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50.000 Euro für innovative Forschung

Hamburg verleiht Forschungspreis für Alternativen zum Tierversuch

30. September 2024 Pressemitteilung

Um die Entwicklung neuer Methoden zu fördern, die Tierversuche zu ersetzen oder reduzieren, haben die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz und die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke heute zum vierten Mal einen Förderpreis vergeben. Der Preis ist zum zweiten Mal in Folge mit 50.000 Euro dotiert. Er gehört bundesweit zu den höchstdotierten Auszeichnungen auf diesem Gebiet.

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BJV

Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina: "In der Wissenschaft fehlen leider an vielen Stellen noch geeignete Verfahren, die Tierversuche ersetzen können. Wir wollen deshalb die Suche nach Ersatzmethoden weiter vorantreiben. Auch in diesem Jahr hat uns die Vielseitigkeit der eingereichten Projekte sehr beeindruckt. Der erste Preis geht an ein Verfahren für ein dreidimensionales Hautmodell. Damit könnte der Tierversuch zur Testung von Stoffen, mit denen der Mensch in Kontakt kommt, ersetzt werden. Bei allen ausgezeichneten Projekten handelt es sich um innovative, vielversprechende und zukunftsweisende Ansätze. Sie haben das Potential, die Forschung zu revolutionieren, und leisten einen erheblichen Beitrag zu mehr Tierschutz."

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: "In den letzten Jahren ist auch in Hamburg schon viel passiert, um Tierversuche in der Forschung zu reduzieren, zu vermeiden und zu ersetzen. Dennoch sind sie für die Erforschung von Krankheiten und Entwicklung von Medikamenten zurzeit noch notwendig. Mit dem Hamburger Forschungspreis für Alternativen zum Tierversuch wollen wir die Entwicklung hin zu einer Zukunft ohne Tierversuche aktiv unterstützen. Die diesjährigen Preise sind Vorbild und Anregung dafür und sie zeigen, was Spitzenforschung in der Anwendung für Medizin und Tierschutz leisten kann. Ich danke den Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich für ihre wichtige Arbeit und gratuliere zu dieser Auszeichnung."

Tierversuche in Deutschland sind bundesweit streng geregelt. Die Verantwortung für Tiere ist im Grundgesetz fest verankert. Deshalb müssen Tierversuche auf ein Minimum reduziert werden. Der Hamburger Forschungspreis wurde 2016 zum ersten Mal vergeben und soll die Entwicklung und Etablierung von Alternativmethoden vorantreiben. Es können auch Arbeiten ausgezeichnet werden, die dazu beitragen, Schmerzen und Leiden von Versuchstieren zu mindern oder ihre Haltungsumstände zu verbessern. Über die Auszeichnungen entscheidet ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium.

Bewerben konnten sich in Deutschland ansässige Hochschulen, Universitätskliniken, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und einzelne Wissenschaftler:innen. 15 Bewerbungen gingen in diesem Jahr ein. Aufgrund der herausragenden und innovativen Ansätze wird der Preis in diesem Jahr an drei Forschungsprojekte vergeben.

Ausgezeichnete Projekte

Erster Preisträger

Das Projekt A novel three-dimensional Nrf2 reporter epidermis model for skin sensitization assessment von der Arbeitsgruppe Dr. Johanna Ebmeyer von der Beiersdorf AG und dem Fraunhofer IGB in Stuttgart umfasst ein Hautmodell als völlig tierversuchs- und tierproduktfreies Verfahren zur Testung hautsensibilisierender Eigenschaften. Dieses könnte als Standardersatzmethode zum Tierversuch in der Chemikalienindustrie in großem Maße zum Einsatz kommen und viele Tierversuche einsparen. Auch für äußerliche Anwendungen in der Arzneimittelforschung wäre es einsetzbar.

Zweiter Preisträger

Das Projekt An integrated organoid omics map extends modeling potential of kidney disease von der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Markus M. Rinschen und Dr. rer. nat. Moritz Lassé vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf umfasst keine klassische Alternativmethode im engeren Sinn. Es handelt sich um eine neue Methode der Charakterisierung bereits vorhandener spezifischer Alternativmethoden, den sogenannten Organoiden. Es erfolgt eine Evaluierung und systematische Erfassung von bereits veröffentlichten Organoidmodellen anderer Arbeitsgruppen, um über eine zugängliche Website eine geeignete Auswahl des passenden Organoids bei wissenschaftlichen Fragestellungen zur Niere zu ermöglichen. 

Dritter Preisträger

Das Projekt A bioprinted, physiologically relevant liver metastasis model for drug evaluation von der Arbeitsgruppe Prof. Dr. Jens Kurrek von der Technischen Universität Berlin beschreibt die Entwicklung eines menschlichen 3D-biogedruckten Lebermetastasenmodells. Hierbei handelt es sich um ein technisch neuartiges Verfahren mit der Möglichkeit des Druckens biologischer 3D-Organmodelle, die durchblutet und flüssigkeitsdurchströmt sind. Noch werden tierische Bestandteile im Kultivierungsmedium benötigt, jedoch besteht großes Potenzial zur Weiterentwicklung.

Kontakt

Dennis Sulzmann

Pressesprecher

Freie und Hansestadt Hamburg
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