Eine leistungsfähige Seeschifffahrt gilt als Voraussetzung für den internationalen Warentransfer und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Derzeit sind weltweit mehr als 1,64 Millionen Menschen als Seeleute tätig. Die meisten von ihnen verbringen mehrere aufeinanderfolgende Monate an Bord eines Schiffes, ohne regelmäßige Landgänge. Damit Seeleute einen Vertrag erhalten und ihre Arbeit ordnungsgemäß ausführen können, müssen sie in guter körperlicher und geistiger Verfassung sein. Denn an Bord von Handelsschiffen leben und arbeiten sie in einer herausfordernden Umgebung: Sie sind vielen Stressfaktoren, wie der räumlichen Trennung von Familie und Freunden, langen und harten Arbeitstagen, Zeitdruck, Vibration und/oder Lärm, ausgesetzt.
Hauptziel des interdisziplinären Projektes e-healthy ship war es deshalb, das Gesundheitsmanagement auf Handelsschiffen zu verbessern, um die Widerstandsfähigkeit der Besatzungen zu stärken sowie sie für medizinische Notfälle zu wappnen.
Ermittlung des Gesundheitszustandes der Seeleute an Bord
Das Projektteam startete Ende 2017 mit intensiven Vorbereitungen für die im Rahmen von e-healthy ship geplanten Seereisen zur Untersuchung des Gesundheitszustands und der Arbeitsbedingungen von Seeleuten. Der Lead Partner des Projekts, das Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), entwickelte hierfür über Monate hinweg Fragebögen, testete Geräte und lotete Methoden aus. Das ZfAM ist eine Einrichtung der Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (BJV), die eng mit dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg-Eppendorf (UKE) verbunden ist.
Um ein realistisches Bild von der Situation an Bord zu erhalten, ging es für das ZfAM von der Theorie in die Praxis: Jeweils im Mai, Juli und September 2018 verlagerte das wissenschaftliche Team seinen Arbeitsplatz auf die bereitgestellten Testschiffe der beiden Hamburger Reedereien Peter Döhle Schiffahrts-KG und KG Reederei Roth GmbH & Co. Während der Seereisen konnten viele Gesundheitsdaten erhoben werden, die für die spätere Konzeption digitaler Tools wichtig waren. Beispielsweise wurden Schlaf- und Fitnessuntersuchungen durchgeführt, Arbeitsbewegungen mithilfe einer 3D-Technologie verfolgt, die UV-Belastung bzw. die Hautstrukturen anhand eines Hautscanners beurteilt sowie Blutwerte mittels Point-of-Care-Diagnostik untersucht.
Ergebnis: Digitale Tools zur Gesundheitsförderung von Seeleuten
In den Jahren 2018 und 2019 erfolgte eine umfangreiche Auswertung der gesammelten Gesundheitsdaten, die in die Entwicklung digitaler Gesundheitsplattformen einfloss. Zwei digitale Tools sind das Ergebnis des Projekts e-healthy ship:
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e-healthy ship -
e-healthy ship
Senatorin Anna Gallina, Behörde für Justiz und Verbraucherschutz Hamburg: "Durch seine interdisziplinäre Struktur hat das Projekt e-healthy ship einen Rahmen für den Wissenstransfer und den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gebildet. Es trägt damit zur Stärkung von Forschung, Entwicklung und Innovation in der Freien und Hansestadt Hamburg bei. Außerdem leistete es seinen Beitrag zur Umsetzung der Strategie Europa 2020 für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum."
Univ.-Prof. Dr. med. Volker Harth, Institutsdirektor ZfAM: "Das Projekt e-healthy ship hat in einem maritimen Umfeld bewiesen, dass das Angebot der Gesundheitsförderung und des Gesundheitsschutzes an Bord durch digitales Lernen und digital ermöglichte Interaktion deutlich erweitert werden kann."
Hintergrund

e-healthy ship ist ein interdisziplinäres Projekt zum Gesundheitsmanagement an Bord von Handelsschiffen. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) sowie aus Landesmitteln der Freien und Hansestadt Hamburg (Sozialbehörde). www.e-healthy-ship.eu