Postautonome Gruppen

Postautonome Gruppierungen

Postautonome Gruppierungen streben an, als Scharnier zwischen gewaltbereiten Linksextremisten und gemäßigten linken Gruppierungen zu fungieren. Mit der Worterweiterung in Form der Vorsilbe „Post“ signalisieren sie, dass sie einige grundlegende Merkmale der Autonomen-Szene in Frage stellen, mit dem Politikansatz jedoch nicht vollständig brechen wollen.

Definition Postautonome Gruppierungen

Ihre Wurzeln haben die postautonomen Gruppierungen in der klassischen autonomen Szene, grenzen sich in Teilen jedoch von dieser ab. Sie kritisieren unter anderem die strikte Organisationsfeindlichkeit der Autonomen und streben nach Bündnissen innerhalb und außerhalb des linksextremistischen Spektrums. Mit dem Prinzip des „zivilen Ungehorsams“ streben die Postautonomen an, zwischen den extremistischen und demokratischen Akteuren zu vermitteln.

Interventionistische Linke

Die IL ist eine in Deutschland und Österreich agierende gewaltorientierte postautonome Gruppierung. Sie organisiert sich überregional und regional in verschiedenen Substrukturen. Sie bezeichnet sich selbst als breit aufgestellte Organisation des „linksradikalen“ postautonomen Spektrums, die sich keinen ewigen ideologischen Wahrheiten unterordnen will. Sie ist besonders aktiv in den Themenfeldern „Antifaschismus“ und „Antirassismus“, versteht sich jedoch auch als Akteurin im Kampf gegen vermeintliche Repression durch staatliche Institutionen und gegen den Klimawandel. Zudem strebt sie eine Brückenfunktion zwischen verschiedenen links extremistischen Gruppierungen, auch militanten Gruppen, und demokratischen Initiativen an. Die IL vertritt eine eindeutig gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtete Ideologie, die Gewalt als politisches Mittel einschließt.

Die Interventionistische Linke Hamburg (IL HH)

Die „Interventionistische Linke Hamburg“ (IL HH) ist die größte postautonome Gruppierung in Hamburg, welche aus dem linksextremistischen AVANTI-Bündnis heraus entstand. Der Hamburger Ableger des AVANTI-Projektes schloss sich im Jahr 2009 dem überregionalen Bündnis der Interventionistischen Linken (IL) an, ging 2014 in diesem auf und benannte sich in der Folge um in „IL Hamburg“. Als Ort für Treffen und Veranstaltungen zu verschiedenen Themen dient der IL HH, wie auch anderen linksextremistischen Hamburger Gruppen, das „Centro Sociale“. Laut eigener Aussage widmet sich die Organisation in mehreren Arbeitsgruppen verschiedenen Themen- und Handlungsfeldern, insbesondere dem Antifaschismus sowie der Sozialpolitik. Die IL HH beabsichtigt, die Handlungsfähigkeit und Wahrnehmbarkeit der „radikalen Linken“ flächendeckend zu verstärken und gesellschaftlich zu etablieren. In zahlreichen Veröffentlichungen schließt die IL HH Militanz als ein Mittel zur Überwindung der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung nicht aus und gilt daher als gewaltorientierte Gruppierung. Gezielt werden durch die IL HH anlass- und themenbezogen Kooperationen mit Gruppierungen außerhalb des postautonomen Spektrums eingegangen, auch mit nichtextremistischen Initiativen und Organisationen. Dies dient unter anderem dem Zweck, die ideologischen Vorstellungen der IL einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Bündnisse oder Kampagnen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. So werden einzelne Gruppierungen wie „See brücke Hamburg“, „Ende Gelände Hamburg“ oder der Verein „Hamburg Enteignet e.V.“ von der IL HH beeinflusst. Mit „Hamburg Enteignet“ befürwortet die IL die Enteignung von Unternehmen, Wohnungsbaugesellschaften, privaten Krankenhäusern und sogenannten „Superreichen“. Was zunächst vordergründig so erscheint, als gehe es der IL Hamburg lediglich um bezahlbaren Wohnraum, zielt nach Einschätzung des LfV tatsächlich auf die Beseitigung des bestehenden Systems ab, um einen von der IL bisher nicht näher definierten kommunistischen Staat aufzubauen. Die IL HH forderte und fordert regelmäßig in Interviews, sozialen Medien, öffentlichen Verlautbarungen, auf Plakaten und Transparenten die „Überwindung des Kapitalismus“ und den damit verbundenen Aufbau einer „kommunistischen“ Staatsund Wirtschaftsordnung. Der zu überwindende „Kapitalismus“ steht für Linksextremisten dabei häufig als Synonym für die freiheitliche, demokratische Grundordnung und die parlamentarische Demokratie. Mit diesen Forderungen befindet sich die IL HH folglich in einem nicht aufzulösenden Widerspruch zum Kernbereich der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung.

Postautonome Gruppierungen in Hamburg LfV Hamburg


GROW

Im postautonomen Spektrum ist auch die Gruppierung GROW („Gruppe für den organisierten Widerspruch“) aktiv. Zu ihren wichtigsten Handlungsfeldern zählen der Feminismus, der Antikapitalismus mit der Forderung „Alles für Alle!“ sowie der Antifaschismus. Als übergeordnetes Ziel verfolgt GROW die Abschaffung des Kapitalismus. Die Mitglieder bezeichneten sich in der Vergangenheit regelmäßig selbst als „Kommunist*innen“ und forderten unter anderem, „die heutige Gesellschaft als Ganzes in Frage [zu] stellen.“ 

Aktuelle Informationen zu postautonomen Gruppierungen in Hamburg

Aktuelle Informationen zu postautonomen Gruppierungen in Hamburg finden Sie im Verfassungsschutzbericht ab Seite 84.

Verfassungsschutzbericht 2023