Im Rahmen der Sonntagsöffnung können alle Bibliotheksräume, der gesamte Medienbestand und automatisierte Bibliotheksdienstleistungen wie Ausleih- und Bezahlvorgänge genutzt werden. Das aktuell geltende Arbeitszeitgesetz des Bundes untersagt allerdings bibliotheksbezogene Dienstleistungen durch hauptamtliches Personal am Sonntag. Daher können zum Beispiel das Ausstellen von Bücherhallen-Karten und Beratungen zum Medienangebot sonntags nicht angeboten werden.
Weiterführung der Sonntagsöffnung im Veranstaltungsmodell
Da eine Sonntagsöffnung der Zentralbibliothek jedoch nur mit Personal möglich ist, wird das Projekt mit einer Agentur umgesetzt, die zu den Öffnungszeiten Veranstaltungen anbietet. Die auf Live-Kommunikation und Event-Marketing spezialisierte Agentur Wilkenwerk begleitet die Sonntagsöffnung bereits seit dem Start des Modellprojekts im September 2021. Das Programm besteht aus zwei bis drei Veranstaltungen pro Sonntag, die durch die Agentur konzipiert und umgesetzt werden. Zielgruppe sind Familien, der Schwerpunkt liegt auf Unterhaltungsformaten wie Vorlesen, Basteln und Bewegungsspiele für Kinder, Tanzformate für Erwachsene, Gesellschaftsspiele und Upcycling. Auch das Fab City Lab Hühnerposten ist einmal im Monat geöffnet, darüber hinaus bieten Ehrenamtliche der Medienprojekte gGmbH das Gesprächsformat ‚Dialog in Deutsch‘ und eine Beratung zu digitalen Endgeräten (‚Silber & Smart‘) an.
Gästebefragung: Hohe Nachfrage mit steigender Tendenz
Die Bücherhallen haben eine Evaluation der ersten anderthalb Jahre des Projekts durchgeführt, zusätzlich wurden die Gäste an sechs Sonntagen zwischen Januar und März 2023 vor Ort befragt.
Die bisher erhobenen Zahlen und Befragungsergebnisse belegen, dass die Sonntagsöffnung der Zentralbibliothek großen Zuspruch findet: Im Frühjahr 2023 verzeichneten die Sonntage bis zu 9.300 Besuche auf einen Monat gerechnet. In fünf Öffnungsstunden erreicht die Zentralbibliothek am Sonntag genauso viele Besuche und Ausleihen wie an schwachen Wochentagen in zehn Öffnungsstunden, die Tendenz ist weiter steigend.
Sonntagsöffnung lockt junge Menschen und Familien
Das Sonntags-Publikum ist relativ jung: 47 Prozent der Befragten sind jünger als 30 Jahre. Sie nutzen die Bibliothek allein oder als Treffpunkt. Besonders stark wird das Angebot auch im Kontext von Schule, Ausbildung und Studium angenommen. Familien machen circa 28 Prozent der Gäste aus. Sie schätzen die Bibliothek als Ort ohne Konsumzwang mit anregenden Medien und einem großzügigen Platzangebot für Kinder.
Mit 58 Prozent kommen überdurchschnittlich oft Gäste mit einem Migrationshintergrund. Mehr als 60 Prozent der Befragten sind Akademikerinnen und Akademiker, die entweder noch studieren oder bereits über einen akademischen Abschluss verfügen. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie ohne die Sonntagsöffnung der Zentralbibliothek am Sonntag zuhause geblieben wäre – aus Mangel an gleichwertigen kosten- und konsumfreien Orten in der Stadt.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die Bücherhallen haben ihre Öffnungszeiten in den Stadtteilen mithilfe der FlexiBib bereits sehr erfolgreich erweitert und an die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden angepasst. Die ersten Erfahrungen aus dem Pilotprojekt zur Sonntagsöffnung belegen, dass es auch für die Öffnung der besonders attraktiven Zentralbibliothek am Sonntag einen großen Bedarf gibt und so neue Zielgruppen erschlossen werden können. Mit der Verlängerung des Pilotprojekts wollen wir weitere wichtige Erfahrungen sammeln, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass das gute Angebot Öffentlicher Bibliotheken künftig auch sonntags zur Verfügung gestellt werden kann.“
Frauke Untiedt, Bibliotheksdirektorin: „Familien und junge Menschen brauchen die Sonntagsöffnung der Zentralbibliothek für eine attraktive Gestaltung des Sonntags. Gründe dafür sind sowohl das großzügige Raumangebot mit Arbeitsplätzen, Gruppenräumen und Entspannungszonen wie auch der sehr aktuelle Medienbestand. Für die Bücherhallen ist das Pilotprojekt ein großer Erfolg und eine wichtige Ergänzung des Angebots. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir die Zentralbibliothek gemeinsam mit der sehr zuverlässigen Agentur auch in 2024 an Sonntagen für unsere Gäste öffnen können!“
Zum Hintergrund
Während viele kulturelle Einrichtungen wie Museen und Theater und auch Wissenschaftliche Bibliotheken ihre Services sonntags anbieten dürfen, ist dieses für Öffentliche Bibliotheken bisher nicht gestattet, so dass sie ihre Türen sonntags schließen. Für eine bundesweit einheitliche Ermöglichung der Sonntagsöffnung von Öffentlichen Bibliotheken müsste die Ausnahmeregelung vom Beschäftigungsverbot an Sonn- und Feiertagen im Bundesarbeitszeitgesetz auf alle Bibliotheken ausgeweitet werden.
Der Deutsche Städtetag hat jüngst einen einstimmigen Beschluss zur Ermöglichung der Sonntagsöffnung Öffentlicher Bibliotheken verabschiedet, darin heißt es: „Bibliotheken bieten hervorragende Bildungsangebote in den Städten. Sie ermöglichen lebenslanges Lernen und sind Orte gesellschaftlicher Integration. Eine optionale Sonn- und Feiertagsöffnung der städtischen Bibliotheken kann dieses Angebot breiter zugänglich machen.“ Längerfristig ist eine Sonntagsöffnung mit eigenem Personal, grundlegenden Bibliotheksdienstleistungen und einem ganzheitlicher gedachten Vermittlungsprogramm aus Sicht der Bücherhallen erstrebenswert.
Die Zentralbibliothek darf aus Brandschutz- und Evakuierungsgründen nur mit Personal geöffnet werden, deshalb kann sie im Gegensatz zu diversen anderen Bücherhallen-Standorten nicht als FlexiBib außerhalb der regulären Öffnungszeiten zugänglich gemacht werden. Viele Standorte in den Stadtteilen sind auch sonntags ohne Personal als FlexiBib geöffnet.
Rückfragen der Medien
Behörde für Kultur und Medien
Enno Isermann | Pressesprecher
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Bücherhallen Hamburg
Sina Schröder, Leitung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 040 42606 412
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