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e-healthy ship

Hamburger Projekt entwickelt digitale Tools zur Gesundheitsförderung auf Handelsschiffen

01. März 2022 Pressemitteilung

Als das Projekt "e-healthy ship" ins Leben gerufen wurde, konnte niemand vorhersehen, dass eine Pandemie eines der Hauptziele des Projekts befeuern würde: den Bedarf an Gesundheitsförderung an Bord von Handelsschiffen zu decken. Ab sofort stehen die Ergebnisse des EU-Projekts bereit: Digitale Tools rund um die Gesundheit von Seeleuten, die von Reedereien und anderen Interessierten genutzt werden können.

e-healthy ship

Eine leistungsfähige Seeschifffahrt gilt als Voraussetzung für den internationalen Warentransfer und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Derzeit sind weltweit mehr als 1,64 Millionen Menschen als Seeleute tätig. Die meisten von ihnen verbringen mehrere aufeinanderfolgende Monate an Bord eines Schiffes, ohne regelmäßige Landgänge. Damit Seeleute einen Vertrag erhalten und ihre Arbeit ordnungsgemäß ausführen können, müssen sie in guter körperlicher und geistiger Verfassung sein. Denn an Bord von Handelsschiffen leben und arbeiten sie in einer herausfordernden Umgebung: Sie sind vielen Stressfaktoren, wie der räumlichen Trennung von Familie und Freunden, langen und harten Arbeitstagen, Zeitdruck, Vibration und/oder Lärm, ausgesetzt.

Hauptziel des interdisziplinären Projektes e-healthy ship war es deshalb, das Gesundheitsmanagement auf Handelsschiffen zu verbessern, um die Widerstandsfähigkeit der Besatzungen zu stärken sowie sie für medizinische Notfälle zu wappnen.

Ermittlung des Gesundheitszustandes der Seeleute an Bord

Das Projektteam startete Ende 2017 mit intensiven Vorbereitungen für die im Rahmen von e-healthy ship geplanten Seereisen zur Untersuchung des Gesundheitszustands und der Arbeitsbedingungen von Seeleuten. Der Lead Partner des Projekts, das Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), entwickelte hierfür über Monate hinweg Fragebögen, testete Geräte und lotete Methoden aus. Das ZfAM ist eine Einrichtung der Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (BJV), die eng mit dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg-Eppendorf (UKE) verbunden ist.

Um ein realistisches Bild von der Situation an Bord zu erhalten, ging es für das ZfAM von der Theorie in die Praxis: Jeweils im Mai, Juli und September 2018 verlagerte das wissenschaftliche Team seinen Arbeitsplatz auf die bereitgestellten Testschiffe der beiden Hamburger Reedereien Peter Döhle Schiffahrts-KG und KG Reederei Roth GmbH & Co. Während der Seereisen konnten viele Gesundheitsdaten erhoben werden, die für die spätere Konzeption digitaler Tools wichtig waren. Beispielsweise wurden Schlaf- und Fitnessuntersuchungen durchgeführt, Arbeitsbewegungen mithilfe einer 3D-Technologie verfolgt, die UV-Belastung bzw. die Hautstrukturen anhand eines Hautscanners beurteilt sowie Blutwerte mittels Point-of-Care-Diagnostik untersucht.

Ergebnis: Digitale Tools zur Gesundheitsförderung von Seeleuten

In den Jahren 2018 und 2019 erfolgte eine umfangreiche Auswertung der gesammelten Gesundheitsdaten, die in die Entwicklung digitaler Gesundheitsplattformen einfloss. Zwei digitale Tools sind das Ergebnis des Projekts e-healthy ship:

  • Ein Computerbildschirm mit vielen blauen Kacheln
    e-healthy ship
    Software-Module für den "Cloud Fleet Manager" der Hanseaticsoft GmbH: Für die bereits bestehende maritime IT-Anwendung des Hamburger Softwareentwicklers Hanseaticsoft wurden gesundheitsbezogene Module (weiter-)entwickelt. Diese unterstützen Reedereien und Schiffsbesatzung bei der Bewältigung von Aufgaben rund um die medizinische Versorgung an Bord sowie bei der Verwaltung von medizinischen Befunden der Crewmitglieder. Über das Modul "Krankenbuch" kann das an Bord obligate Krankenbuch digital geführt werden. Das Modul "Bordapotheke" hilft dabei, Medikamente an Bord zentral zu verwalten und die Ausgabe von Medikamenten zu dokumentieren. Das Modul "Empowerment" ermöglicht es Besatzungsmitgliedern, selbstständig auf ihre eigenen Krankheits- und Behandlungsfälle zuzugreifen und alle dazugehörigen Informationen einzusehen.
  • Zwei Hände halten ein Tablet. Die rechte Hand tippt auf das Display.
    e-healthy ship
    E-Learning-Plattform "crewhealthy" des ZfAM: Die vom wissenschaftlichen Team des ZfAM entwickelte E-Learning-Plattform enthält visuell ansprechende Tipps zu Ernährung, Sport, psychischer Gesundheit, Schlafqualität und Entspannungstechniken an Bord. Auch aktuelle maritim-medizinische Themen, wie beispielsweise die Bewältigung von Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie, werden behandelt. Lernkurse und wöchentliche Quizspiele wurden erstellt, sodass wichtige Informationen vermittelt werden, aber auch ein Unterhaltungsfaktor gegeben ist. Eine individuelle leistungsbezogene Auswertung nach Punkten kann Reedereien als Grundlage für ein Incentive-System dienen und zur Steigerung der Motivation sowie regelmäßigen Nutzung des Tools eingesetzt werden. Außerdem wurden ein Kochbuch mit mehr als 25 Rezepten sowie ein Tool zur Lebensmittelbestellung entwickelt.

Senatorin Anna Gallina, Behörde für Justiz und Verbraucherschutz Hamburg: "Durch seine interdisziplinäre Struktur hat das Projekt e-healthy ship einen Rahmen für den Wissenstransfer und den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gebildet. Es trägt damit zur Stärkung von Forschung, Entwicklung und Innovation in der Freien und Hansestadt Hamburg bei. Außerdem leistete es seinen Beitrag zur Umsetzung der Strategie Europa 2020 für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum."

Univ.-Prof. Dr. med. Volker Harth, Institutsdirektor ZfAM: "Das Projekt e-healthy ship hat in einem maritimen Umfeld bewiesen, dass das Angebot der Gesundheitsförderung und des Gesundheitsschutzes an Bord durch digitales Lernen und digital ermöglichte Interaktion deutlich erweitert werden kann."

Hintergrund

Das Logo der Europäischen Union
Europäische Union - Europäischer Fond für regionale Entwicklung

e-healthy ship ist ein interdisziplinäres Projekt zum Gesundheitsmanage­ment an Bord von Handelsschiffen. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) sowie aus Landesmitteln der Freien und Hansestadt Hamburg (Sozialbehörde). www.e-healthy-ship.eu