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5. März 2025

Manuskript der Rede zur Eröffnung des 2. German Creative Economy Summit (GCES)

gehalten auf Kampnagel

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrter Herr Rühl,
sehr geehrtes Team der Hamburg Kreativ GmbH sowie k3d, 
sehr geehrte Damen und Herren,

es ist gut, dass wir zusammenkommen und über Kreativität sprechen. Denn alle spüren doch, dass derzeit vieles in Bewegung ist. Dass Gewissheiten an ihr Ende kommen. Dass etwas Neues entsteht, das noch nicht so recht greifbar ist. Dass wir Kreativität brauchen werden.

Der Klimawandel ist in vollem Gange, die Einschläge seiner Katastrophen rücken näher.

Das Wohlstandsmodell unserer Volkswirtschaft gerät unter Druck. Die ökonomischen Kräfte in der Welt verschieben sich.

Immer weniger Menschen weltweit leben in Demokratien. Globale Kommunikationsplattformen überschreiben die demokratische Idee öffentlicher Kommunikation.

Es ist immer noch Krieg in Europa und der Inhaber des Amtes, das bislang für die Verteidigung der Freiheit stand, attackiert seinen ukrainischen Kollegen im Weißen Haus. Und wirft ihn – stellvertretend für alle, die in Politik mehr sehen, als bloß einen Deal zum eigenen Vorteil – unter den Bus der Weltgeschichte und der russischen Aggression.

Europa dämmert, dass es seine Sicherheit in Zukunft aus eigener Kraft wird gewährleisten muss – und fragt sich, wie das gelingen soll.

Zeitgleich stehen wir vor der Aufgabe, in Berlin und auch hier in Hamburg, nach Wahlen neue Regierungen zu schmieden. Hier wird das gut klappen. Die Verhältnisse sind klar und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger da. Aber wie das im Bund ausgehen wird, vermag ich nicht zu prognostizieren.

Doch was wäre ernsthaft die Alternative, als es noch einmal, wieder einmal zu versuchen? Denn es stimmt ja, was Bloch geschrieben hat:

„Wenn wir aufhören zu hoffen, kommt, was wir befürchten, bestimmt.“

Wenn die Aufgaben so groß sind, dann müssen es unsere Antworten auch werden. Dann brauchen wir alle Vernunft, Leidenschaft und Kreativität, zu der wir fähig sind.

Denn wenn die Welt so voller Dystopien ist, bleibt als die einzig wahre Disruption eine neue Utopie. Und woher sollte die kommen, wenn nicht aus Sektoren und Branchen, in denen nicht nur Bestehendes verfeinert wird, sondern Neues und Anderes entwickelt und zur Marktreife gebracht wird?

Kreativwirtschaft produziert ja eben gerade nicht die Ablenkung vom Wesentlichen, wie manche glauben. Sie befasst sich vielmehr schon seit Jahren mit Produkten und Services, die Sinn haben. Im Wortsinne! Die deshalb auch auf die Probleme unserer Gegenwart zielen – und die auch neues Vertrauen in wirtschaftliche Lösungskompetenz schaffen können. Es wird Zeit, dass wir dieses Potenzial nutzen. Nicht bloß zur Standortprofilierung, sondern übergreifend zur Erneuerung unserer Volkswirtschaft. Raus aus der Spielecke. Aufs große Spielfeld. Es wird Zeit, dass Politik das erkennt. Dass sie Potenziale der Kreativwirtschaft systematisch hebt.
Das gilt auch für das Thema des diesjährigen German Creative Economy Summit. Für die künstliche Intelligenz.
Sie wird für ökonomische Prozesse (und nicht nur für die) so wichtig werden zuletzt die Dampfmaschine.

Angesichts des gravierenden Mangels an natürlicher Intelligenz in der Öffentlichkeit kann man sich über jede künstliche Ergänzung ja eigentlich nur freuen. Aber so einfach ist es dann eben doch nicht. Es ist schonwichtig, dass wir verstehen, was wir da entwickeln. Wie es wirkt und wie wir es einsetzen können.

Sonst enden wir wie die Menschheit, die mit dem Satz

„No one argues with the yogurt.“ 
[„Niemand widerspricht dem Joghurt.“]

konfrontiert wird. 

Er stammt aus der Kurzgeschichte „When the Yogurt Took Over“ [Als der Joghurt übernahm] von John Scalzi.  Sie wurde von Netflix als eine Episode der Serie „Love, Death and Robots“ verfilmt. 

Im Verlauf der Geschichte wird die DNA von Joghurt-Bakterien biotechnologisch verändert. 

Sie werden extrem intelligent und nehmen Kontakt zu einer Forscherin auf, indem sie das Müsli in ihrem Bio-Tech-Joghurt zu einer Nachricht anordnen: 
„WE HAVE SOLVED FUSION. TAKE US TO YOUR LEADERS.“

Im weiteren Verlauf legt der Joghurt einen Masterplan vor, um den Staatshaushalt der USA ohne Steuererhöhungen zu sanieren. Er warnt aber auch, dass jede Abweichung den ökonomischen Ruin bedeuten werde. 

Es kommt, wie es kommen muss: Die Regierung weicht vom Plan ab, die globale Ökonomie kollabiert, die Politik ruft das Kriegsrecht aus, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten und am Schluss wird alle exekutive Gewalt dem Joghurt überschrieben. 10 Jahre später ist die Menschheit glücklich, gesund und wohlhabend – aber unfrei.

Niemand widerspricht mehr dem Joghurt. Die neue Regierung ist strikt: „HERE’S WHAT WE DO. FOLLOW THIS PLAN EXACTLY. IF YOU DON’T, SORRY, WE’LL HAVE YOU SHOT.“ 

Nur leise fragen sich einige, ob dem Joghurt mit all seiner künstlich erhöhten Intelligenz am Anfang nicht schon klar gewesen sein muss, dass ihre intellektuelle Eitelkeit es den Menschen unmöglich machen würde, dem vorgelegten Masterplan vollständig unverändert zu folgen. War das ganze nur ein kalkulierter Trick, um die Kontrolle zu übernehmen?

Bei all dem humoristischen Potenzial, das in der Vorstellung steckt, dass ein Milchprodukt die Weltherrschaft übernimmt – endlich mal eine Regierung mit Kultur. Haha. – bleibt die Geschichte am Ende eine vom Verlust von Demokratie und Freiheit durch künstliche Intelligenz.

Keiner will so etwas. Niemand möchte von einer KI regiert werden – auch nicht, wenn Sie Joghurt herstellen und Kernfusion ermöglichen kann. Gerade Demokratie und Politik sind nicht substituierbar durch KI.  Da sind wir uns alle einig. 

Aber was wollen wir stattdessen? Wie setzen wir die Chancen ein, die uns neue Technologien bieten, ohne künftig von Joghurt beherrscht zu werden?
Erweitert KI nicht exponentiell unsere Möglichkeiten, uns auszudrücken und mitzuteilen? Erweitert sie nicht unsere Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und neue Realitäten zu schaffen, die wir ohne sie nicht finden könnten? Und wie nutzen wir diese Chancen?

Ohne die Kultur- und Kreativwirtschaft lassen sich diese Fragen nicht beantworten. Davon bin ich überzeugt. Sie ist seit jeher nicht nur Spiegel kultureller Vielfalt, sondern auch Motor für Innovation und gesellschaftlichen Fortschritt. 

Zugleich wird kaum eine Branche derzeit derart durch KI herausgefordert. Weil qualitativ hochwertige Kreativleistungen plötzlich per Knopfdruck generiert werden können. Das ist mehr als eine narzisstische Kränkung des kreativen Menschen durch Technologie. Hier werden die Arbeitsleistungen großer Segmente der Kreativwirtschaft absehbar infrage gestellt bzw. kostengünstig ersetzt. 

McKinsey prognostizierte 2023, dass die beschleunigte Einführung von KI-Systemen in den USA und Europa bis 2030 fast ein Drittel der Arbeitsstunden automatisieren könnte.

In der EU könnte dieser Wert bis 2035 sogar auf 45 Prozent steigen. 2024 folgte dann die Aussage von McKinsey, dass sich in Deutschland bis 2030 etwa 7 Prozent der Jobs, konkret drei Millionen Arbeitsplätze, dadurch verändern werden, dass Teile der Jobs automatisiert werden können.

Die Arbeitswelt wird sich verändern, die Prognosen entfernen sich aber von den Horrorszenarien massenweiser Entlassungen hin zu realistischeren Einschätzungen. 

Noch ist gestaltbar, wie es ausgeht. Noch haben wir es in der Hand zu entscheiden, wo KI hilft und wo sie bloß bedroht. Wo sie Produkte und Prozesse verbessert und uns standardisierte Arbeit abnimmt. Und wo sie menschliche Schaffenskraft beiseite drängt. Wo, wenn nicht in der Kreativwirtschaft, können diese Fragen verhandelt und beantwortet werden? 

Wir haben bereits gesehen, wie diese Branche Lösungen für gesellschaftsrelevante Probleme wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Diversität vorantreibt, also eine über den eigenen Wirkungsbereich hinausgehende Strahlkraft hat. Und zwar gerade, weil sie am Ende menschen- und nicht technikzentriert ist. Und weil sie nicht bloß in ihren eigenen Felden wirkt, sondern mannigfach ein Treiber von Cross-Innovationen in anderen wirtschaftlichen Sektoren ist.

Die Kreativwirtschaft kann und sollte Motor sein, wenn es um die Entwicklung wünschenswerter Zukünfte geht. Das geht aber nur gemeinsam, Kreativität ist Teamsport – so wie hier beim German Creative Economy Summit!

Er ist die zentrale Plattform für die Vernetzung und Förderung der Kreativwirtschaft in Deutschland. Er soll zu einer festen Einrichtung für eine erfolgreiche und bedeutende Branche werden. Hamburg wird ihn daher auch in 2026 fördern.

Wir haben in den letzten Tagen gehört, dass es der Branche besser geht, dass Verwerfungen der Corona-Zeit zunehmend überwunden werden. Aber das passiert nicht von selbst.

Der Summit bietet entscheidende Impulse für die Branche und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Kreativwirtschaft auf nationaler und internationaler Ebene. 

Genau dieses „Mit einer Stimme sprechen“, ohne dabei die Stimmenvielfalt des dahinterliegenden Chors zu verkennen, ist so wichtig, um die Kreativwirtschaft als Leitbranche der Zukunft noch stärker ins Bewusstsein zu bringen. Und zwar nach innen wie nach außen.

Denn die Welt da draußen verändert sich auch technologisch rasant weiter. Und dieser Wandel trägt zu der eingangs beschriebenen Verunsicherung massiv bei.

Ein Beispiel ist das KI-Video, dass der amerikanische Präsident jüngst geteilt hat: „Gaza 2025 – What’s next?“ 

Es zeigt eine ruchlose Zukunft des Gaza-Streifens mit Trump als goldenem Ballon, Trans-Bauchtänzerinnen und mit Netanjahu am Pool inmitten des nach Dubai-Vorbild wiederaufgebauten Gazas. Das ist so geschmacklos wie aberwitzig.

Zugleich zeigt es, dass hinter jeder KI eine schöpferisch-kreative Leistung steht, denn das hätte sich wirklich kein Programm ohne Prompt einfallen lassen. Entstanden ist das Video übrigens beim Training einer neuen KI-Engine durch ihre Entwickler im Silicon Valley. Irgendwie hat der Präsident es dann bekommen – und in die Welt geblasen.

Doch solche abgeschmackten Beispiele sind nur ein Teil der Herausforderung. Denn zu dem Gefühl, dass die Welt mit uns Dinge macht, die wir nicht mehr beeinflussen können, tritt die Sorge, dass wir nicht mehr wissen, ob Partner, mit denen wir es zu tun haben, nicht nur Ausgeburten der Software sind.

Tik Tok hat mit Goku-Plus Anfang dieses Jahres einen spezialisierten KI-Text-to-Video-Generator in Kooperation mit der Universität in Hong Kong entwickelt.
Der erste Eindruck ist, dass diese KI sehr, sehr, realistischen Social Media Content generieren kann. Und das zu, nach eigenen Angaben, einem Hundertstel der bisherigen Kosten. 
Ohne Zutun menschlicher Akteure vor der Kamera.

Die Technologie verschiebt die Grenzen zwischen Schöpfung und Verwertung weiter – löst sie möglicherweise sogar auf.

Diejenigen, die die Rechenkraft haben, können neben der Distribution nun auch die Produktion organisieren. Das wird Auswirkungen auf die Wertschöpfung haben, die bislang zwischen Produktion und Distribution aufgeteilt wurde.  

Was heißt das nun, für die Kreativwirtschaft? 

Erstens: Ganz überwiegend unterstützt KI menschliche Kreativität. Aber dort, wo Wertschöpfung durch KI ersetzt wird, sollte wir unsere Kreativität nutzen, um Technologie zu entwickeln, die kreativ ist, um auch mit der Technologie, in der unsere Kreativität steckt, Geld zu verdienen.

Da Technologie immer komplexer wird und schnellen Innovationszyklen unterworfen ist, sollten wir das noch stärker kooperativ machen. Damit bleibt „Open Innovation“, eines der zentralen Aufgabenfelder unserer Hamburger Kreativ Gesellschaft und bildet weiterhin die Grundlage bspw. für den Innovationsraum SPACE in der Hafencity. 

Zweitens: Hyperpersonalisierung wird neue Möglichkeiten schaffen. Diese entstehen dadurch, dass in digitalen Ökosystemen die Inhalte mit den Ausspielkanälen zusammenwachsen. Mit Hilfe von Technologie können Inhalte für genau eine Person für genau einen speziellen Kontext aufbereitet und ausgespielt werden.

Den One-Fits-All-Inhalt gibt es nicht mehr. Über „Das Ende des Durchschnitts“ werden bereits Bücher geschrieben. Das ist eine Chance für neue Produkte und Services. Aber es bedroht auch Vorstellungen von Gesellschaft in Öffentlichkeit. Das dürfen wir nicht laufen lassen, sondern müssen entscheiden. Dazu haben wir hier Entwicklungs-Formate wie den Cross Innovation Hub oder das Prototyping Lab geschaffen.
Drittens: Intervenieren Sie gezielt. Setzen Sie synthetischen Inhalten bewusst etwas entgegen, nehmen Sie Ihre Rolle als Kreative wahr und bieten Sie eine Projektionsfläche für einen Diskurs mit diesen Inhalten. Das ist das Entscheidende.

Damit das möglich ist, muss Politik ihre ordnungspolitische Verantwortung ernst nehmen. Dies gilt auch für die Rahmenbedingungen, die durch Digitalisierung und technologische Entwicklungen geschaffen werden.

Das gilt für das Wettbewerbsrecht, das Urheberrecht, die Technikfolgenabschätzung. Und vor allem auch für die Bereitschaft, in zukünftige Technologien zu investieren, damit wir hier nicht nur Anwendende, sondern auch Entwickelnde werden. Dadurch nämlich lassen sich die Wirkungen der Technologie viel besser beeinflussen als bloß durch nachträgliche rechtliche Regulierung.

Jetzt und nicht irgendwann in der Zukunft entscheidet sich, auf welcher Grundlage wir den Wohlstand schöpfen, auf dem Gesellschaft ruht. Deshalb müssen wir jetzt investieren. 

Und deshalb ist es dumm, dass wir uns genau hier mit einem Dogma wie der Schuldenbremse Fesseln anlegen, während andere Länder große Programme starten, die sie aus der Innovationsdividende werden zurückzahlen können, während wir hier den ausgeglichenen Haushalt für den Goldstandard politischer Verantwortung halten.

Auf diese Idee kann nur kommen, wer so sehr in der Gegenwart lebt, dass er den Blick in die Zukunft gar nicht mehr wagt.

Das ist gefährlich: Denn die Märkte verändern sich rasant. Und wir müssen Schritt halten, wenn wir sie weiterhin einhegen wollen. Das wird schwerer, weil sich die USA vom Prinzip regelbasierter Entscheidungsfindung abwenden. 
Insbesondere die regulatorischen Grundlagen der Kreativwirtschaft werden mit dem Verweis auf „Meinungsfreiheit“ erpresserisch infrage gestellt. 
Das gilt erst recht, wenn plötzlich militärische Zusammenarbeit an die Aufhebung von EU-Regulierung auf digitalen Plattformen geknüpft wird.
Da verschmelzen die sicherheitspolitischen Aufgaben, weil es in einer Demokratie eben auch sicherheitsrelevant ist, dass die Öffentlichkeit ein Raum der vernünftigen und vertrauenswürdigen Kommunikation sein und bleiben kann.

Es wird darauf ankommen, dass wir in Europa einen anderen Blick auf Technologie entwickeln, dass wir ihre Entwicklung nicht wie in den USA libertär profitorientiert oder in China obrigkeitsstaatlich begreifen, sondern gesellschaftlich in einer sozialen Marktwirtschaft organisieren.

Dazu gehören Regeln, die wir vereinbaren und dann auch durchsetzen. Das ist dann keine Zensur, sondern im Gegenteil eine Grundlage der Freiheit. Denn auch Technologie ist gestaltbar. Wie wir sie entwickeln und wie wir sie einsetzen, entscheiden wir selbst:

Und der Markt gibt Spielräume:
•    DeepSeek aus China hat gezeigt, dass KI-Netze auch mit weniger Ressourcen auskommen können. 
•    Große Netze sind für viele Aufgaben zu unspezifisch und deren Ergebnisse zu undurchsichtig. Hier gibt es viel Raum für Spezialisierungen. 
•    Open Source bietet die Möglichkeit, gemeinsam Technologie weiterzuentwickeln.

Da ist viel Raum zur Gestaltung. Und dann steht sich die Technik ja vielleicht auch noch selbst im Weg. 
So wie in einer Star Trek-Folge der Voyager-Serie. Darin bleibt ein KI-gesteuerter medizinischer Notfallhologramm-Doctor als einziges Überbleibsel des medizinischen Teams übrig. Eigentlich dafür vorgesehen, nur für Notfälle kurzfristig aktiviert zu werden, bleibt er dauerhaft an und entwickelt eine eigene Persönlichkeit. 

Um sich selbst zu beschäftigen, beginnt er, Opernarien zu singen. Als die Crew auf einem Planeten voller Mathematiker landet, die keine Musik kennen, wird der singende KI-Doctor dort zum Superstar.
Die Bewohner bauen ihm ein Opernhaus, feien ihn, und er ist kurz davor, die Crew zu verlassen, um sich als Künstler niederzulassen. Am Ende der Episode wird dem Doctor jedoch erklärt, dass sie nun eine noch bessere Version programmiert hätten, die mehr kann als er – und er könnte nun wieder wegfliegen. Die Technik hat die Technik also überholt. 

Die Frage ist also nicht, was die Technik eines Tages alles leisten kann – die Antwort darauf ist, sie wird vermutlich fast alles können.

Vielmehr geht es darum, dass wir weiterhin darauf beharren, dass menschliche Kreativität etwas Besonderes ist, das es einen kategorialen Unterschied gibt. Das lässt sich gut am Beispiel der Kunst erörtern, die ihren Ursprung eben im Menschen hat. Kunst ist das Verhandeln unserer eigenen Zustände, nicht das bloße Simulieren dieser Zustände durch Technologie.
Wie die Philosophieprofessorin von der Georg-August-Universität Göttingen und Vordenkerin im Bereich der Maschinen- und Roboterethik, Catrin Misselhorn, letzte Woche in der Süddeutschen Zeitung feststellte:

„Die rein visuelle Erscheinung eines Objekts entscheidet nicht, ob man ein Kunstwerk vor sich hat, egal wie überzeugend es ein solches simuliert. Das Kunstwerk erschöpft sich nicht in der ästhetischen Wirkung. 
Es muss immer als Ergebnis des Kunstschaffens einer individuellen Persönlichkeit vor dem Hintergrund einer bestimmten kunsttheoretischen und historischen Situation betrachtet werden.“

Und darum realisiert es sich in der Rezeption. So wie jedes Produkt durch Nutzung seinen Sinn erhält. 

Objekte wie Ready-Mades wurden erst zur Kunst, indem Künstler*innen sie in den Kontext von Museen gestellt und dadurch eine ganz andere Art der Reflexion darüber ermöglicht haben, rein äußerlich sehen sie aber genauso aus wie die Alltagsobjekte.
Das ist die Problematik: Rein äußerlich lassen sich auch KI-generierte Produkte nicht immer von menschengemachten Kunstwerken unterscheiden. 

Misselhorn spricht von der „ästhetische Verantwortung“ von Künstler*innen. Diese tragen sie in jeden Fall, auch wenn sie keine originellen Kunstwerke schaffen, anders als die KI, die lediglich aus vorhandenen Daten neue Ergebnisse erschafft. 

Aber die KI verarbeitet grundsätzlich nicht die conditio humana, die Erfahrung, ein Mensch zu sein. Zu Altern, Schmerz und Glück zu empfinden, zu bluten und zu schwitzen, verliebt zu sein, Versprechen zu machen und zu brechen, für andere einzustehen, ohne vorher zu kalkulieren, was dabei für mich selbst herausspringt, ultimativ: einen Plan aufzustellen und dann doch wieder anzupassen. 

Lassen Sie sich nicht verwirren, auch wenn KI dies bereits erschreckend gut kann, eben weil sie mit Daten trainiert wurde, die dem entsprechen, bleibt es dennoch eine Simulation ohne Kontext.

Egal wie nah eine KI diesen Erfahrungshorizont vielleicht irgendwann mal simulieren kann, also auch wenn uns die Technologie möglicherweise zu 99,9 % an das Ziel führt – diese letzten 0,1 %, der Unterschied, den es zu verteidigen gilt, sind entscheidend. Und genau in diesem Rest liegt die Menschlichkeit, die es in der Kunst zu bewahren gilt. Und letztlich in unserer ganzen gesellschaftlichen Existenz.

Es ist eine Aufgabe, die niemand für uns übernehmen kann. 
Nur wir selbst, als Gesellschaften und als individuell verantwortliche Akteur*innen, können diese Entscheidung treffen. Ich hoffe, dass wir das gemeinsam tun.

Menschlicher Einfallsreichtum ist unersetzlich. Wir sollten also mit unserem Denken und Schaffen im doppelten Wortsinn unberechenbar bleiben. Nur dann übrigens wird auch unserer Wirtschaft kreativ bleiben können. Und nur dann erhalten wir uns die Gewissheit, dass wir es schon morgen anders machen können als heute. Und damit auch besser. 

Denn das ist doch Kern der Zuversicht. Dass die Dinge nicht so bleiben müssen, wie sie sind. Dass wir sie gestalten können, wenn wir es denn wollen. Und wenn wir uns darauf einlassen, nicht zu wissen, wie das ausgehen wird.

Vielleicht ist ein guter Appell zum Abschluss:

„Bleiben Sie unberechenbar.“

Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel Freude auf dem German Creative Economy Summit!