Diesen Ort zeichnet traurige Berühmtheit aus: genau hier (am Berliner Ufer des Wilhelmsburger Spreehafens) brach der Deich in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 an insgesamt sechs Stellen. In der Folge wurde fast ganz Wilhelmsburg überflutet. Unmittelbar auf und am Deich befanden sich damals Schrebergärten und Behelfsheime, in denen viele Vertriebene und Ausgebombte untergebracht waren. Allein in Wilhelmsburg kamen in dieser Nacht 222 Menschen ums Leben.
Umweltsenator Jens Kerstan: „Ich bin sehr froh, dass nach den Erddeichen auf der Veddel nun die Erddeiche des Ringdeiches um Wilhelmsburg erhöht werden und der Schutz der Bevölkerung vor Sturmfluten weiter verbessert wird. Etwa 325.000 Menschen leben in Hamburg in sturmflutgefährdeten Bereichen und werden durch die Hauptdeichlinie geschützt. Damit das so bleibt, ist Hochwasserwasserschutz in Hamburg eine Daueraufgabe mit durchgehend hoher Priorität.“
Geschäftsbereichsleiter Dr. Olaf Müller: „Die Deicherhöhung war eine bauliche Herausforderung. Umso mehr freuen wir uns, dass wir heute einen Deichabschnitt übergeben, der – was die Aufenthaltsqualität und den Reiz der Hafenkulisse betrifft – seines Gleichen suchen wird. Viele Menschen werden sich hier wohl und sicher fühlen. Die Deicherhöhung wurde zeitgerecht und kostenstabil mit den veranschlagten Kosten in Höhe von rd. 3,0 Millionen Euro fertiggestellt.“
Für die Erhöhung des Deiches musste das bestehende Bauwerk fast komplett abgetragen und neu aufgebaut werden. Dabei stieß man auch auf Zeugen vergangener Tage, wie beispielsweise die Gleise einer alten Straßenbahnlinie unter dem heutigen Deichverteidigungsweg.
Das Besondere an dem jetzt eröffneten Deichabschnitt ist, dass er beidseitig von Wasser umschlossen ist. Im Norden schließt er an den Spreehafen und im Süden an den Ernst-August-Kanal an. Die Planer mussten daher eine Möglichkeit finden, den Deich zu erhöhen, ohne ihn zu verbreitern. Aus der Not machten sie eine Tugend. Durch geschickte Anordnung einer Stützwand, die den Erdkörper des Deiches zum Spreehafen hin abfängt, wurde – einer 500 Meter langen schneeweißen Sitzbank ähnlich - das Platzproblem gelöst und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität auf der Wasserseite deutlich verbessert. Zusätzlich wurden im Zuge der Deicherhöhung die binnenseitige Deichverteidigungsstraße und ein auf der Deichkrone verlaufender Fußweg neu hergestellt.
Im elf Hektar großen Hamburger Spreehafen, der nur über den Deich zugänglich ist, liegt die Anlage des Hausbootvereins. Die schwimmenden Gebäude, Werkstätten und Kontore wurden um 1900 gebaut, sind zum Teil original erhalten.
Auf der Elbinsel Wilhelmsburg leben heute über 54.000 Menschen in einem von Sturmfluten besonders gefährdeten Gebiet. Für sie wie für weite Teile Hamburgs ist ein wirksamer Hochwasserschutz von herausragender Bedeutung. Dies lehrte nicht zuletzt die Sturmflut 1962 auf schmerzhafte Weise.
Um eine solche Katastrophe zukünftig zu verhindern, wurden die öffentlichen Hochwasserschutzanlagen Hamburgs seither stark ausgebaut und werden ständig an die zu erwartenden klimabedingten Veränderungen angepasst. Zuletzt hat der Senat 2012 neue Bemessungswasserstände festgelegt. Zur Ertüchtigung der Hochwasserschutzanlagen an die neuen Bemessungswasserstände wurde ein Bauprogramm im Volumen von ca. 550 Mio. Euro aufgelegt. Die Erhöhung des ersten Abschnitts des Klütjenfelder Hauptdeichs ist ein Baustein dieses Bauprogramms. Der nächste Bauabschnitt in Richtung S-Bahn-Veddel beginnt im kommenden Jahr, nach der Sturmflutsaison.
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