Die Preisträger für beide Preise wurden jeweils von einem vom Senat eingesetzten Preisrichtergremium ausgewählt. In der Begründung der Jury des Edwin-Scharff-Preises heißt es: „Linda McCue hat sich im Laufe ihrer künstlerischen Entwicklung eine Position erarbeitet, die sie in ihrer Eigenständigkeit als einzigartig hervortreten lässt. Waren ihre frühen abstrakten Arbeiten vom Experimentieren und der Auseinandersetzung mit der Materialität der Bildoberfläche und deren Strukturen bestimmt, öffnet sich ihr späteres Schaffen ins Erzählerische. Sie greift gesellschaftliche Aspekte auf und verbindet sie mit persönlichen Konnotationen. Ihre Bilder sind gleichzeitig wirklichkeitsnah und phantasievoll.“
Mit dem Karl-Schneider-Preis für Jovica Veljović würdigt das Preisrichtergremium ein in Hamburg kaum wahrgenommenes Beispiel für Angewandte Kunst: „Die Schriftentwicklung ist ein langfristiger Prozess, und Stilvarianten lassen sich nur in engen Grenzen erproben. Denn das Alphabet ist erfunden, die Grundformen und Funktionen sind unabänderlich und festgelegt. Jovica Veljović hat ein variantenreiches und formbewusstes grafisches Werk geschaffen, das in vielfältiger Weise Tradition und Innovation verbindet. Er verkörpert beste europäische Schriftkunst-Tradition und damit gewissermaßen das Erbe von William Morris, Anna Simons, Jan Tschichold, Adrian Frutiger und Hermann Zapf.“
Der Edwin-Scharff-Preis wurde 1955 vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg gestiftet und wird seitdem jährlich an Bildende Künstler verliehen, die in Hamburg und Umkreis leben. Er gilt neben dem Lichtwark-Preis als die höchste und wichtigste Auszeichnung der Stadt im Bereich der Bildenden Kunst und ist mit 7.500 Euro dotiert. Frühere Preisträger waren u a. Ulrich Rückriem, Hanne Darboven, Bogomir Ecker und Daniel Richter.
Linda McCue wurde 1964 in Toronto, Kanada, geboren. Sie studierte am Ontario College of Art in Toronto, in Florenz und von 1993 bis 1997 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Werner Büttner. Ihre Werke waren in Hamburg bereits im Kunsthaus, im Kunstverein und in einer großen Einzelausstellung in der Galerie Vera Munro zu sehen. 1998 erhielt sie das Barkenhoff-Stipendium des Landes Niedersachsen, 2000 das Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst und 2002 das Hans-Günther-Baass-Atelierstipendium.
Mit dem Karl-Schneider-Preis, 1985 vom Senat zunächst als „Preis für das Kunsthandwerk“ gestiftet und 1995 in „Karl-Schneider-Preis“ umbenannt, wird alle zwei Jahre ein im Raum Hamburg lebender Künstler für herausragende Leistungen im Bereich der Angewandten Kunst gewürdigt. Der Preis ist ebenfalls mit einem Preisgeld von 7.500 Euro ausgestattet. Vorherige Preisträger waren u.a. der Fotograf Hans Hansen, die Goldschmiedin Hilde Leiss, der Gestalter Peter Schmidt und die Modedesignerin Sibilla Pavenstedt.
Der 1954 in Serbien geborene Jovica Veljović gehört zu den bedeutendsten Schriftentwerfern Europas und wurde bereits mehrfach international ausgezeichnet. Er studierte Kalligraphie und Schriftgestaltung an der Akademie für angewandte Künste in Belgrad. Seit 1992 lebt er in Hamburg und unterrichtet Kalligraphie und Typographie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und hält Vorträge und veranstaltet Workshops in Europa und Amerika. Er hat an der Gestaltung und Entwicklung der Hausschriften von Zeitungen, wie z. B. DIE ZEIT und die Tageszeitung POLITIKA in Belgrad, mitgewirkt. Und auch die Urkunden für die Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg wurden von ihm gestaltet und kalligraphisch ausgeführt.