Kiebitzprojekt zieht Bilanz

Landwirtschaft und Naturschutz im erfolgreichen Dialog

17. Oktober 2024 Pressemitteilung

Erfolgreiche Zusammenarbeit der Naturschutzverbände BUND und NABU, dem Bauernverband, der Behörde für Umwelt, Energie, Klima- und Argrarwirtschaft (BUKEA) und der Landwirtschaftskammer Hamburg als Schlüssel zum Erhalt der Artenvielfalt.

Alexander Mitschke

Sowohl deutschlandweit als auch in Hamburg gehen die Kiebitzbestände dramatisch zurück. Doch das Kiebitzschutzprojekt in Hamburg gibt Anlass zur Hoffnung: Bereits im ersten Jahr zeigt sich, dass die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure den Weg für einen nachhaltigen Schutz der Kiebitze in der Region ebnet. Immer mehr Landwirt:innen beteiligen sich am Projekt. Der Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist erfolgreich in die Praxis gestartet.

Jens Kerstan, Senator für Umwelt Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Der Schutz des Kiebitzes ist ein wichtiger Baustein unserer Bemühungen, die Artenvielfalt in Hamburg zu bewahren. Ich freue mich sehr, dass das Projekt so erfolgreich läuft und das Projektgebiet immer weiter ausgeweitet werden kann. Gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten und Naturschutzverbänden schaffen wir es, effektive Schutzmaßnahmen umzusetzen und den Lebensraum für bedrohte Vogelarten zu sichern. Das Kiebitzschutzprojekt zeigt, dass Landwirtschaft und Naturschutz wunderbar zusammen gehen – und das kommt nicht nur dem Kiebitz, sondern vielen weiteren Arten zugute.“

Henning Loch, BUND Hamburg und Ilka Nüske, NABU Hamburg: „Wir arbeiten gemeinsam daran, dass Landnutzerinnen und Landnutzer und Naturschützerinnen und Naturschützer Hand in Hand arbeiten. Unser Ziel muss es sein, die Artenvielfalt als integralen Bestandteil der Landwirtschaft zu etablieren. Das Kiebitzprojekt zeigt, dass dies möglich ist.“

Martin Lüdeke, Präsident des Hamburger Bauernverbandes: „Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtinnen und Landwirte und Naturschützerinnen und Naturschützer im Rahmen des Kiebitzschutzprojekts zeigt eindrucksvoll, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Der Schutz der Artenvielfalt ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung, der wir uns gerne stellen. Wir sind stolz darauf, Teil dieses erfolgreichen Projekts zu sein und werden auch in Zukunft unseren Beitrag zum Erhalt der Kiebitzpopulationen leisten.“

So funktioniert die Zusammenarbeit
In Hamburg brüten laut Angabe des Arbeitskreises Vogelschutzwarte und 80 Prozent der Kiebitze auf Äckern, was sie besonders anfällig für unbeabsichtigte Verluste durch landwirtschaftliche Arbeiten macht. Die hauptamtlichen Projektmitarbeiter:innen der Umweltverbände beobachten gezielt potentielle Brutflächen und suchen diese nach Kiebitzaktivitäten ab, zum Teil auch mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer:innen. Bei einem Brutverdacht wird dieser überprüft und sobald eine Brut bestätigt wird, gehen die Umweltverbände ins Gespräch mit den Landwirt:innen und ergreifen nach Absprache schnelle Schutzmaßnahmen. Auch Landwirt:innen selbst melden ihre Kiebitzbruten. In der Folge werden die Nester entweder markiert, damit sie bei der Feldbearbeitung umfahren werden können, oder eine genau festgelegte Fläche, eine so genannte Kiebitzinsel, wird bis Ende Juli brach gelegt, um den Kiebitzen eine störungsfreie Brutzeit zu ermöglichen.

Schon länger betreibt der BUND so im Wilhelmsburger Osten erfolgreich Kiebitzschutz. In diesem Jahr konnte das Projekt, in Zusammenarbeit mit dem NABU, auf die Vier- und Marschlande ausgeweitet werden. In den nächsten Jahren sollen weitere Bereiche hinzukommen. Das Kiebitzschutzprojekt wird von der BUKEA finanziert. Um den Ertragsverlust auszugleichen, erhalten die Landwirt:innen eine Förderung.

Bilanz 2024
Im Wilhelmsburger Osten, betreut vom BUND, konnten sieben Kiebitzbruten auf zwei Maisfeldern geschützt und eine Schlupfrate von beeindruckenden 92,8 Prozent erreicht werden. In den Vier- und Marschlanden, dem größten landwirtschaftlich geprägten Gebiet Hamburgs, wurden 58 Kiebitzgelege vom NABU betreut. Hier wurde ein Schlupferfolg von 69,4 Prozent erzielt, wobei aufgrund der großen Anzahl an Nestern wohl nicht alle geschlüpften Kiebitze dokumentiert werden konnten. Insgesamt beteiligten sich 11 Landwirt:innen am Hamburger Kiebitzschutzprojekt. Weitere Landwirt:innen wollen sich dem Projekt in der nächsten Saison anschließen.

Positive Nebenwirkungen
Das Kiebitzschutzprojekt hat nicht nur den bedrohten Kiebitzpopulationen geholfen, sondern auch vielen weiteren Arten. Auf den Kiebitzinseln konnten auch Brutpaare anderer bedrohte Vogelarten wie Feldlerchen, Rotschenkel und Bluthänflingen beobachtet werden – ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie wertvoll Schutzmaßnahmen wie diese für die Biodiversität sind.


Rückfragen der Medien
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)
Pressestelle
Telefon: 040 42840 8006
E-Mail: pressestelle@bukea.hamburg.de

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