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Antisemitismus erkennen

Wann beginnt Antisemitismus?

Antisemitismus ist ein weltweites Problem. Die steigende Zahl von antisemitischen Hass-Verbrechen ist dabei der sichtbare Teil von historisch gewachsenem und gesellschaftlich tief verwurzeltem Hass auf Jüdinnen und Juden.

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Aus der Geschichte gelernt?

75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz und dem industriellen Massenmord an Millionen von Jüdinnen und Juden, ist Antisemitismus noch immer ein alltägliches Problem und Bedrohung.

Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens werden auch in Deutschland wieder alltäglicher. Antisemiten verbreiten ihre kruden Ideen von Weltverschwörung und Bevölkerungsaustausch im Internet, auf den Straßen und in deutschen Parlamenten. 

In manchen europäischen Ländern gehört mehr oder weniger verbrämter Antisemitismus mittlerweile wieder zur Staatsräson.

Antisemitische Klischees

Noch verbreiteter ist das sich in antisemitischen Klischees erschöpfende vermeintliche Wissen über Menschen jüdischen Glaubens und den Staat Israel.

Das Ausmaß dieses sich häufig über Wege der Umwegkommunikation zeigende Antisemitismus wird auch in der Leipziger Autoritarismus-Studie  deutlich, wonach zwar die Zahl der manifesten Antisemitinnen und Antisemiten in Deutschland rückläufig ist, unter der Berücksichtigung von Kommunikationslatenz und Umwegkommunikation aber bis zu 80 Prozent der Befragten antisemitischen Aussagen zustimmten. 

Dieser Antisemitismus ohne Antisemiten stellt eine große Gefahr für unser aller Zusammenleben dar, weil er Antisemitismus verschleiert und so schwerer angreifbar macht. Die darin innewohnende Gefahr wird umso deutlicher, führt man sich vor Augen, dass antisemitische Einstellungen mit Gewaltbereitschaft bzw. -akzeptanz korrelieren, also gewalttätiges Handeln wahrscheinlicher machen.

Hass im Internet

Besonders im Internet finden Menschen den Raum ihren Hass auf Jüdinnen und Juden zu verbreiten . Einerseits wird dieser Hass dort offen ausgelebt, andererseits  wird - ohne es Antisemitismus zu nennen - an tradierte Erzählungen über das Judentum und antisemitische Verschwörungstheorien angeknüpft und damit einfache Erklärungsmuster für die Komplexität der Welt geboten.

Diese Verschwörungstheorien haben längst auch Einzug in die Populärkultur gehalten und festigen so das latent antisemitische Weltbild auch von solchen Menschen, die sich als aufgeklärt und antirassistisch begreifen.

Israelbezogener Antisemitismus

Unter dem Deckmantel der Solidarität mit den Bewohnern des Westjordanlandes und des Gazastreifens fordern sich selbst als Antizionisten bezeichnende Gruppen das Ende des Staates Israel.

Jüdinnen und Juden egal welcher Staatsangehörigkeit werden immer wieder mit dem Staat Israel und dessen Politik gleichgesetzt und sollen sich für dafür rechtfertigen.

Antisemitismus im Alltag

Aber auch in alltäglichen Situationen begegnet Jüdinnen und Juden Antisemitismus. Sei es, dass sie einen Tisch im Restaurant nicht bekommen, in einem Taxi nicht mitgenommen werden oder mit Klischees über ihr vermeintlich nicht-jüdische Aussehen oder ihren unterstellten Reichtum konfrontiert werden. 

Antisemitismus ist auch in diesen Formen in allen Teilen unserer Gesellschaft verbreitet und findet Ausdruck in Formen, die unterhalb der Strafbarkeitsschwelle bleiben.

Bedrohung und Unsicherheit

All dies führt dazu, dass sich Menschen jüdischen Glaubens zusehends bedroht und nicht mehr sicher fühlen.

Ihren Glauben öffentlich zu zeigen, kann für Jüdinnen und Juden auch in Deutschland nicht nur unangenehm sondern längst auch wieder gefährlich werden. Die Jüdischen Gemeinden müssen vermehrt in ihre Sicherheit investieren und stoßen dabei immer wieder auf Unverständnis in der Zivilgesellschaft und dem politischen Raum. 

Vergiftete Solidarität erfahren sie häufig nur dann, wenn es darum geht, das Judentum historisch und kulturell in eine Idee eines vermeintlich christlich-jüdisches Abendland zu integrieren, um so andere konstruierte Menschengruppe, vornehmlich Muslime, abzuwerten und auszugrenzen.

Die Situation in Hamburg

Und all dies passiert auch in Hamburg. Auch in Hamburg steigt die Zahl antisemitisch motivierter Übergriffe und Straftaten. Auch in Hamburg werden Jüdinnen und Juden wieder vorsichtiger ihre Religion offen zu zeigen oder nur zu kommunizieren.

Beratung und Unterstützung

Wünschen Sie Beratung oder Unterstützung? Sind Sie selbst Opfer einer antisemitischen Tat geworden? Oder gibt es einen entsprechenden Vorfall in Ihrem Umfeld?

Auf unserer Seite für Betroffene von Antisemitismus erfahren Sie mehr.