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Hamburger Forschungspreis für Alternativen zum Tierversuch verliehen

50.000 Euro für zwei innovative Forschungsansätze an UKE und RKI

28. Juni 2021 Pressemitteilung
  • Justiz und Verbraucherschutz
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Um die Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch zu fördern, haben die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz und die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke heute zum dritten Mal einen Förderpreis vergeben. Der Preis ist erstmals mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wurden Arbeiten von Dr. Sabrina Köcher (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) zu einer neuen Kultivierungsmethode für Tumor-Gewebeschnitte sowie von Dr. Brigitte G. Dorner und Dr. Daniel Stern (Robert Koch-Institut), die ein in vitro-Verfahren für die Diagnostik zur Vergiftungserkrankung Botulismus entwickelt haben.

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BJV

Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina sagt: "Die Vermeidung von Tierversuchen muss an oberster Stelle stehen. Deshalb sind die großen und kleinen Fortschritte, die wir bei der Entwicklung von Verfahren zum Verzicht oder der Reduzierung von Tierversuchen sehen, von so großer Bedeutung. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen. Durch die Vergabe des Preises wollen wir die Entwicklung tierversuchsfreier Forschungsmethoden weiter vorantreiben. Die ausgezeichneten Projekte zeigen vielversprechende und zukunftsweisende Ansätze, die nicht nur die medizinische Forschung voranbringen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu mehr Tierschutz leisten."

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: "Ich freue mich sehr, dass dieses Jahr gleich zwei Forschungsansätze den Hamburger Forschungspreis für Alternativen zum Tierversuch erhalten. Die ausgezeichneten Projekte zeigen auf herausragende Weise, wie Tierschutz und wissenschaftlicher Fortschritt zusammengedacht werden können – und unterstreichen gleichzeitig die Innovationskraft der Forschung in diesem Bereich. Mit dem erstmals mit 50.000 Euro dotierten Preis leistet Hamburg somit einen wichtigen Beitrag, um alternative Forschungsmethoden weiter zu stärken. Den Preisträgerinnen und Preisträger danke ich herzlich für ihre Arbeit und gratuliere zu der Auszeichnung!"

Die grundgesetzlich verankerte Verantwortung für Tiere verpflichtet dazu, Tierversuche auf ein Minimum zu reduzieren. Aus diesem Grund sind Tierversuche in Deutschland bundeseinheitlich streng geregelt. Für viele Fragestellungen in der medizinischen Forschung fehlen allerdings bislang geeignete Verfahren, die ohne einen Einsatz von Tieren auskommen.

Der Hamburger Forschungspreis, über dessen Vergabe ein unabhängiges Gremium entscheidet, soll die Entwicklung und Etablierung von Alternativmethoden vorantreiben. Daneben können auch Arbeiten ausgezeichnet werden, die dazu beitragen, Schmerzen und Leiden von Versuchstieren zu mindern oder ihre Haltungsumstände zu verbessern. Um noch mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für eine Bewerbung zu gewinnen, wurde das Preisgeld von 20.000 auf 50.000 Euro erhöht. Bewerben konnten sich in Deutschland ansässige Hochschulen, Universitätskliniken, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Aufgrund ihrer herausragenden Ansätze wird der Preis in diesem Jahr an zwei Forschungsprojekte vergeben.

Ausgezeichnete Projekte

Das Projekt "A functional ex vivo assay to detect PARP1-EJ repair and radiosensitization by PARP-inhibitor in prostate cancer" von Dr. Sabrina Köcher vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf befasst sich mit der individualisierten Krebstherapie am Beispiel des Prostatakarzinoms. Es umfasst eine neuartige Kultivierungsmethode für Gewebeschnitte humaner Tumore. Damit lässt sich die Wirkung von Substanzen testen, die die Wirkung einer Strahlentherapie verbessern könnten, ohne dafür auf ein so genanntes Xenograftmodell zurückgreifen zu müssen, bei dem menschliches oder aus Zellkulturen abgeleitetes Gewebematerial zur weiteren Untersuchung in ein Tier (zum Beispiel eine Maus) übertragen werden. Das neue Verfahren kann dazu beitragen, Tierversuche in der präklinisch-onkologischen Forschung zu reduzieren.

Das zweite Projekt "Functional detection of botulinum neurotoxin serotypes A to F by monoclonal neoepitope-specific antibodies and suspension array technology" von Dr. Brigitte Dorner und Dr. Daniel Stern vom Robert Koch-Institut stellt erstmals ein technisch einfaches, robustes in vitro-Verfahren als Alternative für den Tierversuch zur Botulismus-Diagnostik vor. Botulismus ist eine seltene, aber schwere neurologische Krankheit bei Mensch und Tier. Verursacht wird sie durch Aufnahme von Botulinum-Neurotoxinen, den giftigsten bekannten Substanzen überhaupt, über verdorbene Lebensmittel/Futter. Das neue Verfahren bildet zwei wesentliche Aspekte der biologischen Wirkung des Gifts außerhalb eines lebenden Organismus  ab und hat das Potential, nach umfassender Validierung den Einsatz des diagnostischen Tierversuchs weiter zu minimieren.