Die Stadttauben stammen ursprünglich von der Felsentaube ab. Sie bauen ihr Nest auf Mauervorsprüngen, Eisenträgern, in Gebäudenischen und auf Dachböden. Der Rückgang natürlicher Feinde wie Wanderfalken, Uhu, Wiesel oder Steinmarder sowie ein breites Nahrungsangebot auch durch Lebensmittelabfälle haben zu einer starken Vermehrung in den vergangenen Jahrzehnten geführt.
Tauben brüten bis zu sieben Mal im Jahr. An Plätzen mit leicht zugänglichen und zuverlässigen Futterquellen sammeln sie sich an. Bei einer hohen Anzahl von Tieren kann es beispielsweise zu Streitigkeiten um Nistplätze kommen, durch eng beieinander liegendes Nisten können sich Krankheiten und Parasiten rasch ausbreiten. Zudem kann ein nicht artgerechtes Futterangebot (zum Beispiel Lebensmittelreste des Menschen) negative Folgen für die Gesundheit der Tiere haben.
Ein gutes Zusammenleben organisieren
Die Freie und Hansestadt Hamburg ergreift Maßnahmen, um Konflikte zwischen Mensch und Taube zu vermeiden und das Tierwohl zu verbessern. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung von betreuten Taubenschlägen an Orten mit erhöhter Population. Dort werden den Tauben Nistplätze und artgerechtes Futter zur Verfügung gestellt – und gleichzeitig kann die Population tierschutzgerecht kontrolliert werden, indem die Eier der Tiere gegen Attrappen ausgetauscht werden.
Aber die Voraussetzungen für die Errichtung und den Betrieb von Taubschlägen sind durchaus komplex. Dabei sind nicht nur tierschutzfachliche Aspekte relevant – es müssen auch eine dauerhafte personelle Betreuung der Schläge sowie gegebenenfalls baurechtliche Genehmigungserfordernisse und Vereinbarungen mit Grundstücks- und Gebäudeeigentümer:innen berücksichtigt werden.
In Hamburg wurden – unterstützt von der Hamburgischen Bürgerschaft und dem Senat – mehrere von den Bezirken organisierte Taubenschläge auf den Weg gebracht. Der Fokus liegt auf populationsstarken Bereichen rund um den Barmbeker Bahnhof (Hamburg-Nord), Hauptbahnhof (Hamburg-Mitte) und Bahnhof Altona.
Am Barmbeker Bahnhof wurde bereits ein Taubenschlag errichtet, dafür wurden auf Beschluss der Bezirksversammlung Hamburg-Nord 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Vorhaben wird wissenschaftlich begleitet, um den Erfolg bewerten und für die Zukunft lernen zu können. Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz unterstützt sowohl die Evaluation des Taubenschlags als auch die Betreuung.
Zur Errichtung von mehreren bezirklichen Taubenschlägen in Hamburg-Mitte und Altona haben die jeweiligen Bezirksversammlungen Mittel in Höhe von 73.000 Euro (Mitte) und 60.000 Euro (Altona) bereitgestellt. Weitere Mittel in Höhe von 350.000 Euro pro Jahr über drei Jahre stellt der Senat auf Grundlage eines Antrages der Hamburgischen Bürgerschaft für den Betrieb der Taubenschläge bereit.
Weitere wichtige Aspekte
Damit sich Tauben in den Taubenschlägen ansiedeln, ist es unter anderem wichtig, dass es kein zusätzliches großes Nahrungsangebot in der Umgebung gibt. Eine Maßnahme, um auch das Tierwohl zu fördern, ist die konsequente Einhaltung des Taubenfütterungsverbots. Es gilt im öffentlichen Raum. Neben den gesundheitlichen Problemen, die nicht artgerechtes Futter bei den Stadttauben verursachen kann, werden die Tiere durch bequeme Nahrungsquellen an bestimmte Orte gebunden; auch profitieren vor allem Mäuse und Ratten von herumliegenden Lebensmittelresten.
Um Mensch-Tier-Konflikte zu vermindern, werden im öffentlichen Raum häufig bauliche Maßnahmen zur Vergrämung eingesetzt. Sie sollen verhindern, dass Tauben auf Gebäudeteilen sitzen oder brüten. Diese Maßnahmen erfordern eine fachmännische und tierschutzgerechte Anwendung. Es ist sinnvoll, bei Neu- und Umbauten mögliche Nistplätze auszuschließen.