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Schmähbrief an einen Hamburger Beamten

Franz Andreas Meyer und die Cholera

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Staatsarchiv Hamburg

Der Hamburger Oberingenieur der Baudeputation, Franz Andreas Meyer (1837-1901) galt von 1872 bis zu seinem Tod als einer der einflussreichsten Beamten in der Hamburger Verwaltung.

Der technische Beamte war für den Ausbau der städtischen Infrastruktur wie der Wasserversorgung, für die Abwässer und die Abfallentsorgung, den Straßen- und Eisenbahnbau sowie der Einrichtung von Grünanlagen zuständig; deutschnational, Freund Otto v. Bismarcks; da leitende Beamte keine Bürgerschaftsmitglieder werden durften, nahm er Einfluss auf die Politik über Vereinsarbeit (z. B. in Ingenieur- und Architektenvereinen).

Er gilt als Ideengeber für den Bau der Hamburger Speicherstadt (erste Bauabschnitt auf der Kehrwieder-Insel von 1885-1888), später dann auch auf der Wandrahm-Insel (St. Annenufer, Holländischer Brook, Kehrwieder von 1891-1912). Für den Bau der Speicherstadt wurden ca. 20.000 Menschen zwangsumgesiedelt. Der Abriss von über 1000 Häusern begann 1883, die Bewohner kamen in kurzfristig erbaute Arbeiterviertel in Hammerbrook und später in Barmbek unter. Aus dieser Zeit soll der Ausspruch der „Freien und Abrißstadt Hamburg“ stammen (geprägt von Alfred Lichtwark, Direktor der Kunsthalle).

Nach der letzten Cholera-Epidemie in Hamburg von 1873 widersetzte sich Andreas Meyer aus Kostengründen den Empfehlungen des Leiters der staatlichen Wasserwerke, Samuel Samuelson, Sandfiltrationsanlagen für die Gewinnung des Hamburger Trinkwassers einzuführen.

Nach der verheerenden Cholera-Epidemie in Hamburg vom August 1892 mit über 8.600 Toten erhielt Meyer, möglicherweise von einem Insider, folgenden Drohbrief, der in einer Ermittlungsakte der Politischen Polizei überliefert ist:

Drohbrief datiert mit 
„Hamburg d[em].  20. December [1892]

An den Massenmörder Andreas Meyer
Hier

Es ist doch ein Skandal das Sie Lump 
Schweineigel sie massenmörder
der 10000-12000 Menschen hier
geopfert hat noch am Leben
sind. Wie viele Familien haben
Sie Patron unglücklich gemacht
und wieviel werden es noch
werden[?] wie manche Fami=
lie hat jetzt einen so traurigen
Weihnachten ernähren Sie
Lump die Wittwen und Waisen
ersetzen Sie Ihnen den Vater[?]
wenn ein Mörder einen 
Menschen opfert und es
noch bereut der wird hin
geschlachtet aber ein

Bandiet der 10000den
hin opfert den wird
nichts gesagt[,] na
Ihre Strafe soll sie holen
sie sollen das Fest auch
nicht mehr erleben
es lebe hoch das
Dynamit
glückliche Reise

Mehrere durch Ihnen
unglücklich Gewordene

Zur weiteren Erläuterung: Richard J. Evans, Tod in Hamburg. Stadt, Gesellschaft und Politik in den Cholera-Jahren 1830-1910, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 1990.

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Drohbrief Franz Andreas Meyer, StAHH Best. 331-3 Nr. 27514 Teil 1

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Drohbrief Franz Andreas Meyer, StAHH Best. 331-3 Nr. 27514 Teil 2

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Drohbrief Franz Andreas Meyer, StAHH Best. 331-3 Nr. 27514 Teil 3

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