Kultur ist von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft, weil sie Lebensqualität stärkt und Angebote sichert, die helfen, die Grundlagen einer offenen Gesellschaft zu festigen. Die Freiheit einer Gesellschaft bemisst sich am Umgang mit ihren Künsten. Kunst inspiriert, irritiert und eröffnet neue Perspektive auf Gegenwart und Zukunft. Sie kann gerade dann gesellschaftspolitisch wirken, wenn sie keinem politischen Zweck dient. Sie schafft Gemeinschaft und Raum für Diskurs. Ohne freie Kunst verkümmert die Fähigkeit, unser gegenwärtiges Leben zu reflektieren und uns ein besseres vorzustellen. Die Freiheit der Künste ist somit von entscheidender Bedeutung für die Lebendigkeit der öffentlichen Sphäre unserer Stadt.
„Die letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig es für eine freie Gesellschaft und das Selbstverständnis einer Stadt ist, wenn wir uns konsequent als Kulturstadt verstehen und weiterentwickeln."
Senator Dr. Carsten Brosda
Lebendige und vielfältige Kulturstadt
Wir haben eine bundesweit einmalige Theaterlandschaft, großartige Museen, eine vielfältige und lebendige Musik- und Clubszene, Maßstäbe setzende Stadtteilkulturzentren und eine über alle Sparten und Kunstformen hinweg hoch attraktive Kulturszene auf internationalem Niveau. Die Künste sollen allen Menschen offenstehen – ganz gleich, wo sie geboren sind, wo sie wohnen, welchen Schulabschluss sie haben oder welche berufliche Tätigkeit sie ausüben. Dabei wollen wir unsere Kulturangebote auch weiter inklusiver gestalten.
Die Koalitionspartner werden die kulturelle Infrastruktur sichern und gezielt mit institutioneller und projektbezogener Förderung stärken. Bereits in den vorangegangenen Legislaturperioden haben die Koalitionspartner Hamburgs Künstler*innenund Kulturinstitutionen in ihrer gesamten Breite intensiv gefördert. Die in den letzten Jahren gebotene finanzielle Stabilität und Verlässlichkeit sind bundesweit einzigartig. Angesichts der großen Bedeutung der Kultur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt werden wir diesen Kurs fortsetzen.
Ein Schwerpunkt wird auf „Audience Development“ gelegt, um ein vielfältiges Publikum anzusprechen und zu entwickeln. Das neue Rahmenkonzept für Kinder- und Jugendkultur wird gemeinsam mit jungen Menschen umgesetzt, die Zusammenarbeit von Kultur und Schule gestärkt und kulturelle Bildungsangebote ausgebaut. Wir unterstützen die öffentlichen Bücherhallen weiter in ihrem Ziel, in der ganzen Stadt niedrigschwellig attraktive Angebote zu machen. Chorarbeit und Amateurmusik werden in Zusammenarbeit mit dem Landesmusikrat weiter gestärkt, und die Elbphilharmonie soll weiterhin auch programmatisch ein Haus für alle sein. Der Musikstadt-Fonds soll die gesamte Breite der Musikszene erreichen. Die Nutzung von schulischen Gebäuden z.B. für Freizeit-Chöre und -Instrumentalensembles wollen wir vereinfachen.
Kulturförderung
Wir übernehmen kulturpolitische Verantwortung auch für jene Sparten, in denen die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen künstlerischen Arbeitens schwieriger werden. Deshalb werden wir eine Förderung für unabhängige Literaturverlage einführen sowie die bestehende Clubförderung aufstocken und weiterentwickeln. Maßnahmen, die den Schallschutz und damit gute Nachbarschaft fördern, wollen wir unterstützen und ihre Umsetzung für die Spielstätten vereinfachen. Die Musiknetzwerke werden wir stärken. Die Musikwirtschaft trägt durch ihre nachgewiesene Leistungskraft wesentlich zum Wohlstand und zur Attraktivität unserer Stadt bei. Wir werden sie auch in Zukunft passgenau in ihrer Entwicklung unterstützen. Den Future Fonds werden wir fortführen. Die Entwicklung von Konzepten für ein sicheres Nachtleben wird unterstützt.
Um das Angebot an Live-Musik auch in der Sommerzeit zu erweitern, soll eine Fläche für eine mehrwöchige Nutzung für Open Air-Konzerte der Clubs identifiziert werden. Für nichtkommerzielle Musik- und Tanzveranstaltungen wollen wir vereinfachte Genehmigungsverfahren entwickeln. Das Reeperbahn-Festival muss ein europaweiter Leuchtturm der Musik bleiben.
Die Filmförderung wird besser ausgestattet, um die Chancen der Förderreformen auf Bundesebene zu nutzen und auch das Filmfest Hamburg besser zu unterstützen. Auch das Queer Film Festival und die weiteren Filmfeste unserer Stadt werden weiterhin unterstützt.
Zur Theaterstadt Hamburg gehören neben den Staats- und Privattheatern auch die vielen Akteure der Freien Darstellenden Szene. Wir werden ihre Arbeitsbedingungen insbesondere mit einer bereits gestärkten Förderung und der Etablierung eines Mittelzentrums mit Aufführungs- und Probemöglichkeiten an der Rentzelstraße verbessen. Mit der Neuordnung der Förderung von Kunst im öffentlichen Raum durch die Etablierung einer Stadtkuratorin und einer besseren Förderung unabhängiger Kunstorte („Art Off“) und der bildenden Kunst werden wir wichtige Akzente in der Kunstförderung setzen. Die Koalitionäre streben an, gemeinsam mit den Erben den Verbleib der Sammlung Falckenberg in Hamburg zu sichern. Die Weiterentwicklung unserer bedeutenden Klangkörper, insbesondere des Philharmonischen Staatsorchesters, der Symphoniker Hamburg und des Ensemble Resonanz, werden wir auch in Zukunft fördern.
Wir werden den Erhalt und die neue Entwicklung von Kulturflächen in der Stadtentwicklung strukturell berücksichtigen. So soll beispielsweise das Hochwasserbassin als unverzichtbarer Kulturort und kreativer Freiraum langfristig gesichert werden. Die Immobilienkompetenz der Kreativ Gesellschaft wird weiterentwickelt, um kulturelle Räume zu erhalten und neu zu schaffen.
Kultur in den Stadtteilen
Gerade niedrigschwellige Kulturangebote in den Stadtteilen stehen in unserem Fokus. Daher werden wir die Stadtteilkultur weiterhin intensiv fördern und so ausstatten, dass die Stellenbewertungen umgesetzt werden können. Dabei soll die Wechselbeziehung zu den Bürgerhäusern mit im Blick gehalten werden. Gute Arbeit ist unser Ziel – auch in der Kultur, deshalb berücksichtigen wir Honoraruntergrenzen und Ausstellungsvergütungen in der Förderung. Die Förderung erfolgt diversitätssensibel und inklusiv.
Die großen Kulturprojekte und die Investitionen in die Modernisierung der kulturellen Infrastruktur werden weiter umgesetzt. Dazu gehören insbesondere der Neubau des Deutschen Hafenmuseums, die Erneuerung des Museums für Hamburgische Geschichte und des MARKK sowie die Entwicklung der Hamburg Music Hall am Diebsteich. Auch die Weiterentwicklung von Kampnagel begleiten wir unterstützend und werden die Nutzung der durch den Umbau entstehenden Potenziale fördern. Wir werden die Errichtung eines jüdischen Museums prüfen. Wir entwickeln ein Konzept eines Hauses der Migration; dafür beziehen wir neben fachwissenschaftlicher Expertise auch die Communitys in geeigneter Weise ein.
Das Haus der digitalen Welt
Ein Leitprojekt wird die Entwicklung des „Haus der digitalen Welt“ am Gerhard Hauptmann Platz sein. Hier wird gemeinsam mit den öffentlichen Bücherhallen, der VHS, dem Jugendinformationszentrum und weiteren Partnern ein Ort der Bildung, Teilhabe und Selbstermächtigung entstehen, an dem sich eine Stadtgesellschaft auf der Höhe der technologischen und digitalen Möglichkeiten informieren, begegnen und austauschen kann. Ein international sichtbares Leuchtturmprojekt, das neue Dimensionen der öffentlichen Nutzung der Innenstadt ermöglichen kann. Ein Ort, an dem wir den Herausforderungen der Zukunft begegnen, indem wir Kreativität und Eigeninitiative fördern und so laufend neue Impulse setzen können.
Die neue Staatsoper
Wir werden die Schenkung eines neuen Opernhauses auf dem Baakenhöft durch die Kühne-Stiftung annehmen und seine Errichtung gemeinsam mit der Stiftung zügig vorantreiben. Dabei streben wir eine hochwertige Architektur an, die durch die Einbettung in einen Park möglichst allen offen steht. Das denkmalgeschützte Opernhaus an der Dammtorstraße wird erhalten und weiterhin kulturell als Veranstaltungsort genutzt.
Erinnern für die Zukunft
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns darum kümmern, das Bewusstsein für unsere historische Verantwortung hochzuhalten. Unsere Erinnerungskultur ist eine wesentliche Grundlage unserer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft. Deshalb werden wir das Gedenkstättenkonzept systematisch umsetzen und insbesondere die Ausstellungen in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erneuern und das Dokumentationszentrum Hannoverscher Bahnhof realisieren. Wir wollen insbesondere allen jungen Menschen den nachhaltigen Besuch von Gedenkstätten ermöglichen. Wir treiben die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit von Behörden und öffentlichen Einrichtungen ebenso voran wie die Provenienzforschung.
Im Rahmen der Umsetzung der Dekolonisierungsstrategie wird die Geschichte des Baakenhafens als Ausgangsort des Völkermordes an Nama und Herero gewürdigt. Es wird eine zivilgesellschaftliche Koordinierungsstelle Hamburg dekolonisieren eingerichtet, um die koloniale Vergangenheit Hamburgs aufzuarbeiten.
Wir werden das Staatsarchiv an seinem Standort um ein neues, modernes Magazingebäude erweitern. Die wichtige Rolle der Geschichtswerkstätten für die Aufbereitung von Lokalgeschichte in unseren Stadtteilen werden wir weiterhin würdigen und fördern.
Denkmalschutz ist für uns eine Aufgabe, die am besten im Dialog mit dem Denkmalverein und weiteren privaten Initiativen gelingt, um eine Balance zwischen Tradition und Fortschritt zu finden. Die Vermittlung der Bedeutung der baulichen Geschichte unserer Stadt wollen wir weiter fördern. Die Koalitionäre werden Denkmalschutz und Klimaschutz zukunftsfähig vereinbaren.
Medienstadt Hamburg
Als eine Stadt der Medien und des Journalismus steht Hamburg in der Verantwortung. Wir kümmern uns daher intensiv um die Erneuerung der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen in Medienstaatsverträgen sowie in der Bundes- und EU-Gesetzgebung. Hamburg wird weiterhin eine starke Stimme im medienpolitischen Diskurs sein und unsere Medienordnung auch in Zukunft entscheidend prägen. Unser duales Mediensystem mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk und starken privatwirtschaftlichen Medienangeboten gilt es zu erhalten und regulatorisch so zu gestalten, dass die demokratierelevante Versorgung mit Information auch künftig gewährleistet ist. Dazu gehört auch, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ordentlich finanziert ist.
„Hamburg setzt sich für Rahmenbedingungen ein, mit denen die demokratierelevante Versorgung mit Informationen auch künftig gesichert ist.“
Senator Dr. Carsten Brosda
Angesichts der rasanten Veränderungen in der digitalen Medienwelt und der Digitalwirtschaft insgesamt werden wir Hamburgs Stellung als fortschrittsorientierte und zukunftsoffene digitale Metropole festigen und ausbauen. Wir stehen für eine Vorstellung der digitalen Moderne, die einen dritten Weg zwischen den US-amerikanischen und chinesischen Technologiepfaden beschreitet, der neben technologischer Innovation auch auf offene Standards, soziale Verantwortung und gesellschaftliche Relevanz als Grundlage künftiger Geschäftsmodelle setzt.
Wir stärken die medienökonomischen Innovationsdynamiken am Standort, insbesondere durch die Förderung von KI und weiteren Technologien wie Augmented Reality / Virtual Reality (AR/VR). Wir werden Hamburg – auch über attraktive Branchen-Events wie das OMR Festival – weiterhin als innovativen Medienstandort im digitalen Zeitalter positionieren. Die Arbeit von „nextMedia.Hamburg“ wird durch den Ausbau neuer Programme mit Fokus auf generative KI unterstützt. Die Games-Förderung der GameCityHH wird weiterentwickelt, Netzwerke wie „nextreality.Hamburg“ und das PLAY Festival werden gestärkt.
Die Förderung journalistischer Kompetenz wird intensiviert. Initiativen wie #UseTheNews sollen gemeinsam mit Medienunternehmen und Stiftungen verstärkt werden, um Nachrichtenkompetenz und die Stärkung des Journalismus zu fördern.
Kreativwirtschaft
Hamburg ist die Kreativstadt in Deutschland – mit weit über 100.000 Beschäftigten in Kreativ- und Medienunternehmen und einer starken Wertschöpfung in Branchen wie Musik, Kommunikation oder Design. Die Kreativ Gesellschaft ist eine einmalige Wirtschaftsförderung für die Kultur- und Kreativwirtschaft, der „German Creative Economy Summit“ ein deutschlandweites Leitevent und der „Cross Innovation Hub“ zeigt, welche Wertschöpfungspotenziale in kreativen und digitalen Innovationen stecken. Wir stärken diese agilen Modelle, weil wir das Potenzial der Kreativwirtschaft als volkswirtschaftlicher Innovationstreiber umfassend und strategisch nutzen wollen.
Hier geht es zu allen Themen des Koalitionsvertrags 2025.