Alle schweren Nutzfahrzeuge von Hamburgs Behörden und öffentlichen Unternehmen flächendeckend mit Abbiegeassistenzsystemen ausrüsten – dieses Vorhaben hat sich der Hamburger Senat Anfang vergangenen Jahres zum Ziel gesetzt. Denn trotz umfassender Präventionsmaßnahmen führen Abbiege-Unfälle zwischen Lkw und Fußgängern oder Radfahrern immer wieder zu tödlichen Verletzungen. Technische Abbiegeassistenzsysteme können helfen, viele dieser Unfälle zu vermeiden und damit Leben zu retten. Denn die Systeme sorgen dafür, dass der Lkw-Fahrer auf Personen im so genannten toten Winkel rechtzeitig aufmerksam wird.
Ein Jahr nach dem Start der Senatsinitiative für mehr Verkehrssicherheit konnten inzwischen rund 97 Prozent aller städtischen Fahrzeuge über 7,5 t, die regelmäßig im öffentlichen Raum unterwegs sind, mit einem entsprechenden System ausgerüstet werden. Insgesamt wurden rund 870 Fahrzeuge nachgerüstet. Die meisten Umrüstungen erfolgten dabei zahlenmäßig bei der Feuerwehr Hamburg (293 Fahrzeuge) und bei der Stadtreinigung Hamburg (356 Fahrzeuge). Die Kosten für die Umrüstung belaufen sich insgesamt auf mehr als zwei Millionen Euro.
Die verbleibenden drei Prozent der noch auszurüstenden Fahrzeuge sollen zeitnah umgerüstet werden. Für die ebenfalls darunter fallenden bundeseigenen Fahrzeuge, die auf Hamburgs Straßen unterwegs sind, wird sich Hamburg gegenüber dem Bund für eine Nachrüstung einsetzen. Nicht berücksichtigt wurden Fahrzeuge, die noch in diesem Halbjahr ausgemustert werden sowie Sonderfahrzeuge, die nur sehr selten im öffentlichen Verkehr eingesetzt werden, u. a. im Bereich des Flughafens, auf Friedhöfen oder im Falle der Feuerwehr ausschließlich auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule.
Für 2021 ist zudem geplant, auch Fahrzeuge ab 3,5 t nachzurüsten, sodass die Umrüstung der gesamten städtischen Nutzfahrzeug-Flotte bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll.
Auch mehrere private Unternehmen haben sich zuletzt der Senatsinitiative angeschlossen und treiben die Umrüstung ihrer Fahrzeugflotten weiter voran. Dachser hat nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 70 Prozent seiner Lkw-Flotte in Hamburg umgerüstet, Tendenz weiter steigend. Auch das Unternehmen Elkawe der Bursped-Gruppe setzt auf mehr Sicherheit durch Abbiegeassistenzsysteme und will bis Ende des nächsten Jahres den gesamten Fuhrpark, inklusive aller Fahrzeuge über 3,5 t, mit einem entsprechenden System ausstatten. Das Unternehmen Otto Dörner nimmt ebenfalls konsequent bei jedem Austausch alter Lkw gegen Neue, eine Ausrüstung der Neufahrzeuge mit Abbiegeassistenzsystemen vor.
Hintergrund
Eine EU-weite verpflichtende Einführung von Abbiegeassistenten ist erst ab Juli 2022 für neue Fahrzeugtypen und ab Juli 2024 für alle neuen Lkw und Busse vorgesehen. Eine Pflicht zum Nachrüsten wird es hingegen nicht geben. Hamburg hat sich daher frühzeitig entschieden, mit Blick auf die Verkehrssicherheit eigene Wege zu gehen und eine behördenübergreifende Initiative zu starten. Als bundesweit erste Großstadt hatte die Stadt 2019 einen groß angelegten Praxistest gestartet. In dem Pilotverfahren wurden drei am Markt erhältliche Abbiegeassistenzsysteme in verschiedenen Fahrzeugtypen von Hamburger Behörden, öffentlichen Unternehmen und privater Wirtschaft umfassend erprobt. Nach erfolgreichem Abschluss des Testbetriebs folgte der flächendeckende Einbau von Abbiegeassistenzsystemen bei allen schweren Nutzfahrzeugen von Hamburgs Behörden und öffentlichen Unternehmen. Dazu wurde Ende 2019 eine Ausschreibung für eine entsprechende Rahmenvereinbarung mit den Herstellern von Abbiegeassistenzsystemen auf den Weg gebracht. Sie ermöglicht es städtischen Behörden und Unternehmen, sich ohne Ausschreibung mit Abbiegeassistenzsystemen zu bedienen. Zudem beschloss der Senat, dass bei städtischen Lkw-Neuanschaffungen seit 1. August 2020 verpflichtend nur noch Fahrzeuge mit Abbiegeassistent bestellt werden dürfen.
Innensenator Andy Grote: „Mehr Radverkehr geht nur mit mehr Sicherheit für Radfahrer. Wo die schwächsten und die stärksten Verkehrsteilnehmer aufeinandertreffen, sind wir daher besonders gefordert und setzen auf Technik, die Leben rettet. Die Umrüstung von fast 900 städtischen Fahrzeugen mit Abbiegeassistenten war ein enormer Kraftakt, mit dem wir Hamburgs Straßen ein ganzes Stück sicherer gemacht haben. Ich danke allen Beteiligten in der gesamten Stadt, die unsere Senatsinitiative in den letzten Monaten so engagiert umgesetzt haben und weiter mitziehen.“
Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie: „Immer wieder kommt es zu tödlichen Abbiegeunfällen. Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar. Die Technik auch zur Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten ist vorhanden, und deshalb rüsten wir auch in allen Bereichen nach. Die öffentlichen Unternehmen im Bereich meiner Behörde haben die Umrüstung ihrer LKW-Flotten längst begonnen und teilweise sogar abgeschlossen. Bei der Stadtreinigung z. B. sind jetzt 420 Fahrzeuge mit Abbiegeassistent im Einsatz, mehr als 330 wurden nachgerüstet. Bei Hamburg Wasser, Gasnetz und Stromnetz GmbH sind nahezu alle eigenen großen Fahrzeuge schon mit solchen Systemen ausgestattet.“
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann: „Unser Ziel muss sein, dass über kurz oder lang alle LKW aus Hamburg mit den sichereren LKW-Abbiegeassistenzsystemen ausgerüstet sind. Das erhöht die Sicherheit und vermeidet schwere Abbiegeunfälle. Bis allerdings sämtliche LKW auf Hamburgs Straßen über diese Technik verfügen, ist es noch ein langer Weg. Denn das entsprechende EU-Gesetz gilt erst ab 2024 – und zwar für neue Lastwagen. Deshalb bin ich dankbar, dass sich inzwischen mehrere private Unternehmen aus der Logistikmetropole Hamburg unserer Initiative angeschlossen haben und ihre Fahrzeuge schrittweise umrüsten. Ich appelliere an die Fuhrparkverantwortlichen, wenn möglich, diesen Beispielen zu folgen.“
Dr. Christian Schwarz, Leiter Feuerwehr Hamburg: „Ich bin stolz, dass die Feuerwehr Hamburg als einer der Vorreiter der Feuerwehren in Deutschland durch die Ausstattung der Einsatzfahrzeuge mit technischen Abbiegeassistenzsystemen aktiv dazu beiträgt, den Straßenverkehr in Hamburg ein Stück sicherer zu machen. Insbesondere bei zeitkritischen Einsatzfahrten bieten die Systeme den Fahrern unserer Einsatzfahrzeuge eine erhöhte Handlungssicherheit. An dieser Stelle kann ich nur dafür werben, dem Vorbild Hamburgs zu folgen, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger auf den Straßen der Bundesrepublik zu erhöhen!“
Dr. Rüdiger Siechau, Geschäftsführer Stadtreinigung Hamburg: „Rund 10 Millionen Kilometer legen unsere Fahrzeuge zusammengenommen pro Jahr zurück. Und weil wir damit eine große Verantwortung im Straßenverkehr tragen, haben wir bereits Anfang des Jahres 2018 die ersten Tests mit verschiedenen Abbiegeassistenzsystemen durchgeführt. Ich freue mich, dass wir nun alle großen Fahrzeuge mit einem solchen System ausgerüstet haben und Hamburgs Straßenverkehr damit ein stückweit sicherer machen.“
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