Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Auch für die Hochschulen ist die Corona-Pandemie eine enorme Kraftanstrengung und Herausforderung. Wir profitieren in Hamburg jetzt davon, dass wir uns zusammen mit den Hochschulen frühzeitig Gedanken gemacht haben, wie man Lehre digital denken und gestalten muss. Digitalisierungsinitiativen wie die Hamburg Open Online University bieten eine gute Grundlage, um die Entwicklung innovativer Lehr- und Lernformate voranzutreiben. Wir haben jetzt die Chance, einen weiteren großen Sprung beim Ausbau der digitalen Lehre zu machen. Der Start des Sommersemesters am 20. April bedeutet somit auch einen digitalen Modernisierungsschub. Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, möglichst viele Lehrangebote für die Studierenden digital zur Verfügung zu stellen. Das wird nicht für alle Fächer zu hundert Prozent möglich sein. Aber da wo es geht, wollen wir alternative Angebote schaffen. Den Lehrenden gilt mein besonderer Dank, die mit viel Engagement und kreativen Ideen an digitalen Angeboten arbeiten und diese weiterentwickeln.“
Mit der Hamburg Open Online University (HOOU) verfügt Hamburg über eine digitale hochschulübergreifende Lernplattform, die sich mit ihren digitalen Lernangeboten sowohl an Studierende der beteiligten Hochschulen als auch an Interessierte außerhalb der Hochschullandschaft richtet. Ihre Lernangebote sind frei im Internet zugänglich und werden von den beteiligten Hochschulen und dem UKE stetig ausgebaut. Damit fördert die HOOU zum einen die Entwicklung innovativer Lehr- und Lernformate und unterstützt zum anderen die Breite des digitalen Lernangebotes von Hamburger Hochschulen.
Beispiele digitaler Lehrangebote der staatlichen Hamburger Hochschulen
Universität Hamburg – „Flipped Classroom“
Die Fakultäten sowie das Rechenzentrum der Universität Hamburg und der Bereich DLL (Digitales Lehren und Lernen) am Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen (HUL) sind in einem intensiven Austausch, um die bestmögliche technische und didaktische Unterstützung für die Digitalisierung des Lehrangebots abzustimmen und vorzubereiten. In den Bachelorstudiengängen Politikwissenschaften und Soziologie kommen zum Beispiel „Flipped Classroom“-Konzepte für die integrierte Methodenausbildung zum Einsatz: Auf der Lernplattform OpenOlat werden eigens produzierte Lehrvideos bereitgestellt, mit deren Hilfe sich die Studierenden in die Anwendung von Statistiksoftware einarbeiten können. Bei der Bearbeitung von den Übungen werden sie von den Lehrenden per Gruppen-Chat begleitet. In sogenannte „RLab-Kursen“ erlernen Studierende der MIN-Fakultät mit digitalen Skripten, die über einen Blog zur Verfügung gestellt werden, den Umgang mit der Statistiksoftware R. In mehreren Lessons werden online Übungen durchgeführt werden.
Medizinische Fakultät der Universität Hamburg – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Die Medizinstudierenden am UKE profitieren in der aktuellen Situation davon, dass das Dekanat der Medizinischen Fakultät bereits 2011 das Online-Portal iMED Textbook entwickelt hat – eine digitale Lernressource für den Modellstudiengang Medizin iMED. Die webbasierte Lernplattform mit Lehrbuchcharakter orientiert sich nahezu 1:1 an der Präsenzlehre und deckt individuelle wählbare Lernmodi (Wochenthema vs. Fächerübersicht) ab. Die Plattform verfügt ferner über eine Lernfortschrittdokumentation und Feedbackfunktion und zeichnet sich durch Aktualität der Inhalte über Erweiterungen wie Weblinks aus. Das iMED Textbook umfasst ca. 28.000 Standardseiten, Abbildungen und Tabellen und deckt damit derzeit 14 von 19 Pflichtmodulen des Modellstudiengangs iMED ab.
TU Hamburg – Virtueller Hörsaal: Technisch ist das möglich
Unter dem Motto „Moving online, staying connected“ geht an der Technischen Universität Hamburg ein Großteil der Lehrveranstaltungen des Sommersemesters 2020 digital an den Start, unter anderem folgende Formate: Das Institut für Maritime Logistik setzt in seinen Master-Modulen „Hafenlogistik“ und „Maritimer Transport“ auf eine Kombination von Audiomitschnitten, selbstgedrehten Videos und animierten PowerPoint-Folien, die über das Tool „ActivePresenter“ erstellt werden. Neben vielfältigen Informationsmaterialien sollen die Kursteilnehmenden auch selbst aktiv an den Modulen mitwirken. Im Modul „Mobility of Goods and Logistics Systems“ am Institut für Verkehrsplanung und Logistik können die Studierenden sämtliche digitale Lernmaterialien abrufen und sich in Diskussionsforen oder digitalen Sprechstunden mit Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie Lehrenden austauschen. Der digitale Lernfortschritt der Studierenden wird dabei durch Fragen zu Vorlesungsinhalten und ergänzender Literatur kontinuierlich überprüft. Eine Zusammenfassung weiterer digitaler Projekte und virtueller Lehrveranstaltungen der TUHH finden Sie hier.
HafenCity Universität – Baukunst und Stadtplanung online gestalten
Nach bisherigem Planungsstand versucht die die HafenCity Universität Hamburg rund 70 bis 80 Prozent des gesamten Lehrangebotes digital bereitzustellen. So wird zum Beispiel das Seminar „OpenSource GIS“ von Prof. Sebastian Meier (CityScienceLab) vollständig über die Lernplattform Moodle und Video-Lectures ablaufen. Zur Vermittlung der Lehrinhalte werden zudem Tutorials und Seminare für Screencast-Software produziert und als Open Source veröffentlicht. In den weiteren digitalen Lehrveranstaltungen des CityScienceLab sowie in allen weiteren Studienprogrammen werden Webinare, Videocasts und digitale Seminarräume eingesetzt, via Open Source-Software wird mit den Studierenden kommuniziert. Das Team des CityScienceLab greift hierbei auf seine bestehenden digitalen Kompetenzen im Bereich digitaler Bürger*innenbeteiligung zurück. In der Videoreihe "Baustofftechnologie" (Bauingenieurwesen) werden Laborversuche und Prüfverfahren zur Prüfung von Baustoffen, insbesondere für Bauingenieure, Architekten und Gewerke im Baubetrieb, anhand von Videos erklärt. Webinare werden ebenfalls entwickelt. Über die HOOU-Plattform ist das Videomaterial allen Interessierten frei zugänglich.
HfBK Hamburg – Kunst im virtuellen Raum
Die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfBK) bietet bereits jetzt einen Großteil ihrer Lehrveranstaltungen digital an. Ein zentrales Element dieser Angebote an der HfBK ist die Ermöglichung des diskursiven Austauschs: Ob in Online-Klassengesprächen, digital veranstalteten Seminaren oder im direkten 1:1-Gespräch mit Studierenden. So nutzt der Post-Internet-Künstler Simon Denny, Professor für Zeitbezogene Medien, die Webkonferenz-Funktion vor allem für seine digitalen Klassentreffen, in denen u.a. auch Fragen zur Rolle von künstlicher Intelligenz thematisiert werden. Dr. Astrid Mania, Professorin für Kunstkritik und Kunstgeschichte der Moderne, hat eine eigene Podcast-Reihe gestartet. Mit „an artwork a day…“ wird täglich ein Kunstwerk vorgestellt, das aus sehr verschiedenen, auch durchaus persönlichen Gründen zur aktuellen Situation passt. Der Podcast vermittelt nicht nur kunsthistorisches Wissen, sondern ist auch als Signal der Verbundenheit in einer für viele sehr schwierigen Zeit gedacht.
HfMT Hamburg – digital vernetzte Musikperformance
Die Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) arbeitet intensiv an unterschiedlichen Unterrichtsformen, die den künstlerisch-wissenschaftlichen Einzel- und Gruppenunterricht, aber auch künstlerische Probenprozesse online abbilden. Die Hochschule kann dabei auf ihre Erfahrung als Teil eines europäischen Culture-Projekts zum Thema vernetzte Musikperformance zurückgreifen. Auch die von HfMT-Professor Georg Hajdu entwickelte Software Quintet.net kommt zum Einsatz. Sie ermöglicht vernetzte Musikperformance und kann so u.a. für Online-Proben von Multimediastudierenden eingesetzt werden. Der Podcast des Instituts für Kultur und Medienmanagement an der HfMT ermöglicht darüber hinaus eine Blick hinter die Kulissen von Kunst und Kultur. Daneben werden weitere Online-Szenarien für Lehre und Forschung entwickelt und erprobt.
HAW Hamburg – Studium findet bereits digital statt
Die HAW Hamburg, deren Sommersemester bereits am 9. März begonnen hat, hat ihre Lehre bereits intensiv auf Online-Angebote umgestellt. So setzt zum Beispiel Boris Tolg, Professor für Informatik und Mathematik am Department Medizintechnik der Fakultät Life Sciences, auf eine Kombination aus selbstgemachten Videos, online zur Verfügung gestellten Materialien, Diskussionsforen und interaktiven Inhalten, die seine Lehrveranstaltungen unterstützen. Zentral sind die Videos, die er auf seinem eigenen YouTube-Kanal zur Verfügung stellt. Zusätzlich lädt er alle Folien oder Tabellen zur Nachbereitung bei EMIL hoch und sammelt und beantwortet in Diskussionsforen Fragen der Studierenden. Weitere Informationen zu den digitalen Lehrangeboten der HAW Hamburg finden Sie hier.