Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: "Mit rund 1.500 Stiftungen und einem Gesamtvermögen von über 10 Milliarden Euro ist Hamburg die Stiftungshauptstadt Deutschlands. Die Stiftungen engagieren sich für soziale Projekte, für Bildung und Wissenschaft, für Kunst und Kultur. Der Hamburger Stiftungspreis würdigt diese wichtige Arbeit für das Gemeinwesen in unserer Stadt. Ich gratuliere den ausgezeichneten Stiftungen und danke allen Haupt- und Ehrenamtlichen sehr herzlich für ihr Engagement."
Justizsenatorin Anna Gallina: "Ich gratuliere den drei Preisträgerinnen ganz herzlich und danke Ihnen allen für Ihr Engagement. Dieser Dank gilt aber auch allen anderen Stiftungen, die sich in unserer Stadt verdient machen. Wir leben in Zeiten multipler Krisen: Kriege in Europa und im Nahen Osten und zunehmende Naturkatastrophen in Folge der Klimakrise. Auch die liberale Demokratie wird durch autokratische und rechtsextreme Kräfte massiv herausgefordert. Wir müssen uns daher darauf besinnen, was unsere Demokratie stark, lebendig und widerstandsfähig macht und wie wir die Menschen einander wieder näherbringen. Dafür brauchen wir eine engagierte Zivilgesellschaft sowie starke Stiftungen und deren Beiträge zur Förderung dieses Engagements. In unserem Gefüge aus Demokratie, Rechtsstaat, Pluralismus und Freiheit spielen Stiftungen eine wichtige Rolle. Ob Integrationsarbeit, soziales Engagement oder Beteiligung am demokratischen Diskurs – Sie verbinden Menschen, stärken unseren Zusammenhalt und treten damit für die uns so wichtigen Werte ein."
Dr. Malte Passarge, Vorstand der Gesellschaft Harmonie 1789 e.V.: "Der Stiftungspreis entstammt der Gedankenwelt der Gesellschaft Harmonie von 1789. Ziele unseres Vereins sind die Förderung von Kultur, Bildung, Völkerverständigung und des Hamburger Stiftungswesens. Die zentrale Bedeutung von Kultur, Bildung und Völkerverständigung für eine zivilisierte Welt ist kaum zu unterschätzen. Der grausame Krieg in der Ukraine und der barbarische Angriff von Terroristen auf israelische Zivilisten zeigen, dass Kultur, Bildung, Völkerverständigung und soziales Engagement der Kit für eine zivilisierte Gesellschaft sind. Daher ist die Arbeit der diesjährigen Preisträger von besonders hoher Bedeutung für unsere Zivilgesellschaft. Denn sie fangen mit ihrem Wirken schon bei den Kindern an, um diesen nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern unter Einsatz von Kultur und Bildung die Entwicklung ihrer Persönlichkeiten zu ermöglichen."
Vorstellung der Preisträger:innen 2023
1. Platz: Stiftung KulturVermögen (10.000 Euro) – Projekt "LichtwarkSchule Starke Kinder durch Kunst!"
Das Projekt begleitet Kinder im Alter von fünf bis 16 Jahren durch ein durchdachtes pädagogisches Konzept auf ihrem Entwicklungsweg. Im Vordergrund stehen Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und die Förderung des Sprachvermögens. Dabei werden die Potentiale und Talente von Kindern und Jugendlichen über soziale und kulturelle Grenzen hinweg gefördert, insbesondere in Stadtteilen mit erhöhtem Entwicklungsbedarf. Vermittelt werden diese Kompetenzen durch akademisch ausgebildete Künstler:innen, ihre kreativen Techniken sowie den Einsatz von Materialen aus der bildenden Kunst. Durch die Arbeit mit freischaffenden Künstler:innen werden Fantasie, Kreativität und Resilienz gestärkt. Die Kurse ab Schuljahr 5 setzen sich aus maximal 12 Kindern und Jugendlichen zusammen und laufen jeweils über ein Schuljahr.
Starke Kinder durch Kunst - Stiftung KulturVermögen (kulturvermoegen.de)
2. Platz: Stiftung Early Birds - Stiftung für Kinder (3000 Euro) – Projekt "Early Birds Stipendium für talentierte Schüler:innen"
Das Stipendium richtet sich an Schüler:innen der Klassenstufe 6 an Hamburger Stadtteilschulen und unterstützt diese über ein Jahr monatlich mit 100 Euro auf ihrem individuellen Bildungsweg. Der Betrag kann beispielsweise für Gebühren für Sport-, Musik- und Kunstkurse, Nachhilfeunterricht, Laptops, Drucker, Lernmaterialien, Besuche von Kulturveranstaltungen u.ä. genutzt werden. Die Lehrkräfte wählen die für ein Stipendium in Frage kommenden Schüler:innen anhand ihrer überdurchschnittlichen Begabung oder ihres Engagements aus und formulieren ein persönliches Empfehlungsschreiben. Voraussetzung für eine Bewerbung ist zudem ein Nachweis über eine soziale oder finanzielle Benachteiligung. Mit dem Stipendium soll ein Beitrag zur Chancengerechtigkeit geschaffen und Kindern die Möglichkeit gegeben werden, sich unabhängig von ihrem Elternhaus zu selbstständigen Erwachsenen zu entwickeln.
Early Birds Stipendium für talentierte Schüler:innen 2022 | Early Birds (earlybirds-stiftung.de)
3. Platz: Stiftung Haus im Park Hamburg-Bergedorf (2000 Euro) – Projekt "Senioren helfen Senioren"
Der ehrenamtliche Reparaturdienst "Senioren helfen Senioren" hat sich vor etwa zehn Jahren entwickelt, indem sich Rentner:innen überlegt haben, wie die altersbedingte Aufgabe der Wohnung hinausgezögert werden könnte. Ziel war, dass Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen Wohnungen leben können. Insbesondere ältere Menschen brauchen häufig Hilfe bei einfachen handwerklichen Tätigkeiten wie dem Anbringen einer Glühbirne, dem Montieren kleinerer Möbel oder dem Programmieren des TV-Geräts. Handwerker:innen für derart kleine Aufträge zu finden, ist jedoch häufig schwierig; zudem können sich viele Senior:innen mit kleinen Renten keinen Handwerker leisten. Diese "Lücke" füllt das Projekt mit seinem ehrenamtlichen Engagement.
Senioren helfen Senioren- Stiftung für Engagement in Hamburg-Bergedorf (stiftung-ship.de)
Hintergrund
In diesem Jahr wird der Hamburger Stiftungspreis zum neunten Mal durch die Freie und Hansestadt Hamburg und die Gesellschaft Harmonie von 1789 e.V verliehen. Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, zuständig für das Stiftungswesen, und die Gesellschaft Harmonie von 1789 e.V. haben den Preis im Jahr 2006 gemeinsam ins Leben gerufen.
Der Hamburger Stiftungspreis ist insgesamt mit 15.000 Euro dotiert und ehrt alle zwei Jahre in Hamburg ansässige Stiftungen, die zum Wohl der Gesellschaft beitragen und sich um Belange des Gemeinwohls verdient machen. In diesem Jahr haben sich 44 Stiftungen um den Preis beworben.
Er richtet sich dabei insbesondere auch, aber nicht ausschließlich, an junge, bereits einige Jahre aktive Stiftungen, deren sicht- und greifbare Erfolge mit dem Preis prämiert werden. Das Kuratorium bilden Justizsenatorin Anna Gallina, die für Stiftungsangelegenheiten zuständige Abteilungsleiterin und zwei Mitglieder der Gesellschaft Harmonie von 1789 e.V. In diesem Jahr wirken auch Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALL-Stiftung, und Tatjana Kiel, CEO der Klitschko Ventures GmbH, mit.
Tatjana Kiel ist langjährige Geschäftspartnerin von Dr. Wladimir Klitschko. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine hat ihre Arbeit einen weiteren Schwerpunkt. Aus ihrer Hilfsinitiative #WeAreAllUkrainians entstand die gleichnamige gemeinnützige GmbH, die nachhaltige Hilfsprojekte in der Ukraine umsetzt. Kirsten Wagner ist studierte Anglistin und Literurwissenschaftlerin und leitet seit 2011 als Geschäftsführerin hauptamtlich die NORDMETALL-Stiftung.
Stiftungshochburg Hamburg
Kein anderes Bundesland hat so viele Stiftungen pro Einwohner wie Hamburg. Die Gründung der ältesten Stiftung Hamburgs liegt fast 800 Jahre zurück. Heute sind ca. 1.500 Stiftungen in Hamburg ansässig und jährlich kommen neue hinzu: 2023 wurden bislang 14 neue Stiftungen anerkannt, davon 13 gemeinnützige, die rund 47 Millionen Euro zum Hamburger Stiftungsvermögen beigetragen haben. Das Gesamtvermögen der Hamburger Stiftungen liegt bei mehr als 10 Milliarden Euro.
Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz ist in Hamburg zentral für die rechtliche Anerkennung der Stiftungen zuständig, die bei gemeinnützigen Stiftungen gebührenfrei ist. Das Referat für Stiftungsangelegenheiten der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz unterstützt die Stifter:innen mit Informationen und persönlicher unentgeltlicher Beratung während des Gründungsverfahrens und im laufenden Betrieb der Stiftung.