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Langzeitspeicherung

Das Problem

  • Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung

Verlust digitaler Daten – nur ein Privates Problem?

  • Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung
fotolia / ra2 studio

Das Problem:

Wer kennt das nicht? Ein lieb gewonnener kleiner Film – aber leider damals (!) auf MiniDV gespeichert. Wo kann man das Medium auslesen? Das Gleiche gilt für die guten alten Dias von Opa oder die Lieblings-LP, die man nach ewigem Suchen in einem kleinen Plattenladen erstanden hat – aber eben vor 30 Jahren! Wie kann man die Schätze heute ansehen oder anhören? Es gibt meist zwei Probleme: Die Hardware, um den Datenträger auszulesen ist entweder weg, kaputt oder lässt sich nicht mehr an heutige Systeme anschließen. Damit wäre dann auch ein „Überspielen“ auf neue Medien nicht mehr möglich. Oder der Datenträger ist physikalisch in einem schlechten Zustand, heißt das Dia ist spröde, die LP auch, die MiniDV oder MusicCassette (MC) leiert. Das hört sich jetzt dramatisch an und ist es auch – und zwar genauso für die amtlichen Geodaten, die teilen diese Schicksale nämlich mit unseren privaten Daten.

Daten verschwinden, wenn man nichts tut!

Es gibt heute schon digitale Geodaten der ersten Stunde, die in Dateiformaten vorliegen, für die wir gar keine Viewer mehr haben. Und wenn wir sie hätten, bräuchten sie ein Betriebssystem, was wir nicht mehr nutzen. Oder wer hat noch einen PC mit Windows 98 oder einen Zentralrechner mit BS2000 im Einsatz? Und wo könnten wir die externen Speichermedien, auf denen Geodaten früher wegen der Datenmenge gespeichert wurden, anschließen, wenn sie physikalisch noch in Ordnung wären? Den heute üblichen USB-Port haben diese Platten nicht, stattdessen eventuell einen 25- poligen RS-232-Stecker?

All das bewegt die Fachleute schon seit Jahren, insbesondere das Thema „Langzeitspeicherung von digitalen Geodaten“. Aber warum etwas Neues machen, wo es doch schon ELDORADO und Schriftgutarchivierung gibt? Genau deshalb, weil Geodaten anders sind. Sie haben eine Raumbezug - absolut und relativ, sie sind häufig nur mit Viewern zu betrachten, sie benötigen zur Entschlüsselung Katalogdaten und … und … und. Geodaten ähneln einem Bericht oder Brief eben nur bedingt, daher könnten sie auch nur mit enormen Informationsverlusten in die Schriftgutarchivierung gespeichert werden.

Die Lösung kommt in Sichtweite.

Dieses Bewusstsein hat die „AG Langzeitspeicherung“ seit Anfang 2014 bei den LGV-Kollegen und -Kolleginnen mit einigen Vorträgen schon deutlich geschärft. Manch einer fragte schon bei der AG nach, ob und wann er „seine digitalen Schätze“ sicher bei uns abgeben kann. Da zeichnet sich jetzt eine Lösung ab.

Am 26.01.2017 hat unser damaliger Geschäftsführer Herr Welzel einen Vertrag mit der Firma VertiGIS (ehemals: AED-SICAD) zur Erstellung einer LZS-Verwaltungskomponente unterschrieben. Ziel ist es, eine Anwendung zu entwickeln, um Geodaten, die in ihrer Verarbeitung abgeschlossen sind, sicher zu verwahren - auch über einen Zeitraum von 50 Jahren – und sie für Nutzer (Fachleute wie Laien) über Auskunftsclients nutzbar zu machen. Das Ganze ist in einer ersten Stufe – für Daten des Grenznachweises - seit 2018 möglich. Im Anschluss daran folgte im Februar 2022 die Produktivsetzung der zweiten Stufe u.a. für DOPs. Seit dem wird die Entwicklung der dritten Stufe (Alle weiteren Geodaten) vorangetrieben und gleichzeitig steht die strukturierte Abgabe digitaler Geodaten an das Staatsarchiv (Stufe 4) im Fokus. Diese Abgabe verlangt das Archivgesetz. Technisch war es bisher allerdings weder bei uns noch beim Staatsarchiv möglich.

Der Aufwand, eine völlig neue Anwendung entwickeln zu lassen, ist immer noch sehr hoch. Doch mit Produktivsetzung der Stufe 2 und vor allem mit der Entwicklung der Stufe 3 sind wir bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gegangen, sodass wir voller Zuversicht auf die nächsten Jahre blicken können.