Justizsenatorin Anna Gallina: "Von Beginn an stand in der Anstalt der Behandlungsgedanke im Vordergrund. Im offenen Vollzug richten sich alle Bemühungen darauf aus, individuelle Stärken der Gefangenen zu entwickeln und zusammen mit vielen Kooperationspartner:innen dafür zu sorgen, dass die sozialen Kompetenzen der Gefangenen gestärkt werden. Damit ebnet der offene Vollzug den Weg in ein straffreies Leben nach der Haft. Die Bediensteten der JVA Glasmoor haben immer klar das Ziel der Resozialisierung vor Augen und gehen diese wichtigen Aufgaben jeden Tag professionell und engagiert an."
Anstaltsleiterin Angela Biermann: "In den vergangenen 100 Jahren entwickelte sich die JVA Glasmoor von einer Vollzugseinrichtung in Barackenbauweise, die mit dem Torfabbau zur Sicherung der Versorgung Hamburgs mit Brennstoff diente, zu einer modernen Justizvollzugsanstalt. Immer ging und geht es um einen bestmöglichen Justizvollzug und die Rahmenbedingungen für die Arbeit mit den inhaftierten Menschen, um ihre Unterbringung, um den Umgang mit ihnen, die Ziele des Vollzuges und die dafür erforderlichen Mittel. In der JVA Glasmoor geht es immer um die Resozialisierung. Das Haus I der heutigen Anstalt ziert in diesem Sinne heute noch die Inschrift: "Bessert die Erde durch den Menschen und ihr bessert den Menschen durch die Erde.""
Elke Christina Roeder, Oberbürgermeisterin von Norderstedt: "Die Justizvollzugsanstalt Glasmoor mit dem angegliederten Gefängnismuseum ist eine historisch und kulturell wichtige Einrichtung auf dem Gebiet der Stadt Norderstedt mit nach wie vor besonderer sozialer Relevanz. Sie hat dazu beigetragen, einen humanen Strafvollzug zu ermöglichen, der Menschen für eine Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet. Dass die Einrichtung, die nun ihr 100-jähriges Bestehen begeht, seit vielen Jahrzehnten gutnachbarschaftlich und im Einklang mit der Hansestadt Hamburg betrieben wurde und wird, erfreut uns außerordentlich."
Geschichte der JVA Glasmoor
Seit August 1922 bewirtschaftet die Gefängnisverwaltung Hamburg das Glasmoor in Norderstedt. Bereits seit 1917 hatten dort Gefangene Torf für das Kriegsversorgungsamt abgebaut und so die Hamburger Brennstoffversorgung sichergestellt. Durch diese Arbeit sollten die Gefangenen resozialisiert werden. Im Jahr 1925 löste ein Neubau in Karree-Form die Baracken-Unterkünfte ab. Der Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher konzipierte die Anstalt ohne Mauern, Zäune und Gitter. Untergebracht wurden Gefangene, die als zuverlässig galten.
Die JVA Glasmoor liegt als hamburgische Anstalt des offenen Vollzugs im Ortsteil Glashütte von Norderstedt in weitläufiger Nachbarschaft zu Wohnsiedlungen und zum unbebauten Hochmoor im Norden. Große Teile der gesamten Anlage stehen unter Denkmalschutz.
Offener Vollzug in der JVA Glasmoor
In der heutigen JVA Glasmoor werden Freiheitsstrafen von Gefangenen vollzogen, die für den offenen Vollzug geeignet sind. Außerdem werden geeignete Sicherungsverwahrte untergebracht. Im Rahmen der Neustrukturierung wird der offene Vollzug aktuell auf 250 Haftplätze erweitert und modernisiert – 231 Haftplätze für männliche und 19 für weibliche Gefangene. Rund 100 Beschäftige wirken an der Behandlung und Versorgung der Gefangenen mit. Die Anstalt verfügt über drei Hafthäuser, mehrere Nebengebäude und Betriebe sowie Flächen für die Freizeitgestaltung. Die JVA Glasmoor beherbergt außerdem das Gefängnismuseum Hamburg (was link with id: 13606140) .
Der offene Vollzug bereitet die Gefangenen auf ein straffreies Leben nach der Haft vor. Die Gefangenen dürfen die Anstalt in der Regel stunden- oder tageweise verlassen. Gut die Hälfte der Gefangenen geht einer Beschäftigung oder Qualifizierung außerhalb der Anstalt nach. Alle anderen erhalten Arbeitsplätze innerhalb der Anstalt. Die Lockerungen sollen auch die Kontaktpflege zu Angehörigen und Bekannten und die Freizeitgestaltung außerhalb der Anstalt fördern.
Besonderheiten & Anekdoten
- 2003 wurde in Beisein von Uwe Seeler ein neuer Fußballplatz eingeweiht. Das erste Fußballspiel JVA Glasmoor gegen den HSV gewann Glasmoor.
- Prominente Gefangene wurden in der Vergangenheit gelegentlich über das Moor hinter der Anstalt entlassen – um nicht von der wartenden Presse gesehen zu werden.
- Weil auf den von der Anstalt verpachteten Flächen außerhalb des Geländes Pferde gehalten werden, sind rund um die Anstalt viele Reiter:innen unterwegs.
- Lange Jahre gab es einen Imker mit Bienenstöcken auf dem Gelände. Es gab früher auch eine Imkerfreizeitgruppe für Gefangene, die von einem Bediensteten geleitet wurde.
- Die JVA Glasmoor verfügt als einzige Hamburger Anstalt über einen Speisesaal für Gefangene für gemeinschaftliches Essen.