Die Behörden, die die Inhaftierung veranlasst hatten, mussten die während der Haftzeit entstandenen Kosten an die Gefängnisverwaltung zurückzahlen. In Hamburg war das die Generalstaatsanwaltschaft beim Hanseatischen Oberlandesgericht.
Der Zuständigkeitsbereich des Hanseatischen Oberlandesgerichts umfasste dabei neben Hamburg auch Gefängnisse in Lübeck, Bremen, Bremerhaven, Eutin und Bad Schwartau.
Auf Grundlage des "Verfahren zur Einziehung von Schutzhaftkosten der Vollzugsanstalten", das u. a. in einer Verfügung vom Sommer 1935 geregelt wurde, übersandten die Gefängnisse (bzw. Konzentrationslager) ihre "Verzeichnissen über entstandene Schutzhaftkosten" an die Generalstaatsanwaltschaft beim Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg. Diese stellte wiederum die Kosten der Gestapo bzw. den Polizeibehörden in Rechnung. Die Namen der "Schutzhaftgefangenen" wurden unter Angabe der "geleisteten Verpflegungstage" (mit Datum und Dauer der Inhaftierung) gemeldet.
In Hamburg wurden von der Abteilung für Strafvollstreckung der Hamburgischen Gefangenenanstalten, dem Zentrallazarett der Hamburgischen Gefangenenanstalten, dem Konzentrationslager (ab März 1937 "Polizeigefängnis") Fuhlsbüttel, dem Untersuchungsgefängnis Hamburg-Stadt/Frauenabteilung und dem Gerichtsgefängnis in Bergedorf Listen eingereicht.
So sind z.B. die tagesgenau aufgestellten Listen der Zu- und Abgänge im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel nach den zuständigen (einweisenden) Stellen (Geheime Staatspolizei Hamburg oder Staatliche Kriminalpolizei Hamburg) unterteilt. Neben Name, Vorname, Geburtsdatum und -ort des Inhaftierten ist auch die Abteilung der einweisenden Stelle (z.B. "Gestapo II E" oder "19.K.") bzw. das Ziel des Abgangs (z.B. "Stadthaus" oder "K.L. Neuengamme") angegeben.
Ab August 1937 sind die Listen jeweils nach einweisender Stelle (Staatliche Kriminalpolizei und Geheime Staatspolizei) aufgeschlüsselt. Ab September 1939 wurden Angaben zu Verpflegungstagen Inhaftierter, die "wegen des Krieges interniert wurden", aus dem Kriegshaushalt bezahlt und auf gesonderten Listen aufgenommen.
Zwischen ca. 1991 und 1995 wurden die Listen der "Schutzhaftgefangenen" in eine Datenbank aufgenommen. Ausgewertet wurden dabei folgende neun Archivalien mit Listen zu "Schutzhaftgefangenen" in Hamburg aus der NS-Zeit:
Best. 241-1 I Justizverwaltung I Nr. 2911: Schutzhaftkosten für politische Gefangene (1933-1937)
Best. 213-8 (General-)Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht - Verwaltung Nr. 973: Monatliche Verzeichnisse über entstandene Schutzhaftkosten (Juli 1936 bis März 1937)
Best. 213-8 (General-)Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht - Verwaltung Nr. 974: Monatliche Verzeichnisse über entstandene Schutzhaftkosten (April 1937 bis April 1938)
Best. 213-8 (General-)Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht - Verwaltung Nr. 975: Monatliche Verzeichnisse über entstandene Schutzhaftkosten (Mai 1938 bis Dezember 1938)
Best. 213-8 (General-)Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht - Verwaltung Nr. 976: Monatliche Verzeichnisse über entstandene Schutzhaftkosten (Januar 1939 bis Dezember 1939)
Best. 213-8 (General-)Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht - Verwaltung Nr. 977: Monatliche Verzeichnisse über entstandene Schutzhaftkosten (Januar 1940 bis Juli 1940)
Best. 331-1 II Polizeibehörde II Nr. 7252: Tägliche Zu- und Abgänge der Schutzhaftgefangenen im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel, Band 1 (1941)
Best. 331-1 II Polizeibehörde II Nr. 7253: Tägliche Zu- und Abgänge der Schutzhaftgefangenen im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel, Band 2 (1942)
Best. 331-1 II Polizeibehörde II Nr. 7254: Tägliche Zu- und Abgänge der Schutzhaftgefangenen im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel, Band 3 (01.1943-08.05.1943)
Datenbankaufnahme in der Archivdatenbank:
https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?id=2757104
PDF-Dokument:
https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/QueryFiles/0/D3818.pdf
Hinweis zur Datenaufnahme
Der Bearbeitungsstand ist ca. 1991-1995. In dem eingestellten PDF wurden Namen von Personen, deren Geburtsdatum jünger als 1930 war, aufgrund § 5 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 HmbArchG anonymisiert (Stand 2020). Diese Einträge stehen ganz am Ende der Liste.
Im Konzentrationslager/Polizeigefängnis Fuhlsbüttel waren nicht nur Gefangene Hamburgischer Dienststellen sondern auch "Schutzhaftgefangene" der (Gestapo-)Stellen Eutin, Altona, Kiel, Lübeck, Lüneburg/Hamburg-Harburg, Schwerin und Berlin inhaftiert.
Stichproben ergaben, dass diese in Hamburg Inhaftierten mit in der Datenbank aufgenommen wurden und somit auch im PDF recherchierbar sind. Da bei der Aufnahme der Daten in den 1990er Jahren nicht-hamburgische Einträge von nachgeordnetem Interesse waren, wurde in der Datenbank jedoch nur "Einweisende Stelle: Dienststelle außerhalb Hamburgs" eingegeben. Hier ist dann im Einzelnen in der angegebene Quelle zu klären um welche auswärtige Dienststelle es sich handelte.
Die o.g. Quellen enthalten auch Meldungen über Inhaftierte aus den Gefängnissen in
- Bremen (Untersuchungsgefängnis Bremen-Stadt / H.B.1, Zuchthaus Bremen-Oslebshausen / H.B.2, Gefangenenhaus Bremen Ostertor / H.B.3),
- Bad Schwartau (Gerichtsgefängnis),
- Eutin (Gerichtsgefängnis),
- Bremerhaven (Gerichtsgefängnis) und
- Lübeck (Untersuchungs- und Marstallgefängnis / H.L.1, Männergefängnis Lübeck-Lauerhof / H.L.2, Frauengefängnis Lübeck-Lauerhof / H.L.3).
Diese Meldungen wurden nicht in die Datenbank übertragen. Listen aus diesen Gefängnissen sind somit nur im Lesesaal des Staatsarchivs einsehbar.
Weitere Quellen zu Strafgefangenen und Prozessen im Staatsarchiv Hamburg:
Haftkarteien (in Best. 242-1 II Gefängnisverwaltung II)
- Haftkartei für Männer der Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt, später Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis 3 (1920-1943) (Namen von Einzelpersonen recherchierbar)
- Zentrale Haftkartei für Männer des Gefängnisses und des Zuchthauses Fuhlsbüttel (Anstalten I und II, später 2 und 3) teilweise auf für die Strafanstalt Glasmoor (Männergefängnis, später Anstalt 6), jedoch ohne das Jugendgefängnis Hahnöfersand (Anstalt IV, später 7), ohne das Gerichtsgefängnis Bergedorf (später Anstalt 8 und Jugendarrestanstalt), ohne die Festung und das Arbeitshaus für Männer in Groden, Amt Ritzebüttel (Anstalt VIII, später Gefängnis Cuxhaven 9) und nur teilweise für die erst 1937 zu Hamburg gelangten Gefängnisse in Harburg(-Wilhelmsburg) und Altona (1918-1943).
- Haftkartei für Männer des Polizeigefängnisses (Hamburg-)Hütten (1927-1948)
Gefangenenpersonalakten (in Best. 242-1 II Gefängnisverwaltung II)
- Gefangenenpersonalakten von Strafgefangenen beginnend vor 8.5.1945 (1891-1989)
- Gefangenenpersonalakten von Untersuchungshaft-, Polizeihaft- und Schutzhaftgefangenen sowie Internierten
Straf- und Prozessakten
- 213-9 (General-)Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Strafsachen, Strafsachen 1933-1945
- 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, Strafakten (Reponierungsjahrgänge 1930 bis 1983)
- 213-2 Hanseatisches Oberlandesgericht Hamburg – Rechtsprechung, Entscheidungssammlungen
Bei den hier unter Downloads verfügbaren Dokumenten handelt es sich nur um eine Auswahl einzelner Seiten aus den Akten. Sie enthalten auch einzelne Listen von Gefängnissen außerhalb Hamburgs. Die gesamten Akten können in den Lesesaal des Staatsarchivs bestellt und eingesehen werden.