Im November 2015 wurde der Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz am Stephansplatz/Dammtor eröffnet. Nach einer Bauzeit von viereinhalb Monaten wurde das Denkmal nach dem Entwurf des Hamburger Künstlers Volker Lang fertiggestellt. Mit dem Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz sollen diese lange Zeit nicht anerkannten Opfer des Nationalsozialismus angemessen gewürdigt werden.
Der Bau des Gedenkortes zwischen Stephansplatz und Dammtor basiert auf einem einstimmigen Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft und ist Ergebnis einer langen und intensiven Diskussion unter Beteiligung der Opferverbände, des Bündnisses für ein Hamburger Deserteursdenkmal, der Wissenschaft und der Fachöffentlichkeit.
Der Ort
Am Stephansplatz/Dammtor befand sich bereits das 1936 errichtete monumentale Kriegerdenkmal von Richard Kuöhl, das an die Soldaten des Infanterie-Regiments „Hamburg Nr. 76“ erinnert, sowie das 1983-86 als Gegendenkmal errichtete und unvollendet gebliebene „Mahnmal gegen den Krieg“ von Alfred Hrdlicka.
Der Wettbewerb
2013 lobte die Kulturbehörde einen internationalen Wettbewerb aus, um einen neuen Gedenkort zu schaffen. Im Juni 2014 hatte das Preisgericht das Konzept des Hamburger Künstlers Volker Lang mit dem ersten Preis prämiert. Nach einer intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase wurde im Juli 2015 mit dem Bau begonnen, im November 2015 wurde das Denkmal fertiggestellt.
Das Konzept
Das Konzept von Volker Lang sieht einen transparenten Baukörper in der Form eines gleichseitigen Dreiecks zwischen dem 76er Denkmal von Richard Kuöhl und dem Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka vor. Zwei der drei Wände werden aus bronzenen Schriftgittern gebildet. Eine gefaltete geschlossene Wand schließt den Raum zum Dammtordamm ab. Die Texte der Schriftgitter sind dem Werk „Deutschland 1944“ des Autors Helmut Heißenbüttel entnommen, das auch als Audioinstallation am Ort zu hören ist. Die historischen Informationen zum Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz werden als Schrift auf der gefalteten Betonwand angebracht. Das Konzept sieht des Weiteren auch an anderen Unrechtsorten der NS-Militärjustiz Verweise zu dem Gedenkort vor.
Das Preisgericht hob hervor, dass der Entwurf durch ein zurückhaltendes und zugleich präsentes, klares Auftreten zwischen den beiden vorhandenen Denkmälern überzeugt. Dabei erliegt er nicht der Versuchung, deren starkem materiellem Auftreten mit Wucht entgegenzutreten oder sie zu harmonisieren. Die Qualität des filigranen Raumkörpers liegt vielmehr darin, dass er eigenständig wahrgenommen werden kann. Mit dem Text von Heißenbüttel, der einen weiten Assoziationsbogen spannt, bringt der Künstler im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Klang auf den Platz. Er vertraut auf die Kraft des Geistigen gegen die Idealisierung der Gewalt.