Anlässlich des 130-jährigen Jubiläums der Fernwärme haben die Hamburger Energiewerke gestern in Anwesenheit von Umweltsenator Jens Kerstan und Kirsten Fust, Technische Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke, einen Fernwärmedeckel mit Jubiläumsprägung in der Poststraße in unmittelbarer Nähe des Rathauses verlegt. Der 132 Kilogramm schwere Schachtdeckel ist einer von fünf Jubiläumsdeckeln, die in diesem besonderen Jahr auf einem Fernwärmeschacht verlegt wurden. Sie zeigen bekannte Hamburger Wahrzeichen und Landmarken wie das Rathaus, den Michel, die Elbphilharmonie oder auch den Hafen und seine Windkraftanlagen. Zirka 3.500 Fernwärmeschächte gibt es in Hamburg. Sie sind für den Betrieb und die Wartung des über 860 Kilometer langen Fernwärmenetzes notwendig, über das mehr als 525.000* Wohneinheiten mit Fernwärme versorgt werden.
Die Hamburger Energiewerke haben ambitionierte Ziele zum weiteren Ausbau des Stadtnetzes: Die Anschlussleistung des Fernwärmenetzes soll bis 2045 um rund 650 Megawatt von derzeit 1.657 auf 2.300 Megawatt erhöht werden. Das entspricht einem Zuwachs von über 200.000 mit Fernwärme versorgten Wohneinheiten. Der Energieversorger konzentriert sich dabei auf mehrgeschossige Büro- und Wohngebäude, um mit der zukünftig klimaneutralen Fernwärme möglichst viele fossile Heizungsanlagen abzulösen.
Jens Kerstan, Aufsichtsratsvorsitzender Hamburger Energiewerke GmbH und Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Die 130-jährige Geschichte der Fernwärme in Hamburg ist eine Erfolgsgeschichte, die wir mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft fortschreiben. Denn die Fernwärme ist ein Schlüsselelement für Hamburgs Weg zur Klimaneutralität und Unabhängigkeit von fossilen Energien. Mit dem ambitionierten Ausbau unseres Fernwärmenetzes und dem Einsatz innovativer Technologien setzen wir neue Maßstäbe in der Energieeffizienz. Unser Ziel, bis 2030 kohlefrei und bis 2045 klimaneutral zu werden, zeigt, dass wir die Herausforderungen der Energiewende entschlossen angehen."
Kirsten Fust, Technische Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke GmbH: „Wir versorgen mehr als 525.000 Wohneinheiten zuverlässig mit Wärme über unser Stadtnetz. Da die Rohrleitungen für uns unsichtbar unter der Erde liegen und wir insgesamt über 1.700 Kilometer Rohrnetz – Fernwärme besteht aus Vor- und Rücklauf – unterschiedlichen Alters warten und instand halten müssen, ist genau das eine Herausforderung. Deshalb setzen wir zunehmend Künstliche Intelligenz zur Unterstützung in der vorausschauenden Wartung ein. In verschiedenen Pilotprojekten reichern wir Künstliche Intelligenz mit unseren Daten und unserem Erfahrungswissen an, mit dem Ziel, unsere Fernwärmeleitungen und auch Schachtbauwerke für die nächsten 130 Jahre noch effizienter und vorausschauender warten und instand halten zu können.“
Zukünftige Rolle von Künstlicher Intelligenz in der vorausschauenden Wartung
Die sogenannte vorausschauende Wartung in der Wärmeerzeugung ist einer der Unternehmensbereiche, in dem die HEnW bereits daran arbeiten, Künstliche Intelligenz (KI) einzusetzen. So wird in der Netzinstandhaltung zurzeit ein Analysetool programmiert, bei dem eine Vielzahl an unterschiedlichen Daten wie frühere Schadensmeldungen, Grundwasserstände, Niederschlagsmenge, die Lage und der Verlegezeitpunkt der Rohre einfließen und mit dem Erfahrungswissen langjähriger Fachkollegen gespiegelt wird. Ziel ist es, künftig mittels KI Aussagen zum Zustand der Fernwärmerohre ableiten zu können. Darüber hinaus wird eine KI-Lösung der HafenCity Universität, die Aussagen zur Rohralterung anhand von Außentemperaturen trifft, auf konkrete Daten der HEnW angewandt. Die Ergebnisse werden anschließend mit dem unternehmensinternen Wissen überprüft. Auch hier mit dem Ziel, das Analyse-Tool in der datengetriebenen Instandhaltung künftig einsetzen zu können. Für die Schadenserkennung und -bewertung von beispielsweise Fernwärmeschächten werden Bilddaten von Schäden aus der Vergangenheit mit aktuellen Schäden im Detailgrad von Röntgenbildern miteinander verglichen und analysiert, um mögliche Zusammenhänge erkennen zu können. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der vorausschauenden Wartung soll wiederkehrende Tätigkeiten oder datenintensive Aufgaben möglichst automatisieren und damit Arbeitsprozesse optimieren. Für das Arbeitsergebnis und dessen Qualität sind jedoch nach wie vor die Fachkolleginnen und -kollegen verantwortlich. Die HEnW schult daher ihre Mitarbeitenden im Umgang mit den spezifischen Tools und unterstützt sie beim Aufbau einer KI-Kompetenz.
Die Geschichte der Fernwärme in Kurzform
Seit das Rathaus als erster Kunde an die Fernwärme angeschlossen wurde, ist das Fernwärmenetz der Stadt in Zyklen immer weiter ausgebaut worden – stets mit dem Ziel einer umweltfreundlichen, zuverlässigen und bezahlbaren Wärmeversorgung. Anfang der 1920er Jahre wurden zunächst fünf weitere Gebäude, darunter das Alsterhaus und die Dresdner Bank am Jungfernstieg, an die Fernwärme angeschlossen. Anschließend wurde das Fernwärmenetz in der Hamburger Innenstadt immer weiter ausgebaut. Hamburg galt damit als Vorreiter bei der Entwicklung der modernen Städteheizung im 20. Jahrhundert, die zuverlässig mit Wärme versorgte und die Luftqualität verbesserte. Nach 1945 und dem Wiederaufbau der zerstörten Hansestadt kamen neue Kraftwerke und tausende Gebäude hinzu, darunter die Grindelhochhäuser und das Universitätsklinikum Eppendorf. In den 1970er Jahren führte die Ölpreiskrise in Hamburg zu einem Umdenken in der damaligen Energieversorgung. Angesichts steigender Ölpreise und der Abhängigkeit von Ölimporten intensivierte die Stadt ihre Bemühungen um Energieeffizienz und die Erschließung alternativer Energiequellen. Dabei gewann die Fernwärme als effiziente und umweltfreundliche Heizmethode weiter an Bedeutung. Investitionen in die Fernwärmeinfrastruktur und den Kraftwerkspark wurden verstärkt, um eine breitere Nutzung zu fördern und die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Heute werden über 525.000 Wohneinheiten über ein 860 Kilometer langes Fernwärmenetz versorgt. In diesem Jahr konnte mit der Lufthansa Technik der größte Kunde in der Geschichte der Fernwärme gewonnen werden. Die Hamburger Energiewerke arbeiten neben dem Ausbau der Wärmeversorgung mit Hochdruck am Umbau der Fernwärme: Die neuen modularen Erzeugerparks - Energiepark Hafen und Energiepark Tiefstack - sollen die zentralen Heizkraftwerksstandorte durch klimafreundliche Wärmequellen wie Abwärme aus Industrie, Müllverwertung und Klärwerksprozessen sowie durch Flusswasser-Wärmepumpen ablösen. Bis spätestens 2030 soll die Wärmeerzeugung kohlefrei, bis 2045 klimaneutral sein.
Eine ausführlichere Darstellung der Geschichte der Fernwärme finden Sie hier: Geschichte der Fernwärme - Hamburger Energiewerke
*Wohneinheiten: Eine Wohneinheit entspricht dem Wärmebedarf einer 70m2-Standardwohnung mit einem jährlichen thermischen Energieverbrauch von rund 8.500 Kilowattstunden (kWh/a).
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