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Hamburgs Blumen- und Gemüsegarten Die Vier- und Marschlande

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Die Vier- und Marschlande

So seltsam es auch klingen mag, die Hafen-, Handels- und Industriemetropole Hamburg ist -salopp gesagt- ein landwirtschaftliches Überschussgebiet. Mit den 13.163 ha großen Vier- und Marschlanden zwischen Bille und Elbe, Moorfleet und Altengamme verfügt der Stadtstaat über ein Blumenparadies und eine Gemüsekammer, die weit mehr produzieren, als die Hamburger selbst verwerten können.

Die Besiedelung dieses fruchtbaren Schwemmlandes im eiszeitlichen Urstromtal der Elbe begann im 12. Jahrhundert. Sie begann vom Geestrand (Bergedorf) über Dove- und Gose-Elbe- zwei die Marsch querende, seichte Wasserarme - bis an das Elbufer. Schritt für Schritt tasteten sich die Menschen in ein unwegsames und unwirkliches Gelände hinein, das regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht wurde. Urbarmachung und Eindeichung gingen daher Hand in Hand.

Schon Ende des 14. Jahrhunderts erwarb Hamburg erste Gebiete in den stadtnahen Marschlanden: Die Kirchspiele Moorfleet und Allermöhe sowie Ochsenwerder mit Spadenland und Tatenberg. Und bereits eine Generation später (1420) erstreckte sich der Hamburger Einfluss auf den gesamten Raum zwischen Elbe und Bille, nachdem der Lauenburger Herzog aus Bergedorf vertrieben worden war (siehe auch der Beitrag "Ein Jahrtausend Bergedorf"). Freilich mussten sich die Elbstädter auch hier die Macht mit den verbündeten Lübeckern teilen, denn die Kirchspiele Neuengamme, Kirchwerder, Altengamme und Curslack unterstanden ebenfalls der "beiderstädtischen" Verwaltung.

Der Name "Vierlande" war damals noch unbekannt. Er setzte sich erst Mitte des 16. Jahrhunderts für das Gebiet der genannten vier Kirchspiele durch. Zu dieser Zeit war die Erschließung und Besiedelung des fruchtbaren Marschenbodens bereits weit fortgeschritten. Es entstanden die ersten typischen Vierländer Hufnerhäuser mit zum Teil hölzernen Kornspeichern. Vereinzelt ragten schon Entwässerungswindmühlen aus dem flachen Land heraus. Getreidefelder veränderten das Bild der einst homogenen Weidelandschaft.

Doch der Kampf gegen die Naturgewalten war noch lange nicht gewonnen. Und dort, wo es Fortschritte gab, sorgte das bisweilen für Streit mit den Nachbarn. So bangten die Lüneburger südlich der Elbe um ihre Deiche, als die Hamburger sich ab dem 14. Jahrhundert anschickten, Dove- und Gose-Elbe abzudämmen und die Deichlücken unmittelbar am Strom zu schließen. Diese Maßnahmen sollten dazu beitragen, der Norderelbe, dem für Hamburg lebenswichtigen Schifffahrtsweg, mehr Wasser zuzuführen. Der Lüneburger Herzog nahm das zum Anlass, mit seinen Truppen zerstörend und plündernd in die Vierlande einzufallen, musste sich jedoch nach vier Wochen zurückziehen.

Mit dem heute dominierenden Gartenbau begannen sich die Vierländer erst seit dem 18. Jahrhundert intensiver zu befassen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der Betriebe, die den erwerbsmäßigen Anbau von Gartengewächsen betreiben, auf fast 2.500, darunter 1.700 reine Gartenbaubetriebe. Ist Ihnen bekannt, dass jede vierte in Deutschland erzeugte Schnittrose aus den Vier- und Marschlanden stammt? Insbesondere der Unterglasanbau erlebte einen kräftigen Aufschwung. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte es sich allerdings rückläufig (1995 nur noch 874 Betriebe).

Die einst etwas verträumt dahinlebende Bauernlandschaft ist inzwischen durch ein leistungsfähiges Straßennetz (seit 1981 durch die Marschenautobahn) und durch attraktive Erholungsgebiete (Badeseen, Wasserpark Dove-Elbe) erschlossen worden. Doch trotz dieser Tribute, die auch die Vier- und Marschlande der Zivilisation zollen mussten, blieb der reizvolle Charakter dieser eigenwilligen Landschaft in weiten Bereichen bis heute erhalten.  

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