Das Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden dient fortan dem Schutz, der Erhaltung und der Entwicklung eines vielfältigen Lebensraumkomplexes aus Röhrichten, Laub- und Auwäldern mit ihren darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften. Die Ausweisung des Naturschutzgebietes ist ein wichtiger Schritt, um Hamburgs ökologische Ziele zu erreichen. Dieser Schritt sichert wertvolle Lebensräume im Sinne der Artenvielfalt und trägt als Kohlenstoffspeicher zum Klimaschutz bei. Hamburg leistet hiermit auch einen Beitrag zu einem Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie, nachdem sich auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands die Natur wild entwickeln können soll.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Der Völli bleibt! Dieser Beschluss des Senats beendet ein langes Ringen um diesen einzigartigen kleinen Urwald mitten in unserer Stadt. Durch die Ausweisung als Naturschutzgebiet sorgen wir dafür, dass die Entwicklung dieser Waldflächen auch in Zukunft dauerhaft allein der Natur überlassen bleibt. Wir erhalten ein Stück Wildnis und sichern es für die Zukunft. Seit meinem Amtsantritt 2015 haben wir fünf Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 518 Hektar neu ausgewiesen und darüber hinaus bestehende Gebiete um 489 Hektar erweitert. Insgesamt beinhaltet meine Bilanz also über 1.000 Hektar neue Naturschutzfläche. Auf diese Zahl in einer Großstadt wie Hamburg bin ich sehr stolz.“
Hintergrund
Das Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden stellt für Arten der höhlen- und totholzreichen Laubwälder bereits jetzt einen wichtigen Lebensraum dar. Mit zunehmendem Alter der Bäume wird er immer strukturreicher und wertvoller werden. Neben den dominierenden Wäldern finden sich im neuen Naturschutzgebiet auch besonders wertvolle Schilfröhrichte, Silbergrasfluren und sonnige Uferstaudensäume.
Die Wälder haben eine besondere Bedeutung als Lebensraum für spezialisierte und gefährdete Tiere und Pflanzen. So wachsen hier verschiedene Pflanzen, die in der Roten Liste Hamburgs zu finden sind, wie zum Beispiel das gefährdete Fluss-Greiskraut, die Sumpf-Gänsedistel oder die Walzen-Segge. In der Alten Süderelbe leben zudem gefährdete Fischarten, wie der nachtaktive Schlammpeitzger, der sich tagsüber in den Schlamm der Gewässersohle eingräbt. Die gefährdete Beutelmeise bewohnt Weidengebüsche und Ufergehölze an großen Flussläufen, Bächen oder Altwässern. Ihre Nesthöhlen aus Pflanzenwolle, Tierhaaren und Blattfasern, an den äußeren Astspitzen von Bäumen und Büschen sind auch im Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden leicht zu erkennen. Ebenso besitzen der leuchtend bunte in der „Alten Süderelbe“ fischende Eisvogel und viele Buntspechte einen hohen Wiedererkennungswert.
In den Vollhöfner Weiden konnten auch die streng geschützten Fledermausarten Kleinabendsegler, Großer Abendsegler, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus und Breitflügelfledermaus gefunden werden. Da die Fläche ungenutzt ist, erhöht sich der Wildnis-Charakter und befördert die Anzahl an Quartierbäumen für die Fledermäuse. Die Vollhöfner Weiden bilden mit ihrer komplexen Biotopstruktur einen Ganzjahreslebensraum für Fledermäuse und sind durch die Elbnähe wichtig für durchziehende Fledermausarten.
Zudem sind aus den Vollhöfner Weiden zahlreiche seltene und gefährdete Käferarten bekannt, darunter auch zwei sogenannte „Urwaldrelikt-Arten“: der Stutzkäfer Abraeus parvulus und der Kurzflügler Quedius truncicola. Der mulmbewohnende Abraeus parvulus ist in Hamburg außer aus den Vollhöfner Weiden nur noch aus dem Naturschutzgebiet „Die Reit“ bekannt. Außerdem wurden viele typische Auwald-Arten, seltene Käferarten mit ihrem Verbreitungsschwerpunkt in der Elbtalaue und Käfer, die Ameisennester bewohnen, gefunden.
Rückfragen der Medien
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)
Alexander Fricke
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