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Jurykommentar zu den Förderanträgen der Spielzeit 2025/26

Für die Spielzeit 2025/26 haben sich die Jurys für die Förderung von 58 Projekten ausgesprochen. Über die Vergabe der Mittel zur Förderung der Freien Darstellenden Künste haben unabhängige Fachjurys in jeweils mehrstündigen, diskussionsstarken Sitzungen beraten.

Kinder- und Jugendtheater

Die Auswahlkommission der Produktionen Freier Darstellender Künste für ein junges Publikum hat aus insgesamt 40 Anträgen elf ausgewählt: einen Konzeptionsantrag sowie zehn Produktionsförderungen. Die im Dezember 2024 durch die Hamburgische Bürgerschaft beschlossene deutlich erhöhte Fördersumme für die Freien Darstellenden Künste kam dieser Auswahl unmittelbar zugute und trägt dazu bei, das Recht auf kulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in Hamburg umzusetzen.

Nach intensiven Diskussionen über jeden einzelnen Antrag konnten einvernehmliche Entscheidungen getroffen werden. Überzeugt haben vor allem die Anträge, die eine starke Idee mit einer konkreten szenischen Umsetzung verbanden – solche, die Probenpraxis, künstlerische Setzungen und Ideen in theatrale Prozesse überführten. Besonders gelungen erschienen der Jury die Förderanträge, die sich intensiv mit ihrem Zielpublikum, der jeweiligen Altersgruppe und dem szenischen Prozess für und mit diesem Publikum auseinandergesetzt haben.

Auffällig war der Fokus auf partizipative Projektentwicklungen für Kinder und Jugendliche sowie eine hohe Sensibilität der Anträge für die Krisenhaftigkeit der gesellschaftlichen Gegenwart von Kindern und Jugendlichen. Hocherfreut war die Jury über Projekte, die Tanz und Performance für die Allerjüngsten anbieten. So wurde versucht, bei der Gesamtauswahl ein Gleichgewicht zwischen Partizipation und Narration, zwischen sehr jung und jugendlich, zwischen Forschung und spielerischen Formaten wie Audiowalks und experimentellen Bühneninstallationen herzustellen. 


Tanz

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat mit der Erhöhung des Kulturhaushalts ein wichtiges und notwendiges kulturpolitisches Signal gesetzt, welches wir ausdrücklich begrüßen! Diese Entscheidung wirkt sich auch positiv auf die Fördertöpfe der freien darstellenden Künste in Hamburg aus, sodass für die Spielzeit 25/26 Jahr mehr Anträge im Bereich Tanz bewilligt werden konnten als im Vorjahr. Die Jury Tanz hat für die kommende Spielzeit insgesamt 38 Anträge begutachtet, davon konnten 7 Produktionsanträge sowie 4 Nachwuchsanträge und 2 Anträge aus dem Bereich Konzeption gefördert werden.

Auf der inhaltlichen Ebene der Vielzahl an qualitätsvollen Anträgen bleibt die Auseinandersetzung mit Identität und autobiografischen Ansätzen weiterhin sehr relevant, ebenso wie die Geltendmachung marginalisierter Gruppen und normabweichender Lebensrealitäten. Auffällig ist die große Anzahl an politisch motivierten Inhalten und eine vermehrte Auseinandersetzung mit Tanz als Form des Widerstandes sowie Tanz als Erinnerungskultur. Fragen der accessibility und ableismuskritische Ansätze zur Stärkung einer inklusiven Gesellschaft bilden ebenfalls eine wichtige Komponente und werden ausdifferenziert.

Ein künstlerischer Umgang mit Nachhaltigkeit durch Verwendung von ressourcenschonenden Materialien und dem Re-use von Bühnenbildern, Requisiten und Kostümen ist zu beobachten, der mit dem Ausbau von Netzwerken zur Förderung von klimasensiblen Produktionen einhergeht. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Diversifizierung der Publika.

Im Zentrum der Juryempfehlung stand wie bisher das Kriterium der künstlerischen Qualität und es wurde eine Balance angestrebt zwischen der Weiterentwicklung bereits geförderter Künstler:innen und emerging artists.


Sprechtheater, Musiktheater, Performance

Die Ausgangslage für die diesjährige Jurysitzung des SMP ist eine ganz andere als in den vergangenen Jahren. Entgegen den verheerenden Trends andernorts, wo die Akteur:innen aus Stadttheater und der Freien Szene mit bisher kaum vorstellbaren Kürzungen in zudem unzumutbaren Zeiträumen konfrontiert sind, nimmt die Stadt Hamburg Geld in die Hand und investiert nachhaltig in ihre Theaterlandschaft. Es werden zusätzliche Mittel für die Freie Szene bereitgestellt, die in die Erhöhung der Produktionsförderung, neu aufgelegte Fonds für Probenräume, Gastspiele, Wiederaufnahmen, Kofinanzierungen sowie in die Umsetzung einer neuen Förderlinie fließen. Das sind sehr erfreuliche Nachrichten!

Die bisherige Fördersumme von 390.000 Euro wurde auf 530.000 Euro erhöht. Dieser Summe standen 68 Anträge aus den Bereichen Musiktheater, Sprechtheater und Performance gegenüber. Damit ist eine Förderquote von knapp 21 Prozent gewährleistet.

Die Antragslage zeigt nach wie vor ein hohes kreatives Potenzial und eine Professionalisierung sowie thematische und perspektivische Ausdifferenzierung der Szene. Sehr erfreulich sind viele neue Anträge aus dem Bereich Musiktheater sowie eine hohe Anzahl von neuen Playern. Viele bereits bekannte Akteur:innen vertiefen ihre Expertisen. Die Bandbreite der Themen,  die sich aus den unterschiedlichsten künstlerischen Perspektiven und Communities artikuliert, bleibt vielfältig: Kriege, Flucht, Migration, KI, Queerness und Genderthemen, Klimafragen sowie eine erfreulicherweise immer professionellere und tiefreichendere Auseinandersetzung mit Inklusionsthemen finden sich in vielen Anträgen wieder. Auch mit Blick auf die Entwicklungen von Community-Building-Ansätzen und die Erprobung kritischer kultureller und künstlerischer Praxen werden vielversprechende Impulse und Perspektiven für die Kulturszene Hamburgs erkennbar. 

Deutlich wird aber auch eine Überforderung, mit den sich häufenden Krisen dieser Welt umzugehen. Wir finden eine Rückbesinnung auf komplexe Gefühlslagen sowie mehr oder weniger humoristische Umkreisungen von esoterischen Themen. Zu beobachten ist auch der Wunsch nach neuen Formen der Begegnung mit dem Publikum. Immersive, interaktive und partizipative Formate in unterschiedlichsten Settings laden die Besucher:innen zu außergewöhnlichen gemeinsamen Erlebnissen ein. Das Hamburger Publikum kann sich auf spannende Formate, Erzählstrategien, Ästhetiken und auch auf viele verschiedene Spielorte freuen.


Basis- und Rechercheförderung

Die Bandbreite der Anträge in den Bereichen Basis und Recherche ist riesig, und es gibt mehr gute und förderwürdige Anträge als Mittel zur Verfügung stehen. Die relativ geringe Anzahl der geförderten Anträge kann nicht alle Themen und Stile abdecken. Manchmal müssen dabei Äpfel mit Birnen verglichen werden, da die Bedarfe so unterschiedlich sind. Die Jury hat versucht, verschiedene Disziplinen zu berücksichtigen und Künstler:innen an unterschiedlichen Punkten ihrer Karriere zu fördern. 

Die Anzahl der Anträge für eine Basisförderung ist im Verhältnis zum letzten Jahr zurückgegangen, es gingen 20 Anträge ein. Viele der Anträge waren jedoch über hohe Summen, um Netzwerke und Strukturen zu stärken. Diese standen Anträgen zur Förderung einzelner Künstler:innen und ihren Arbeitsgrundlagen –  wie zum Beispiel Büroarbeitsplätzen oder Computern - gegenüber. Am Ende entschied sich die Jury, die knappen Mittel mehrheitlich an Projekte zu vergeben, die eine breitere Wirkung haben, größere Zielgruppen oder mehrere Personen erreichen und nachhaltig wirken. Leider mussten wir bei Anträgen mit größerem Antragsvolumen kürzen, um überhaupt mehrere Vorhaben unterstützen zu können.

Bei der Rechercheförderung steht die Anzahl der eingegangen 76 Anträge im starken Kontrast zu den tatsächlich geförderten. Von Archivrecherchen zu Körperpraktiken über digitale Technik bis zu historischen und politischen Themen war alles dabei. Erfreulicherweise waren auch viele Berufsbilder vertreten, die keine eigenen Projektanträge stellen wie Kostüm, Bühne oder Dramaturgie. Die Diversität der Perspektiven und Themen war toll zu lesen und bildet die sehr breit aufgestellte freie Szene Hamburgs ab. Am Ende entschied sich die Jury für neun Projekte, die durch ihre klare Themenwahl oder tiefe Recherche überzeugten.


Der unabhängigen Fachjury gehörten in diesem Jahr an:

Sprechtheater, Musiktheater, Performance (SMP)

Leyla Ercan (freiberufliche Kulturberaterin und -managerin, mit Schwerpunkt Diversitätsentwicklung)

Robert Matthies (Redakteur, taz nord - die tageszeitung.)

Bahar Roshanai (Programm-Managerin, Musikvermittlerin und -pädagogin, Körber-Stiftung Hamburg, Bereich Kultur)

Mascha Wehrmann (Koordinatorin Theaterakademie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg)

Tanz

Katrin Ullmann (freie Tanz- und Theaterkritikerin)

Dr. Gitta Barthel (Dozentin für zeitgenössischen Tanz und Choreografie und künstlerische Vermittlerin)

Emil Wedervang Bruland (Ballettdirektor und Choreograf am Schleswig-Holsteinischen Landestheater)

Beisitz: Dr. Kerstin Evert (Künstlerische Leitung K3 | Tanzplan Hamburg)

Kinder- und Jugendtheater (KiJu)

Prof. Dr. Maike Gunsilius (Professorin für die Ästhetik des Kinder‐ und Jugendtheaters an der Universität Hildesheim und Dramaturgin)

Peter Helling (Freier Kulturjournalist NDR 90,3/Hamburg Journal)

Nora Patyk (künstlerische Vermittlerin und Bildungsreferentin für diskriminierungskritische und intersektionale Theaterarbeit)

Beisitz: Thomas Lang (Vorstandsmitglied der ASSITEJ 1996-2016)

Basis- und Rechercheförderung (spartenübergreifend)

Niklaus Bein (Dramaturgie & Projektkoordination K3 | Tanzplan Hamburg)

Natalie Fingerhut (Konzepte für Kommunikation, Veranstaltungen und Vermittlung. Lehrerin für Theater und Deutsch an einem Hamburger Gymnasium)

Prof. Kerstin Hof (Professorin für Kunst und Gesellschaft, Schwerpunkt Poesie an der MSH Medical School Hamburg)


Die Konzeptions- und Nachwuchsförderungen wurden spartenübergreifend diskutiert.

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