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Das Welterbe erklärt

Kontorhausviertel

Das Kontorhausviertel, zwischen Meßberg und Steinstraße gelegen, ist eines der eindrucksvollsten Stadtquartiere der 1920er Jahre in Deutschland.

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Die große Choleraepidemie von 1892 war der Anlass, die heruntergekommenen Altbaugebiete der Innenstadt, die „Gängeviertel“, seit 1912 abzureißen und stattdessen das erste reine Büroviertel auf dem europäischen Kontinent zu errichten. Im 2. Weltkrieg blieb es von Zerstörungen weitgehend verschont und besteht vorwiegend aus Bauten der 1920er, 30er und 50er Jahren. Mit seinen Kontorhausblocks und seiner Klinkerarchitektur ist das Quartier ein Wahrzeichen Hamburgs.

Die Mitte der von Fritz Schumacher geplanten städtebaulichen Anlage bildet der Burchardplatz, um den sich in weiterem Kreis das Chilehaus, der Meßberg-, der Mohlen- und der Sprinkenhof gruppieren. Diese Gebäude gehören zu den bedeutendsten Bauten ihrer Zeit und besitzen als Werke von teils international bekannten Architekten der 1920er Jahre hohen künstlerischen Wert.

Sprinkenhof 2009
Staatsarchiv Hamburg / Nicolai Wieckmann

Sprinkenhof
Altstädter Str. 2
Das größte Gebäude im Kontorhausviertel entstand in drei Bauabschnitten von 1927 bis 1943. Die Pläne stammen von Fritz Höger sowie Hans und Oskar Gerson. Während des zweiten Bauabschnittes 1930–1932 verstarb 1931 Hans Gerson. Die letzte Bauphase von 1939–1943 wurde von Fritz Höger geleitet, der 1933 in die NSDAP eingetreten war. Oskar Gerson wurde als Jude verfolgt und 1939 in die Emigration getrieben. Der Stahlbetonskelettbau umschließt drei Innenhöfe und ist aufwändig mit Klinkern im Zierverband, Vergoldungen und Terrakotten dekoriert, die von Ludwig Kunstmann stammen. Gegenüber dem Chilehaus ist die Fassade (erster Bauabschnitt) mit Rauten und stark hervortretenden Reliefmedaillons überzogen, die hamburgische Motive wie Möwen oder das Hamburg-Wappen widergeben. Mit Zahnrädern, Segelschiffen etc. verweisen die Reliefs auf Branchen, die im Sprinkenhof ihre Niederlassungen hatten.

Meßberghof 2012
Staatsarchiv Hamburg / Nicolai Wieckmann

Meßberghof / Ballinhaus
Meßberg 1

Das Ballinhaus, benannt nach dem bedeutenden Reeder Albert Ballin, entstand als eines der ersten Gebäude des Kontorhausviertels, zeitgleich mit dem Chilehaus (1922–1924), nach Plänen der Architekten Hans und Oskar Gerson. 1938 erhielt es den Namen Meßberghaus, da der Reichsstatthalter Karl Kaufmann verfügt hatte, alle Straßen und Gebäude, die nach Jüdinnen und Juden benannt waren, umzubenennen. Das zehngeschossige Hochhaus, das zurückhaltend dekoriert ist, steht in direkter Sichtbeziehung zur Speicherstadt auf der innerstädtischen Seite des Zollkanals und hebt sich mit seinen ruhigen, bewusst flächig gehaltenen Fassaden deutlich vom Chilehaus ab. Ursprünglich schmückten Skulpturen von Ludwig Kunstmann den Bau. 1997 wurden stattdessen neu gestaltete Bronzeskulpturen von Lothar Fischer angebracht. Im Inneren findet man noch eine Eingangshalle mit beeindruckendem Treppenhaus mit rundem Treppenauge. Die Fußböden bestehen aus hellen polierten Sandsteinplatten, die Wände sind mit Travertin oder farbigen Fliesen verkleidet.

Mohlenhof, Luftbild nach dem 2. Weltkrieg
Staatsarchiv Hamburg

Mohlenhof
Burchardplatz 3

Der Mohlenhof wurde von 1927 bis 1928 nach Plänen von Rudolf Klophaus, August Schoch und Erich zu Putlitz errichtet. Der Betonskelettbau hat glatte Klinkerfassaden mit einfach eingeschnittenen Fenstern. Mit seinen schlichten, klar ablesbaren Baukörpern spiegelt das Kontorhaus die Architekturtendenzen der späten 1920er Jahre wider, die weg von den dekorierten expressionistischen Gebäuden wie dem Chilehaus hin zur Architektur des Neuen Bauens führen. Den Haupteingang am Burchardplatz prägt eine überlebensgroße Skulptur von Richard Kuöhl, der auch das Chilehaus mit Bildschmuck versah. Dargestellt ist Merkur, der eine Kogge auf der Schulter trägt und eine Hammonia in Form einer weiblichen Skulptur in der Hand hält, die Hamburg personifiziert. Merkur wird auf beiden Seiten von Reliefs flankiert, die die fünf Kontinente symbolisieren.