Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina: "Gewaltige Mengen an Lebensmitteln landen im Müll. Laut einer Studie sind es in Deutschland jedes Jahr rund 12 Millionen Tonnen. Wir verschwenden damit dringend benötigte Ressourcen und schaden der Umwelt und dem Klima. In Hamburg gibt es bereits an vielen Stellen ein Engagement gegen Lebensmittelverschwendung. Die Initiative will diesen Einsatz für mehr Nachhaltigkeit bündeln und konzentrieren, das Thema noch sichtbarer machen und damit einen Beitrag leisten, um Lebensmittelverschwendung weiter einzudämmen."
Vernetzung und Austausch
In der Initiative engagieren sich Partner:innen, die eigene Projekte zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten auf den Weg gebracht haben. Mit dabei sind bereits: Edeka, Rewe, Fleischerinnung Nord, Hela Gewürzwerke, Hobenköök, Hamburger SV, Ohne Gedöns, Streubar, Stückgut, Too Good To Go, Hamburg CruiseNet, Tui Cruises, Bösch Boden Spies, die Hamburger Klimaschutzstiftung (Gut Karlshöhe) und Wünsche Handelsgesellschaft International. Sie bringen ihre Erfahrungen in die Initiative ein, tauschen sich aus und entwickeln gemeinsame Projekte. Als Kooperationspartner:innen unterstützen DEHOGA, Großmarkt Hamburg, die vzhh und foodsharing die Initiative.
Bei der Vorstellung der Initiative wurde ein weiteres Projekt gestartet: erste Schritte zum geplanten Aufbau eines Foodsharing-"Fairteilers" auf Gut Karlshöhe in Bramfeld. Bei einem "Fairteiler" können Privatpersonen und Betriebe übrig gebliebene Lebensmittel, die noch verzehrfähig sind, zu einer Abgabestelle bringen. Diese Lebensmittel kann sich dann jede Person kostenlos abholen. Das Pilotprojekt soll Arbeitsabläufe optimieren, die Finanzierung sicherstellen und alle relevanten Fragen zur Lebensmittelsicherheit klären. In einem halben Jahr wollen die Hamburger Klimaschutzstiftung, foodsharing und die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz die Ergebnisse präsentieren.
Karin Gaedicke, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Klimaschutzstiftung: "Lebensmittelnachhaltigkeit ist für uns als Bildungseinrichtung für alle Hamburger:innen ein wichtiges Thema. Das Vorhaben würde inhaltlich gut unsere neuen Erlebnisstationen auf Gut Karlshöhe ergänzen, die sich modellhaft mit nachhaltigen landwirtschaftlichen Kreisläufen beschäftigen. Wir freuen uns daher sehr über diesen ersten Schritt zu einem Foodsharing-Verteiler im Hamburger Umweltzentrum."
Förderung von Lebensmittelspenden
Produktionsfehler, Transportschäden, Überproduktion, nicht verkaufte Ware: Jeden Tag werden viele Lebensmittel nicht verkauft oder kommen erst gar nicht in den Handel. Statt sie zu entsorgen, sollten Betriebe sie spenden: Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz unterstützt im Rahmen der Initiative bei der Vermittlung von übrig gebliebenen Lebensmitteln aus Produktion, Handel und Gastronomie an Partner:innen.
Information für Verbraucher:innen
Ein Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht in privaten Haushalten: Laut einer Untersuchung wirft jeder Mensch im Schnitt etwa 75 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg. Die Initiative informiert deshalb online über Gründe und Folgen der Lebensmittelverschwendung und gibt Tipps – unter anderem zum Mindesthaltbarkeitsdatum, zur sinnvollen Planung bei Einkauf, Zubereitung und Lagerung von Lebensmitteln und zur Restverwertung. Die Seite erklärt außerdem, was beim Foodsharing und beim Einkauf unverpackter Lebensmittel zu beachten ist.
Politisches Handeln in Hamburg
Am 5. und 6. Oktober 2022 findet der 1. Hamburger Dialog gegen Lebensmittelverschwendung statt. Der zweitägige Fachkongress wird von der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) veranstaltet. Teilnehmende aus Wissenschaft, Wirtschaft, Rechtsberatung und Lebensmittelüberwachung tauschen sich über praxisnahe Lösungsansätze und Best-Practice-Beispiele aus.
Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz hat sich bereits auf Bundesebene erfolgreich dafür eingesetzt, dass Kreuzfahrtschiffe nicht mehr benötigte Lebensmittel an die Hamburger Tafel spenden dürfen. Bislang mussten Lebensmittel, die von den Schiffen nicht mehr benötigt wurden, entsorgt werden. Das Verfahren wurde in Hamburg entwickelt und in der Folge auch in anderen Ländern erfolgreich angewandt, zum Beispiel in Schleswig-Holstein.
Website der Initiative mit Projektbeschreibungen, Hintergründen und Tipps: https://www.hamburg.de/aufgefangen (was link with id: 15987900)