Dargestellt wurden die Arbeiten von insgesamt 42 Planungsteams, die Grundrisse für verschiedene Kategorien (Zeilengebäude, Eckgebäude, Punkthochhaus) entwickelt haben. Das von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten der Freien und Hansestadt Hamburg e.V., der Hamburgischen Architektenkammer und der HafenCity Universität Hamburg sowie der D&K drost consult GmbH kollaborativ organisierte und kuratierte Ausstellungs- und Veranstaltungsformat machte die verborgene Vielschichtigkeit des Themas sichtbar und erlebbar. Die Ausstellung richtete sich an Interessierte und Fachpersonen, die an dem städtischen Diskurs teilhaben wollen, wie gefördertes Wohnen zukünftig geplant, organisiert, gebaut und angenommen werden kann.
Ausstellung „Innovative Grundrisse“ vom 3. bis 14. Juli 2024 im 3. Obergeschoss des Jupiter Hamburg (Mönckebergstraße 2-4, 20095 Hamburg)
Öffnungszeiten:
Montag und Dienstag, 10–21 Uhr
Mittwoch bis Samstag, 10–24 Uhr
Freitag bis Samstag, 10–1 Uhr
Sonntag, 10–18 Uhr
Eintritt frei
Veranstaltungen
Mittwoch 3. Juli 2024, 18:00 Uhr mit offenem Ausklang:
Eröffnung – Wie können innovative Grundrisse im geförderten Wohnungsbau aussehen?
Die prämierten Planungsteams des Wettbewerbs stellen ihre Ideen vor und zeigen die Qualitäten, die sich in der Einfachheit, den differenzierten Strukturen oder der Flexibilität der gleichzeitig zukunftsfähigen Entwürfe verbirgt.
- Veranstaltet durch die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen mit Unterstützung der D&K drost consult GmbH.
- Mit Beiträgen von Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Patrick Gmür (Gmür Steib Architekten) sowie Arge Studio Romano Tiedje GmbH, EMI Architekt*innen, Hupe Flatau GmbH, Kirsten Schemel Architekten BDA, Klumpe Architekten, Lacol und Joan Membrive Architekt, Lütjens Padmanabhan Architekt*innen, nbg+neuberger+genze architekten part mbb, Robertneun ™ Architekten GmbH, SoerenHoeller Architektur, Studio ELE, 03 Arch. GmbH, Heide & von Beckerath und Löser Lott Architekten GmbH.
Freitag, 5. Juli 2024, 16:30 Uhr mit offenem Ausklang:
Gewohnt Innovativ?! – Performative Präsentation
Die Summerschool „Gewohnt Innovativ?!“, die sich vom 3. bis 5. Juli im Jupiter mit aktuellen Wohnungsfragen befasst, findet ihren Abschluss in einem feierlichen Abend am 5. Juli. Studierende der Disziplinen Architektur, Urban Design, Kultur – Digitalisierung – Metropole und Stadtplanung der HafenCity Universität Hamburg (HCU) laden zu einer Performance ein, in der sie ihren kollektiven Ausstellungsbeitrag präsentieren.
- Veranstaltet durch die Hafen-City Universität Hamburg.
- Mit Beiträgen von Vertr.-Prof. Dr.-Ing. Sabine Hansmann (HCU), Antonia Lembcke (HCU), Nicole Opel (BTU Cottbus), Weronika Yuan (HCU) und Studierenden der HafenCity Universität Hamburg sowie Marieke Behne (projektbüro & HCU), Prof. Dr.-Ing. Julia von Mende (Jade Hochschule Oldenburg) und Regina Rossi (Choreographin).
Mittwoch, 10. Juli 2024, 16:30 Uhr mit offenem Ausklang:
Innovation vs. Konvention – Diskursabend
Welche Fragen zu den Innovationsansätzen verbergen sich hinter diesen und welche Thesen können hieraus erarbeitet werden? Diese Frage soll als kollaboratives und interaktives Format mit allen Teilnehmenden der Veranstaltung und abschließend auf dem Podium diskutiert werden.
- Veranstaltet durch die Hamburgische Architektenkammer sowie die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen mit Unterstützung der D&K drost consult GmbH.
- Mit Beiträgen von Oberbaudirektor Franz-Josef Höing, Karin Siebeck (Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen), Karin Loosen (Präsidentin der Hamburgischen Architektenkammer), Patrick Gmür (Gmür Steib Architekten), Luca Selva (Selva Luca Architekt ETH BSA SIA AG), Vertr.-Prof. Dr.-Ing. Sabine Hansmann (HCU), Volker Claussen (BVE – Bauverein der Elbgemeinden eG) sowie Snezana Michaelis (SAGA Unternehmensgruppe).
Donnerstag, 11. Juli 2024, 19:00 Uhr mit offenem Ausklang:
Wie wollen wir wohnen? – Abschlussveranstaltung
Dr. Gerd Kuhn stellt den gesellschaftlichen Wandel und dessen Auswirkungen auf das Wohnen in den Fokus. Welche Möglichkeits- bzw. Entfaltungsräume erfordert eine diverse und sozial differenzierte Gesellschaft? Welche Grundrisse sollten für einen kulturell heterogenen Wohnungsbau entworfen werden? Sascha Zander entwickelt mit seinem Büro zanderroth Wohnungsbauten in allen Größenordnungen. Für ein optimales Ergebnis ist aus ihrer Sicht das Verständnis der gesamten Wertschöpfung einer Immobilie notwendig, was sie mit dem Projekt „pionier“ zeigen wollen. Umsetzbarkeit und Finanzierung stehen gleichberechtigt neben Lebenswert, Qualität und Nachhaltigkeit im Fokus ihrer Arbeit.
- Veranstaltet durch den Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA der Freien und Hansestadt Hamburg.
- Mit Begrüßung durch Finn Warncke (1. Vorsitzender BDA Hamburg) und Beiträgen von Dr. Gerd Kuhn (Wohnsoziologe und Stadtforscher) sowie Sascha Zander (zanderroth Architekten, Berlin).
Infos zum und Preisträger des Ideenwettbewerbs: Jury vergibt mehrere erste Preise
Für die dem Projekt zu Grunde liegende Frage „Welche Ideen bestehen für die innovative Gestaltung von Grundrissen im geförderten Wohnungsbau?“ hat die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen im Juni 2023 einen Ideenwettbewerb ausgelobt, in dem aktuelle gesellschaftliche und fachliche Fragen behandelt wurden. Im Rahmen des Wettbewerbs sollten die Planungsteams Lösungsvorschläge entwickeln, welche Grundrisskonzepte im Rahmen der Flächenvorgaben der Hamburger Wohnraumförderung möglich sind, welche Bedeutung planerische Vorgaben für Grundrisskonzepte und Erschließungskonzepte haben und welche Bedeutung die veränderten Lebens- und Arbeitsformen für künftige Grundrisskonzepte haben. Insgesamt 42 Planungsteams, darunter sowohl junge als auch erfahrene Büros, haben am Ideenwettbewerb teilgenommen und ihre jeweiligen Entwürfe vorgestellt.
Für den Wettbewerb wurden drei städtebauliche Typologien als Arbeitsgrundlage für die Teams ausgewählt: ein Punkthochhaus, eine Zeile mit besonders großer Tiefe sowie eine Blockrandbebauung. Die städtebaulichen Vorlagen hierzu liegen in den neuen Stadtentwicklungsgebieten der HafenCity Hamburg GmbH sowie der IBA Hamburg GmbH. Jede Typologie birgt dabei eigene räumliche und soziale Herausforderungen und Potenziale und wurde von jeweils 14 Teams bearbeitet. Den Teams wurde freigestellt, ob sie Clusterwohnungen oder sogenannte Basic-Wohnungen planen und auf welchen Schwerpunkt der Frage sie sich in der Bearbeitung konzentrieren möchten.
Das Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Patrick Gmür hat im Rahmen der Preisgerichtssitzung pro Typologie vier erste Preise vergeben sowie zwei Anerkennungen ausgesprochen. Die offene Herangehensweise des Verfahrens hat sich bewährt, es wurden sowohl gesetzte als auch geloste junge und erfahrene Büros von dem Preisgericht ausgezeichnet. Zudem wurden vielfältige Beiträge ausgezeichnet, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte der Innovation aufzeigen.
Für die Typologie Zeilengebäude wurden ausgezeichnet:
1. Preis: EMI Architekt*innen Edelaar Mosayebi Inderbitzin AG ETH SIA BSA (Zürich);
1. Preis: nbg+, neuberger+genze architekten part mbb (Nürnberg);
1. Preis: ROBERTNEUN™ ARCHITEKTEN GMBH (Berlin);
1. Preis: SoerenHoeller Architektur (Hamburg).
Für die Typologie Eckgebäude wurden ausgezeichnet:
1. Preis: Hupe Flatau GmbH (Hamburg);
1. Preis: Kirsten Schemel Architekten BDA (Berlin);
1. Preis: Klumpe Architekten (Mannheim);
1. Preis: Lacol (Barcelona) und Joan Membrive Architekt (Zürich);
Anerkennung: Heide & von Beckerath (Berlin).
Für die Typologie Punkthochhaus wurden ausgezeichnet:
1. Preis: : ARGE Studio Romano Tiedje GmbH und Simon Palme (St.Gallen / Berlin);
1. Preis: Lütjens Padmanabhan Architekt*innen (Zürich);
1. Preis: Studio ELE (Köln);
1. Preis: 03 Arch. GmbH (München);
Anerkennung: Löser Lott Architekten GmbH (Berlin).
Ableitend aus den Entwürfen der Teams konnten die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und das Büro D&K drost consult GmbH in Abstimmung mit dem Preisgerichtsvorsitzenden sowie der Hamburgischen Architektenkammer erste Fragen und Themen erarbeiten, was Innovation in Grundrissen für den geförderten Wohnungsbau bedeuten kann, etwa:
- Flexible Gebäude durch Raster – Welches Potenzial für den geförderten Wohnungsbau liegt in der rasterbasierten Konstruktion?
- Gemeinschaft und Privatheit – Welcher planerischen Voraussetzungen bedarf es für die Entstehung von Gemeinschaft? Welche räumlichen Abstufungen zwischen Gemeinschaft und Privatheit können wir wo ermöglichen? Wo brauchen wir Gemeinschaft, wo Rückzugsmöglichkeiten? Sind Clusterwohnungen ein sinnvoller Ansatz?
- Weniger monofunktionale Flächen, mehr Universalräume – Sind Wohngrundrisse heute zu stark funktional festgelegt? Brauchen wir stattdessen nutzungsneutrale Universalräume, und wenn ja, welche?
- Adaptierbarkeit durch Ausbaureserven – Welcher individuellen Ausbaumöglichkeiten bedarf es? Welche Chancen bieten Plusräume (= Zimmer, die nicht klar einer Wohneinheit zugeschrieben werden)?
- Flächeneffizientes und qualitätsvolles Wohnen – Sollten Wohnungen statt zu wachsen wieder schrumpfen? Wie kann man hohe Wohnqualität bei kleineren, effizienteren Wohnflächen sicherstellen? Welche Rolle spielt die Erschließung dabei?
Stimmen zum Wettbewerb
Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Mit dem Ideenwettbewerb haben wir einen Prozess angestoßen, der sich mit dem Anspruch an heutige Sozialwohnungen beschäftigt. Wohnungen sind persönliche Rückzugsorte, gleichzeitig spielen Nachbarschaft und soziales Miteinander heute eine große Rolle. Die Entwürfe des Wettbewerbs zeigen mit ihren innovativen Grundrisslösungen und Wohnformen, wie sich all das in Zukunft vereinbaren lassen könnte – und zwar innerhalb der Flächenobergrenzen der Hamburger Wohnraumförderung. Ich hoffe, dass die Ideen aus dem Wettbewerb auch von den Akteuren auf dem Wohnungsmarkt aufgegriffen werden und die Investoren den Mut zu mehr Innovation im Wohnungsbau haben.“
Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg: „Mit diesem Ideenwettbewerb haben wir uns auf die ambitionierte Suche nach Konzepten für den öffentlich geförderten Wohnungsbau gemacht, die den aktuellen Wohngewohnheiten und - formen gerecht werden. Aus der nun vorliegen Ideensammlung lassen sich ganz verschiedene Themen ablesen: vom Konstruktionsraster, über den Wunsch nach Gemeinschaft und Privatheit, dem Verzicht auf monofunktionale Flächen und sogenannte Plus- oder Universalräume, die nicht klar einer einzelnen Wohnung zugeordnet sind. Dieser Fundus dient uns nun dazu weiterzuarbeiten, Möglichkeiten auszuloten und die Ergebnisse in die Förderbedingungen einfließen zu lassen, um Grundrisse und Wohnungen zu bauen, die auf vielfältige Weise innovativ, baubar, bezahlbar und gut bewohnbar sind.“
Patrick Gmür, Vorsitzender des Preisgerichts: „Wohnkultur und Lebensqualität bedingen sich gegenseitig. Es darf aber nicht sein, dass diese Forderungen zu Lasten des bezahlbaren Wohnens gehen. Die freie Marktwirtschaft folgt anderen Bedingungen als der geförderte Wohnungsbau. Auch deshalb bin ich überzeugt, dass es eine Aufgabe der öffentlichen Hand ist, beim bezahlbaren Wohnungsbau Innovationen einzufordern. Das Verfahren, jeder erste Preis, aber auch jeder Lösungsvorschlag leistet einen Beitrag für die stetige Weiterentwicklung des Wohnungsbaus. Abschließend und ebenfalls sehr wichtig, kann generell festgestellt werden, dass wahrscheinlich das Innovative an diesem Verfahren ist, dass überhaupt über Innovationen nachgedacht wird. Auch auf diese Weise übernimmt die öffentliche Hand eine wichtige Aufgabe.“