Bekassine und Wiesenpieper Nahrung.

Die Gräben beherbergen einen großen Reichtum an Organismen wie Amphibien, Kleinfische und Libellen. Die Moorbereiche sind Heimat von Moorfrosch, Schwarze Heidelibelle und Spiegelfleck-Dickkopffalter, während die Saumbiotope Vogelarten wie Schwarzkehlchen, Neuntöter und Feldschwirl beherbergen. Insofern ist der Wachtelkönig als prominentester Vertreter des Moorgürtels auch ein sehr guter Indikator für eine noch intakte Kulturlandschaft, die in Hamburg in dieser Ausprägung und Großflächigkeit einmalig ist.