Ziel dieser Umgestaltung war es, dem besonders hohen Radverkehrsaufkommen auf diesem Schlüsselabschnitt zwischen der östlichen Alsterachse und dem Rathausmarkt komfortable und zügig befahrbare Radfahrstreifen in beiden Richtungen anzubieten und gleichzeitig dem hohen Fußverkehrsaufkommen Raum zu geben. Dazu wurden die zirka ein Meter breiten und teilweise aufgebrochenen Radwege ausgebaut und der Kfz-Verkehr wird künftig auf zwei Fahrspuren geführt. Die Verkehrszahlen der letzten Jahre zeigen auf diesem Straßenabschnitt rückläufige Kfz-Mengen (zirka 19.000 Kfz pro Tag in 2014 auf zirka 13.500 Kfz pro Tag in 2017) bei gleichzeitig steigendem Radverkehr (knapp 1.000 Radfahrer pro Tag in 2017).
Auf einer Länge von fast 700 Metern wurde der gesamte Straßenraum ohne den Knoten Glockengießerwall / Ferdinandstor / Lombardsbrücke bis zu den Alsterarkaden / Höhe Reesendammbrücke am Jungfernstieg in mehreren Bauphasen umgebaut und aufgewertet. Die Baumaßnahme erstreckte sich dabei vom Geländer der Böschung Binnenalster bis zu den Gebäudefassaden auf einer Breite von durchschnittlich 33 Metern.
Seit der Umsetzung ist der Radverkehr auf 2,25 bis 4,75 Meter breiten Radfahrstreifen komfortabel unterwegs. Die Entwässerungsrinne wurde außerhalb des Radfahrstreifens Richtung Fahrbahnmitte verlegt, sodass faktisch die gesamte Breite zum Radeln zur Verfügung steht. Durch zusätzliche bauliche Schutzmaßnahmen im Bereich der Kreuzungen wird der Radverkehr nun gegenüber dem Kfz-Verkehr gesichert. Dieses Konzept wird sukzessive im Laufe der nächsten Jahre auf allen drei Straßenabschnitten rund um die Binnenalster (Ballindamm, Jungfernstieg, Neuer Jungfernstieg) umgesetzt, sodass hier ein einheitliches, komfortables und sicheres System für den Radverkehr angeboten werden kann.
Im Bereich des Knotens Bergstraße darf der Individualverkehr nicht mehr stadteinwärts vom Jungfernstieg in die Bergstraße einbiegen, um diesen Bereich ebenfalls für den Fuß- und Radverkehr zu entschärfen und den Busverkehr zu beschleunigen.
Insbesondere auf der Promenadenseite zur Binnenalster, aber auch auf der Gebäudeseite zu den historischen Fassaden, hat der Fußverkehr nun deutlich mehr Raum zum Flanieren zur Verfügung und mobilitätseingeschränkte Verkehrsteilnehmer werden begünstigt: Auf der Alsterseite sind Gehwege in über zwei Meter Breite und zusätzliche begehbare Baumstreifen in einer Breite von zirka vier Metern entstanden. Zusätzliche hochwertige Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein. Neue Querungsmöglichkeiten heben die Barrierewirkung der Fahrbahn auf. Im Süden wurden zusätzlich Büsche für die vorhandene schützenswerte Population an Haussperlingen gepflanzt. Auf der Gebäudeseite ist der Gehweg nun zirka fünf Meter breit und auch Möglichkeiten für eine Außengastronomie wurden geschaffen. Durch die Ertüchtigung der Straßenbeleuchtung und die Installation einer zusätzlichen Promenadenbeleuchtung kann die Entstehung von Angsträumen vermieden werden. Ein Teil dieser über den Hamburger Standard hinausgehender Maßnahmen wurde im Rahmen eines BID von der Eigentümerschaft des Ballindamm finanziert. Mit Unterstützung des BID Ballindamm wurden hochwertige Pflastersteine und Borde eingebaut sowie Begrünungs- und Pflegemaßnahmen ergriffen, sodass hier ein weiteres „Schmuckstück“ in der Innenstadtlage für alle entstand.
Das klare Bild der ortsprägenden Doppelbaumreihe aus Linden am Ballindamm blieb dabei dauerhaft erhalten und wurde sogar erweitert sowie durch baumpflegerische Maßnahmen gestärkt. Durch die neue Verkehrsführung waren allerdings einzelne Fällungen nötig: Um dem Kfz-Verkehr das Linksabbiegen aus dem Ballindamm in die Bergstraße zu ermöglichen entfielen auf der dortigen Mittelinsel drei Bäume, für das Linksabbiegen in die Gertrudenstraße ebenfalls ein Baum. Für eine überbreite Kfz-Spur auf dem Ballindamm stadtauswärts mussten die elf Bäume auf der mittleren Insel gefällt werden. Dort war ein vollständiger Ersatz durch elf Neupflanzungen möglich. Im Übergang zum Jungfernstieg wurde nachträglich eine dritte Reihe Linden gepflanzt. Die Bäume standen teilweise in erhöhten Baumscheiben und verengten den vom Fußverkehr hoch frequentierten Raum. Durch den engen Abstand zur zweiten Baumreihe haben sich die Kronen nur einseitig entwickelt. Auf dieser Seite wurden die minderwüchsigen Linden in zweiter Reihe gefällt, um die Wuchsbedingungen der Hauptreihe zu stärken. In Summe wurden ab Oktober 2019 37 Bäume gefällt, die durch 27 Baumpflanzungen vor Ort und weiteren 7 Linden im Bereich des Neuen Jungfernstieges ersetzt wurden.
Auf der Alsterseite und der nördlichen Mittelinsel entfielen die vorhandenen Parkstände (45 Stück). Auf der Gebäudeseite wurden insgesamt 38 – weiterhin bewirtschaftete – Parkstände eingerichtet, davon fünf für mobilitätseingeschränkte Personen. Ein ausreichendes Potential zum Kfz-Parken ist zusätzlich in den unmittelbar benachbarten Parkhäusern gegeben. Bisher waren keine Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vorhanden. Daher wurden zusätzlich insgesamt 68 Plätze im gesamten Straßenzug eingerichtet.
Durch die Kooperation mit Stromnetz Hamburg und anderen Leitungsträgern wurden mehrere Bautätigkeiten in einer Baustelleneinrichtung gebündelt. Während der Straßenbaumaßnahme wurden gleichzeitig Leerrohre für die Trasse der 110-kV-Leitung vorbereitet und Leitungen der Telekommunikation verlegt. Dadurch werden mehrfache Aufgrabungen vermieden und die Verkehrsbeeinträchtigungen für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sowie Anliegerinnen und Anlieger so gering wie möglich gehalten.
Die Gesamtkosten beliefen sich auf zirka 8 Millionen Euro inklusive Planung, Beleuchtung und Ampeln. Für die ausgeschriebene Baumaßnahme alleine wurden 6 Millionen Euro aufgewendet. Aus der Förderung innovativer Projekte zur Verbesserung des Radverkehrs in Deutschland des Nationalen Radverkehrsplanes wurde eine Förderung von zirka 5,7 Millionen Euro bewilligt. Die Kosten, die das BID Ballindamm als privater Dritter für die kostenlose Bereitstellung der höherwertigen Ausstattung übernahm, betrugen zusätzlich rund 1,2 Millionen Euro.