Die staatlichen Zuwendungen für den Aufbau des LIB-Instituts betragen 6,4 Millionen Euro ab 2021 und bis 2026 aufsteigend auf rund 7,9 Millionen Euro. Der Bund übernimmt davon 50 Prozent; Hamburg zahlt rund 37,5 Prozent. Den Rest tragen alle Bundesländer im Rahmen der gemeinsamen Vereinbarung zur Förderung der Mitgliedseinrichtungen der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. Darüber hinaus finanziert Hamburg Ausstellungskosten mit rund 2,1 Millionen Euro in 2021 (bis 2026 aufsteigend auf rund 2,6 Millionen Euro) und den Neubau für das neue Forschungsmuseum.
Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: „Durch eine gezielte Ansiedlungsstrategie haben wir in den vergangenen Jahren verschiedene Spitzeninstitute für die Wissenschaftsmetropole Hamburg gewinnen können. Mit dem Ausbau des CeNak zu einem Leibniz-Institut kommt eine weitere Einrichtung hinzu, die sich mit wissenschaftlicher Exzellenz der Biodiversitäts- und Evolutionsforschung widmet. Grundlage ist die große naturkundliche Sammlung unserer Universität, die mit dem Aufbau des neuen Instituts auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Alle Hamburgerinnen und Hamburger können in dem künftigen Forschungsmuseum die faszinierende Vielfalt der Natur nachvollziehen und erleben. Ich danke allen, die sich für diesen Erfolg eingesetzt haben.“
Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin: „Ich freue mich sehr, dass Hamburg Teil eines weiteres Leibniz-Instituts wird! Das CeNak ist mit seinen umfangreichen Sammlungen eine der renommiertesten Adressen für Biodiversitäts- und Evolutionsforschung in Deutschland. Die Zusammenführung mit dem Bonner Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig und damit verbundene Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft wird die herausragende Forschung am Standort stärken – und für mehr Strahlkraft sorgen. Die Entscheidung macht zudem endgültig den Weg frei für ein neues Naturkundemuseum in Hamburg. Wir wollen nun einen geeigneten Ort schaffen, in dem die einzigartigen Sammlungen des CeNak weiter entwickelt und in ein modernes Ausstellungskonzept eingebettet werden. Ziel ist es, allen Hamburgerinnen und Hamburgern die Bedeutung und Wandel der Biodiversität auf faszinierende Art und Weise nahezubringen und mit aktuellen Themen wie Infektionsforschung, Klimawandel und Digitalisierung zu vernetzen. Ich danke allen Beteiligten, die den intensiven Prozess tatkräftig begleitet haben.“
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen: „Gemeinsam mit dem Hamburger Centrum für Naturkunde wird das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn seine international herausragende Spitzenposition bei der molekular basierten Biodiversitätsforschung ausweiten und weiter stärken. Das neu entstehende Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels wird damit zu einem wichtigen Pfeiler der deutschen Naturforschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft.“
Hamburg und Nordrhein-Westfalen hatten im September 2018 einen gemeinsamen Antrag gestellt, das ZFMK in Bonn, das als „Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere“ bereits langjähriges Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft ist, um das CeNak in Hamburg zu erweitern. Die GWK hatte den Wissenschaftsrat und die Leibniz-Gemeinschaft im September 2018 gebeten, die Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft zu prüfen.
Der Entscheidung über die Aufnahme liegen die Empfehlungen des Wissenschaftsrates und der Leibniz-Gemeinschaft zugrunde. In ihren Stellungnahmen hatten die Leibniz-Gemeinschaft und der Wissenschaftsrat die Passfähigkeit für die Leibniz-Gemeinschaft, den Mehrwert für die Leibniz-Gemeinschaft, die wissenschaftliche Qualität, die strukturelle Relevanz für das Wissenschaftssystem und die überregionale Bedeutung des LIB insgesamt als „sehr gut” bewertet.
Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels – Wie wir Umweltveränderungen erforschen
Der Rückgang der globalen Biodiversität und der damit verbundenen Ökosystemleistungen (zum Beispiel Bestäubungsleistungen von Insekten, Trinkwasseraufbereitung, saubere Luft, kulturelle Erholungswerte) ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für die Gesellschaft.
Am LIB sollen künftig die Ursachen und Wirkungen des Biodiversitätswandels für Tiere, Pflanzen und den Menschendurch Evolution und Umweltveränderungen erforscht werden. Ziel ist es, die durch Artensterben und Klimawandel verursachten globalen Veränderung der tierischen und pflanzlichen Populationen und deren Auswirkungen besser zu verstehen und Maßnahmen zu finden, um diesem Prozess gegenzusteuern. Hierzu werden die vier wissenschaftliche Zentren – die Forschungszentren für Taxonomie und Morphologie (ztm), für Molekulare Biodiversitätsforschung (zmb), und für Biodiversitätsmonitoring (zbm) sowie das Zentrum für Wissenschaftstransfer (zwt) entstehen, in denen standortübergreifend jeweils Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hamburg und Bonn tätig sein werden.
Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg: „Bei einem meiner ersten Besuche im Hause Helmut und Loki Schmidt musste ich die Enttäuschung von Loki Schmidt darüber registrieren, dass die Stadt sich zum Wiederaufbau eines Naturkundemuseums nie hat verständigen können. Das hat mich gelockt und ich habe ihr versprochen, alles daran zu setzen, ein solches Museum wieder entstehen zu lassen. Nun ist der entscheidende Schritt getan: Mit der Zusammenführung des Hamburger Centrums für Naturkunde mit dem Bonner Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig zu einem Leibniz-Institut sind die kontinuierlichen Finanzierungsvoraussetzungen für ein solches Museum in Hamburg geschaffen. Da dieses die Bedingung potenzieller Mäzene für den Bau eines Museums war, stehen diesen nun alle Türen offen, sich zu engagieren. Darauf freue ich mich.“
Forschung, Sammlung und Ausstellung – Naturkundemuseum mit 15 Millionen Objekten
Für den Fall der positiven Entscheidung durch die GWK hatte Hamburg die Bereitstellung eines Forschungs- und Ausstellungsgebäudes an einem attraktiven Standort in Hamburg zugesagt. Dem Konzept eines integrierten Forschungsmuseums folgend, sollen die Bereiche Sammlungen, Ausstellungen und Forschung zusammengedacht werden, um so exzellente Forschung zu ermöglichen, die Sammlungen für die weltweite Wissenschaft optimal zugänglich zu machen sowie den Transfer von Forschungserkenntnissen in und für die Öffentlichkeit zu fördern. Das neue Hamburger Naturkundemuseum soll für alle Hamburgerinnen und Hamburger ein attraktives „Schaufenster in die Wissenschaft“ sein. Das Ausstellungskonzept soll dabei die innovativen Elemente aus anderen internationalen Forschungsmuseen aufgreifen, neueste Techniken der Digitalisierung nutzen und auf diese neue Art und Weise Wissen integriert vermitteln. Die zuständigen Behörden werden nun einen geeigneten, attraktiven Standort identifizieren, das Ausstellungskonzept vorantreiben und die Planung des Gebäudes weiter entwickeln. Der Bürgerschaft soll das Konzept im Herbst zur Entscheidung vorgelegt werden.
Die Zusammenführung der Forschungsschwerpunkte und der historisch gewachsenen Sammlungen von ZFMK und CeNak ergänzen sich dabei hervorragend, da beide Häuser jeweils andere Schwerpunkte aufweisen. Gemessen an den rund 15 Millionen Sammlungsobjekten wird das LIB das drittgrößte naturkundliche Forschungsmuseum in Deutschland sein.
„Die Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem naturkundlichen Forschungsmuseum für Hamburg“, so Prof. Dr. Matthias Glaubrecht, Wissenschaftlicher Direktor des CeNaks. „Das positive Votum bringt uns einen entscheidenden Schritt weiter auf dem Weg zu unserem geplanten ‚Evolutioneum. Als Fenster der Wissenschaft soll dieses in der Metropole Hamburg und darüber hinaus die Rolle des Menschen als zunehmend wichtiger Einflussfaktor auf der Erde buchstäblich begreifbar machen.“
„Im Namen beider, jetzt noch getrennter Einrichtungen, danke ich der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern für die mit der Entscheidung verbundene Förderung dieses Vorhabens. Diese strategische Erweiterung eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Erforschung des Biodiversitätswandels und des Wissenstransfers sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene“, erläutert Prof. Dr. Bernhard Misof, Direktor des ZFMKs. „Mit der Ausweitung der bereits im ZFMK etablierten wissenschaftlichen Methoden auf die umfangreichen Sammlungen des CeNak in Hamburg ergeben sich künftig wichtige Beiträge zum Verständnis der naturkundlichen Sammlungen in Deutschland.“