Der Entwurf sieht ein zweigeschossiges Gebäude mit rund 1.000 Quadratmetern Fläche vor. Das Dokumentationszentrum enthält eine Ausstellungsfläche sowie Seminar- und Arbeitsräume. Die öffentliche Hand wird den Innenausbau und den Einbau der von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte erarbeiteten Ausstellung übernehmen. Der Standort an der Ericusbrücke ermöglicht eine besondere Sichtbeziehung zum Lohseplatz und der Fuge entlang der historischen Gleisverläufe und dem 2017 eingeweihten Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof. Dort erinnern Namenstafeln an mehr als 8.000 Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti sowie Romnja und Roma aus Hamburg und Norddeutschland, die zwischen 1940 und 1945 von hier aus deportiert wurden.
Eine Jury aus externen Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichtern, Vertreterinnen und Vertretern der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, der HafenCity Hamburg GmbH und der Hamburger Behörden war an dem von dem Stifter Harm Müller-Spreer ausgelobten Wettbewerb beteiligt. Darüber hinaus haben Vertreterinnen und Vertreter der Betroffenenverbände an dem Verfahren teilgenommen.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit diesem starken Entwurf für das Dokumentationszentrum an prominenter Stelle im Lohsepark wird der Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof endlich vollendet. Hier werden Besucherinnen und Besucher ausführliche Informationen über das Deportationsgeschehen und über die Schicksale der Menschen in den aus Hamburg angefahrenen Konzentrations- und Vernichtungslagern erfahren. Der Entwurf der Architekten sieht ein markantes und gleichzeitig zum Lohsepark geöffnetes Gebäude in zentraler Lage vor. Genau dort, wo unter den Augen der Hamburgerinnen und Hamburger unfassbares Unrecht geschehen ist. Das Dokumentationszentrum wird uns mit seiner klaren Handschrift dabei helfen, die Erinnerung an das Geschehene wach zu halten.“
Roger Boltshauser, Architekt Boltshauser Architekten AG, Zürich: „Für uns ist eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Ort des Unrechts von zentraler Bedeutung für die Architektur. Wir greifen die bereits angelegte Fuge im Lohsepark in ihrer erdigen Materialität auf und erstellen an ihrem nördlichen Ende eine würdevolle und gleichzeitig markante Erweiterung dieses Pfads. Das Bauwerk wird ein offenes Haus der Begegnung, der Dokumentation und des Erinnerns. Ein- und Ausblicke verknüpfen das Innere mit seiner Umgebung.“
Franz-Josef-Höing, Oberbaudirektor: „Wenn man den Entwurf von Roger Boltshauser für das Dokumentationszentrum mit drei Worten charakterisieren soll, dann sind das: selbstbewusst, einladend und offen. Das Gebäude markiert städtebaulich den Eingang zum Lohsepark und bietet im Inneren sehr schöne Räume, die sich immer wieder zum umgebenden Stadtraum öffnen.“
Dr. Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH: „Mit diesem gelungenen Architekturentwurf erhält das Dokumentationszentrum ein alleinstehendes und öffentlich sehr gut wahrnehmbares Gebäude im Norden des Lohseparks. Zugleich bettet sich das Gebäude mit seiner hohen Transparenz hervorragend in das Gesamtkonzept des Erinnerungsortes denk.mal Hannoverscher Bahnhof ein. So kann das gesamte Ensemble für die Besucherinnen und Besucher zu einem lebendigen Ort des Gedenkens inmitten des öffentlichen Lebens in der HafenCity werden.“
Prof. Dr. Oliver von Wrochem, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen: „Unsere Stiftung freut sich sehr auf die Zusammenarbeit mit Boltshauser Architekten. Wir nehmen die Herausforderung an, die Ausstellungsinhalte und Raumkonzepte gemeinsam mit den bisher Beteiligten am neuen Standort weiterzuentwickeln. Das Dokumentationszentrum soll als innovativer Lernort unterschiedlichste Besucherinnen und Besucher ansprechen. Auf inhaltlicher Ebene wird vor allem auch die Nähe und Distanz der Hamburger Politik und Bevölkerung zu den nationalsozialistischen Verbrechen dargestellt und das Schicksal der Verfolgten an den Zielorten der Deportationen thematisiert.“
Die Neuplanung für das Dokumentationszentrum ist das Ergebnis eines Mediationsprozesses aus den Jahren 2021/2022. Ursprünglich sollte das Dokumentationszentrum im Erdgeschoss eines Gebäudes an der Steinschanze einziehen. Als bekannt wurde, dass die oberen sechs Etagen an das Unternehmen Wintershall Dea vermietet wurden, erhoben mehrere Verfolgtenverbände dagegen Einwände, da die Vorgängerunternehmen Wintershall und DEA von der nationalsozialistischen Machtübernahme und der Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg profitierten.
Harm Müller-Spreer stiftet das Gebäude an der Ericusbrücke und realisiert den „veredelten Rohbau“. Die Ausstellungs- und Seminarflächen werden von einem Projektteam der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte an das neue Gebäude angepasst und die Inhalte entsprechend der sich ergebenden neuen Möglichkeiten überarbeitet.
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