Neu ist das maßstabsübergreifende Denken, das Große in Verbindung mit Kleinem zu sehen. Auf die Auseinandersetzung mit einer Gesamtstrategie im üblichen Wettbewerbsverfahren folgt die Konkretisierung der Projektidee in einer Sommerwerkstatt vor Ort. Für den Wandse Grünzug in Hamburg ist prozesshaftes Denken gefragt, dass seinen Höhepunkt in der Umsetzung eines Prototyps findet.
Es galt, eine der von Fritz Schumacher in frühen Jahren in seiner berühmten Federzeichnung entworfenen Grünen Magistralen, dem Wandse-Grünzug, neues Leben einzuhauchen. Zugelassen waren Planer/innen aus der ganzen Welt. Nur unter 40 Jahre sollten sie sein. Weil die Jugend, so die Ausloberin, die Behörde für Umwelt und Energie, noch unverbraucht, noch nicht dem Alltag erlegen ist.
Preisträgerinnen und Preisträger



Herausgekommen sind zwei erste Preise, ein dritter Preisträger und zwei Anerkennungen. Zwei erste Preise, weil sie von der Herangehensweise nicht unterschiedlicher sein können aber dennoch jeder für sich genommen, erstklassige Ideen präsentiert:
1. Preis
Leonie Kümpers und Matthis Gericke, beide Studenten der Architektur an der HafenCity Universität Hamburg, belegten den ersten Platz, weil sie mithilfe von 28 Aktionen entlang der Wandse – immerhin auf gut 14 km verteilt – erstens auf die Wandse aufmerksam machen wollen und zweitens über die Nutzungen der Aktionen durch Bürger/innen den Wandse-Grünzug verstetigen, ihn verbinden und ihn für Menschen im Stadttraum wahrnehmbar gestalten wollen
1. Preis
Annika Schridde, Studentin der Landschaftsarchitektur der Universität Kassel bekam den zweiten ersten Preis. Ihre Idee geht ein Stück weit in Richtung Fridays for future: nicht die Planer/innen oder Politiker/innen bestimmen über die Form, das Aussehen und die Nutzungen des Wandse-Grünzuges und fragen danach die Menschen vor Ort „ist es okay so?“. Sondern, die heutigen und die künftigen Nutzer/innen des Grünzuges bekommen mithilfe eines von der Gewinnerin ausgeklügelten und pfiffigen Fragenquartetts die Möglichkeit, sich IHRE Grünfläche, ihre Wandse nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Den groben Rahmen setzt dabei Autorin Schridde. Die Fläche wird von den Menschen vor Ort quasi mit frischer „Farbe bemalt“ – zusätzliches Leben eingehaucht.
3. Preis
Flora Kießling mit Nora Ophardt, beide Studentinnen der Landschaftsarchitektur der TU Dresden, erhielten den dritten Preis für Ihre Idee „Perlenkette Wandse“, in der zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten entworfen werden, wie Badestellen an der Wandse oder die Schaffung des Wandse-Ecks, wo sich Anwohner/innen am Fluss treffen können
Anerkennung
Jonathan Stimpfle, Student der Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar, mit Karolina Kernbach, Studentin der Landschaftsarchitektur an der Leibniz Universität Hannover
Anerkennung
Johanna Konopatzky, Studentin der Landschaftsarchitektur an der TU Dresden
Hintergrund
Wer war Otto Linne?
Er war Hamburgs Erster Gartenbaudirektor in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, war Vor- und Querdenker in Sachen sozialem Grün in der Stadt. So hat er unter anderem den HammerPark so gestaltet, dass er insbesondere für ältere Menschen und für die Arbeiterklasse zur Verfügung stand. Letztere waren es seinerzeit noch gewohnt, Samstags und manches Mal auch Sonntags zu arbeiten.
In die Jetztzeit übertragen, steht Otto Linne auch heute noch als Beispiel für einen unkonventionellen und nicht alltäglichen Umgang mit unserem Stadtgrün. Seit 2009 veranstaltet die Behörde für Umwelt und Energie den so genannten Otto Linne Preis für urbane Landschaftsarchitektur. International ausgelobt, dürfen junge Planer/innen unter vierzig Jahren an dem Wettbewerb teilnehmen. Weil die Umweltbehörde davon überzeugt ist, dass junge Menschen noch ein gerütteltes Maß an Kreativität und Innovation mit sich tragen.
Der Otto Linne Preis in 2019 beschäftigte ein gutes halbes Jahr Planer/innen mit dem Wandse-Grünzug. Für vierzehn Kilometer Grünraum, von der Innenstadt bis an die Peripherie der Stadt, galt es eine Idee zu entwickeln. Die einerseits dem Raum als Ganzes ein Corporate Identity gibt und andererseits die Idee spezifiziert und mithilfe eines selbstbestimmten Fokusraumes Ausblick auf die neuen Qualitäten dieser Grünachse gestattet.