Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Wer eine aufgeklärte und freie Gesellschaft will, sollte sich Gedanken darüber machen, wie die Angebote der Kinder- und Jugendkultur aussehen. Denn sie sind es, die jungen Menschen erste eigene Erfahrungen mit Kunst und Kultur eröffnen und die so einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung leisten. Das neue Rahmenkonzept ist eine echte Innovation für die Kinder- und Jugendkultur in Hamburg. Erstmals wurden junge Menschen selbst befragt, was sie sich für ihre Kultur wünschen. In dem Kindermanifest zur Kulturförderung, das dem Rahmenkonzept vorangestellt ist, formulieren sie ihre Wünsche und Anliegen. Ihre Aussagen bilden die Grundlage für das Rahmenkonzept und somit für die zukünftige Entwicklung der Kinder- und Jugendkultur in Hamburg. In diesem Geiste wollen wir das Rahmenkonzept auch in den kommenden Jahren umsetzen. Es soll damit auch einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung leisten und Kindern und Jugendlichen eine Stimme in der Stadt geben. Erstmals werden klare übergeordnete Zielsetzungen in der Kinder- und Jugendkultur aufgezeigt. Mit den im Entwurf des Doppelhaushalts 2025/2026 vorgesehenen Etatsteigerungen für die Kinder- und Jugendkultur in Höhe von über einer halben Million Euro planen wir, erste Schritte hin zu diesen Zielen strukturiert umzusetzen. Ich danke insbesondere allen beteiligten Kindern und Jugendlichen, dem FUNDUS THEATER, der LAG Kinder- und Jugendkultur e.V., der Sozialbehörde und der Schulbehörde für die intensive und gute Zusammenarbeit an diesem wichtigen, zukunftsweisenden Konzept und den zahlreichen Stiftungen in der Stadt, die uns seit vielen Jahren wichtige und enge Partner in der Kinder- und Jugendkultur sind.“
Leitlinien für die Kinder- und Jugendkultur
Das Rahmenkonzept Kinder- und Jugendkultur stellt das zentrale politische Papier zur Förderung der Kinder- und Jugendkultur in Hamburg dar. Im Vergleich zu den vorherigen Konzepten aus den Jahren 2004 und 2012 leitet die nun vom Senat verabschiedete Neufassung einen Paradigmenwechsel ein, indem die Bedürfnisse der jungen Menschen sowie eine möglichst eigenverantwortliche Gestaltung kulturellen Lebens und chancengerechte Teilhabe in den Mittelpunkt gestellt werden. Mit der erstmaligen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen nimmt das Rahmenkonzept bundesweit erneut eine Vorreiterrolle ein, indem es das in vielen Politikbereichen anvisierte Ziel einer wirkungsvollen, sichtbaren und direkten Beteiligung junger Menschen konkret umsetzt und damit junge Menschen als Akteurinnen und Akteure der eigenen Kultur stärkt.
Die Neufassung des Rahmenkonzepts ist damit auch erstmals als Strategiepapier aufgebaut. Auf Basis der Kinder- und Jugendbeteiligung sowie der Einschätzungen von Partnerinnen und Partnern aus Verwaltung, Wissenschaft und Fachszene zum Status quo und zu Bedarfen der Kinder- und Jugendkulturlandschaft in Hamburg, erfolgte eine Analyse und die Ableitung konkreter übergeordneter Zielsetzungen und Entwicklungsperspektiven. Drei zentrale Handlungsbereiche für die kommenden Jahre befassen sich mit der Stärkung kultureller Demokratiebildung sowie struktureller Diversitätsentwicklung und der multiprofessionellen Zusammenarbeit. Kulturelle Bildung soll damit noch stärker für alle jungen Menschen in der Stadt zugänglich werden und noch besser seinem wichtigen Auftrag zur Vermittlung von demokratischen Grundwerten nachkommen können.
Mit Blick auf Demokratiebildung soll es eine engere Zusammenarbeit zwischen politischer Bildung, Medienbildung und Kultureller Bildung geben, u.a. durch die Förderung partizipativer und interdisziplinärer Kulturprojekte. Diversitätssensibilität und das Ziel, möglichst alle anzusprechen sollen in Förderentscheidungen einfließen, z. B. durch die Unterstützung von Vorhaben die eine bessere Teilhabe und Inklusion zum Ziel haben. Die Förderung und Weiterentwicklung einer engeren Zusammenarbeit unterschiedlicher Vernetzungs- und Beratungsangebote und Projekte wird darüber hinaus besonders in den Blick genommen. Mit der Neufassung des Rahmenkonzepts wird Kinder- und Jugendkultur als gemeinsame Aufgabe aller Hamburger Kulturakteurinnen und -akteure begriffen und gestärkt. Nur mit guter Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden, den Verbänden und Einrichtungen der Kultur, Bildung und Kinder- und Jugendkultur sowie den vielfältigen Akteurinnen und Akteuren der freien Szene können die Herausforderungen der Zukunft angegangen und positive Entwicklungen angestoßen werden.
Umsetzung des Rahmenkonzepts
Zur Begleitung und detaillierten Strukturierung des Umsetzungsprozesses des Rahmenkonzepts wird in der Behörde für Kultur und Medien ein multiprofessioneller Kinder- und Jugendkulturrat eingerichtet, der die Expertise der Fachleute der Kinder- und Jugendkultur, der Fachbehörden sowie der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einem gemeinsamen Format zusammenbringt. Der Rat befindet sich aktuell in der Konzeptionsphase. Er wird durch kontinuierlichen fachlichen Austausch und Vernetzung zu Querschnittsthemen, aktuellen Diskursen und Entwicklungsperspektiven der Kulturellen Bildung die Gestaltung der Kinder- und Jugendkultur in Hamburg richtungsweisend voranbringen. Kinder- und Jugendbeteiligung soll nicht parallel zu dem Rat, sondern eng mit ihm verbunden erfolgen. Ebenso wie der Beteiligungsprozess, wird so auch die Umsetzung des Rahmenkonzepts erstmals partizipativ und kooperativ erfolgen. Die Behörde für Kultur und Medien stellt Mittel zur Verfügung, die in diesem Sinne einen qualitätsgesicherten Umsetzungsprozess des Rahmenkonzepts sicherstellen, z. B. durch moderierte Verfahren, Workshops oder Fachtage.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die Stärkung beteiligungsorientierter Formate für aktive kulturelle Partizipation junger Menschen, wie es bereits beim diesjährigen Jugendkulturgipfel erprobt wird. Dieser wird von und mit Jugendlichen aus Hamburg mit Unterstützung von der LAG Kinder- und Jugendkultur am 12. November ausgerichtet. Außerdem wird die LAG beim Aufbau einer neuen Beratungsstelle für inklusive Kinder- und Jugendkultur unterstützt, die dazu beitragen soll, Barrieren abzubauen.
Kinder- und Jugendkultur in Hamburg
Kinder- und Jugendkultur umfasst alle kulturellen Lebensbereiche, in denen junge Menschen mit Kunst umgehen – als Adressatinnen und Adressaten von Kultur, aber vor allem auch als Produzentinnen und Produzenten eigener Kultur. Kinder- und Jugendkultur ist wesentlicher Bestandteil einer diversen Stadtgesellschaft und wird von unterschiedlichen Lebensweisen geprägt. Sie findet in Kultur- und Bildungseinrichtungen (Kita, Schule) statt, im sozialen Umfeld (z. B. Offene Kinder- und Jugendarbeit, Stadtteilkultur) oder selbstorganisiert in Freizeit, Freundeskreis und Familie und ist sowohl analog als auch digital.
Zahlreiche Akteurinnen und Akteure engagieren sich in Hamburg für ein vielfältiges Angebot in der Kinder- und Jugendkultur. So konnten alleine in den ersten fünf Jahren des Projektfonds Kultur und Schule gut 30.000 Schülerinnen und Schüler an mehr als 100 Schulen über 250 Projekte erreicht werden, die mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert wurden. Mehrfach ausgezeichnet sind die Projekte des FUNDUS Theater, das seit vielen Jahren erfolgreiche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen macht und auch maßgeblich an der Erarbeitung des Rahmenkonzeptes mitgewirkt hat. Koordiniert wird die Arbeit der Kinder und Jugendkultur über die LAG Kinder- und Jugendkultur.