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Fachtagung

Mehrfachnutzungen in der Stadtentwicklung

Denkanstöße und Handlungsempfehlungen aus der Fachtagung am 2. September 2024 in der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen.

Jumpeestudio/iStock

In Hamburg wächst die Herausforderung, den wachsenden Flächenbedarf für unterschiedliche Nutzungen in der Stadt zu decken. Das Prinzip der Mehrfachnutzung bietet hier einen Lösungsansatz, Flächen möglichst effizient und kompakt zu nutzen. Worauf es bei der Konzeption, Planung, Finanzierung, Umsetzung und beim Betrieb von Projekten der Mehrfachnutzung ankommt, diskutierten rund 100 Teilnehmende am 2. September 2024 im Konferenzzentrum der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Hamburg.

Worum geht es?

Mehrfachnutzung bezeichnet die gleichzeitige oder abwechselnde Nutzung von Flächen durch verschiedene Akteurinnen und Akteure oder Nutzungsarten. Diese Form der Flächennutzung setzt nicht nur Ressourcen schonend ein und vermindert Flächenkonkurrenzen, sondern fördert auch die soziale Interaktion. Im Gegensatz zur Mischnutzung, bei der verschiedene Nutzungen oft vertikal im Gebäude angeordnet sind, fokussiert die Mehrfachnutzung die Verknüpfung und Kombination von Nutzungen auf einer Fläche.

Hamburg bekennt sich zur effizienten Flächennutzung, so Tobias Goevert (BSW) in seinem Eingangsstatement. Potenziale für die Entwicklung von Mehrfachnutzungen finden sich etwa an den Magistralen, in Freiräumen, auf Dächern oder in der Innenstadt. Letztere beheimatet den JUPITER – ein gelungenes Beispiel für die kombinierte Zwischen- und Mehrfachnutzung eines ehemaligen Kaufhauses mit Ausstrahlung auf den gesamten Stadtraum. Projekte wie der Grüne Loop Oberbillwerder verbinden Bildungs- und soziale Flächennutzung mit dem Konzept der Schwammstadt. Das Leitbild der „Grünen, gerechten und wachsenden Stadt am Wasser“ von 2014 bietet mit seiner Strategie der Innenentwicklung die Grundlage für weitere Integrationsansätze von Mehrfachnutzung.

Wie machen es Berlin, München und andere?

Professorin Renée Tribble (TU Dortmund) betont die Bedeutung offener und unkomplizierter Flächen, um Mehrfachnutzungen niedrigschwellig zugänglich zu machen. Das Hamburger PARKS-Projekt auf einem ehemaligen Recyclinghof oder das Tempelhofer Feld in Berlin demonstrieren die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit solcher Räume.

Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen zeigt durch Modellprojekte, wie Schulgebäude und -gelände an den Nachmittagen für unterschiedliche Nutzungen geöffnet werden können. Das erzeuge Synergien und trage erheblich zum Flächensparen bei, berichtet Markus Richter.

München bietet mit SHQUARED eine digitale Plattform für Gewerbeflächen-Mehrfachnutzung. Der Ansatz: Leerstände werden reduziert, innovative Nutzungsformen experimentell getestet – und auch kleinen Projekten werden Chancen eröffnet, so Nastasia Broda in ihrem Impuls.

Was brauchen gelungene Projekte der Mehrfachnutzung?

In Panels diskutieren die Teilnehmenden Gelingensbedingungen für Projekte mit den Schwerpunkten Wohnen (v. a.  Clusterwohnungen und gemeinschaftlich genutzte Bereiche), Gewerbe (v. a. Vernetzung zwischen Nutzenden und Flächen) sowie Bildung und Soziales (v. a. Prozesskoordination und Finanzierung). Als essenziell wurde vielfach ein kreativer und flexibler Rahmen für die Mehrfachnutzung benannt.

Die Dokumentation empfiehlt konkrete Strategien und Maßnahmen, um weitere multicodierte Räume für Gemeinschaft, Kultur, Gewerbe und mehr zu erproben und dauerhaft umzusetzen:

  • Politik und Verwaltung: Mehrfachnutzungen sollten als strategisches Element der Stadtplanung verankert und die rechtlichen Rahmenbedingungen so genutzt werden, dass kreative (Um-)Nutzungen möglich werden.
  • Planung und Betrieb: Es gilt, belastbare Betreiber- und Finanzierungsmodelle bereitzustellen sowie projektspezifische Schnittstellen und Prozesssteuerungen zu etablieren.
  • Partizipation und Vernetzung: Die Beteiligung von Akteurinnen und Akteuren aus Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft muss gestärkt werden. Digitale Plattformen können Leerstände besser sichtbar machen und die Zusammenarbeit zwischen Nutzenden fördern.
  • Förderung und Skalierung: Pilotprojekte können neue Modelle ausprobieren und Best-Practice-Ansätze innerhalb Hamburgs sowie europaweit adaptieren.

Das Fazit: Mehrfachnutzungen in der Stadtentwicklung sind eine Schlüsselstrategie, um Ressourcen effizient zu nutzen und nachhaltige, lebenswerte urbane Strukturen zu schaffen. Dafür braucht es eigene Kooperationen und kreative Lösungsansätze, aber auch unterstützende Strukturen und Förderungen.

Download

Mehrfachnutzungen in der Stadtentwicklung: Dokumentation der Fachtagung am 2. September 2024

PDF herunterladen [PDF, 3,2 MB]

Mehrfachnutzungen in der Stadtentwicklung: Best Practice-Beispiele Hamburg

PDF herunterladen [PDF, 44,4 MB]

Mehrfachnutzungen in der Stadtentwicklung: Weiterführende Informationen

PDF herunterladen [PDF, 162,9 KB]

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