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Gesundheitszustand Wildtiere

Aktueller Bericht zum Tiergesundheitsmonitoring

22. November 2022 Pressemitteilung
  • Institut für Hygiene und Umwelt
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Durch den Kontakt von infizierten Wildtieren zu Nutztieren, Haustieren und Menschen besteht auch in Hamburg die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern. Um beim Auftreten von relevanten Erkrankungen schnell Maßnahmen ergreifen zu können, wurde bereits 2015 das „Tiergesundheitsmonitoring für Wildtiere in Hamburg“ von der Obersten Jagdbehörde, dem Amt für Verbraucherschutz und dem Institut für Hygiene und Umwelt (HU) ins Leben gerufen. Das HU untersucht im Rahmen des Monitorings ausgewählte Wildtiere auf für Haustiere und Menschen besonders relevante Infektionserreger. Der Abschlussbericht zum Jagdjahr 2021/22 wurde nun veröffentlicht.

  • Institut für Hygiene und Umwelt
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Insgesamt wurden im Jagdjahr 2021/22 438 Wildtiere beziehungsweise deren Organe von über 50 Jägerinnen und Jägern zur Untersuchung im HU eingeliefert. An den Proben wurden 2280 Untersuchungen durchgeführt. Die Wildtiere werden im HU auf Tierkrankheiten, Tierseuchen und Zoonosen (von Tier auf Menschen übertragbare Erkrankungen) untersucht. 

Zusammenfassung des Jagdjahres 2021/2022

Für die Erreger Staupe und Fuchsbandwurm scheint bisher keine Ausbreitung innerhalb des Hamburger Stadtgebietes zu erfolgen, die Funde konzentrieren sich aktuell auf die Bezirke Harburg und Bergedorf, aus denen auch die meisten Proben stammen. Vereinzelte Nachweise aus Wandsbek und HH-Mitte erfolgten zuletzt 2019. Hier ist künftig besonders darauf zu achten, dass möglichst alle Bezirke in den Einsendungen repräsentativ erfasst werden.

Besondere Wachsamkeit, die sich bereits in den stark gestiegenen Probenzahlen zeigt, ist bezüglich der Afrikanischen Schweinepest (ASP) geboten. Mit dem Landkreis Ludwigslust Parchim ist inzwischen eine Region in geringer Entfernung zu Hamburg betroffen. Ausbrüche in Niedersachsen und Baden-Württemberg zeigen, dass sich das Virus schnell und vermutlich auch über längere Distanzen verbreitet. Die Seuche ist für Menschen und andere Haustiere ungefährlich, hat aber unter Umständen wirtschaftliche Folgen. Das verstärkte Monitoring im Hinblick auf ASP ist daher für Hamburg weiterhin essentiell, um Fälle schnell zu erkennen und wirksame Maßnahmen zur Eindämmung ergreifen zu können. 

Die Afrikanische Schweinepest und ihre Auswirkungen auf den Handel

Die Afrikanische Schweinepest ist eine für Haus- und Wildschweine hochansteckende Virus-Erkrankung mit hoher Sterblichkeit. Der Erreger breitet sich in Europa und auch in Deutschland immer mehr aus. Hamburg ist bisher nicht betroffen, aber in der Nähe der Hamburger Landesgrenze wurden 2021 erste infizierte Wildschweine gefunden und die Nachweise in dieser Gegend dauern bis heute an. Für den Menschen und andere Haustierarten ist ASP nicht gefährlich. Dennoch gibt es strenge Restriktionen für betroffene Gebiete mit gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen. Wichtige internationale Handelspartner haben aufgrund des Nachweises von ASP bei Wildschweinen Importe aus Deutschland bereits verboten. Neben Schweinefleisch sind unzählige Waren betroffen, die Bestandteile vom Schwein enthalten (wie Gelatine, Kollagen, Heparin, tierische Fette, Häute und Borsten). Als eine der wichtigsten Maßnahmen, um eine Ausbreitung zu verhindern, gilt die schnellstmögliche Feststellung der Tierseuche – hierfür untersucht das HU regelhaft Schwarzwild (insbesondere Totfunde), damit eine potentielle Ausbreitung der ASP frühzeitig erkannt und umgehend bekämpft werden kann. 

Tollwut, Fuchsbandwurm, Staupe und Räude unter Beobachtung

Auch Füchse, Marderhunde, Dachse und Waschbären werden im Rahmen des Tiergesundheitsmonitoring untersucht, unter anderem auf die Erreger von Tollwut, Staupe, Räude und Fuchsbandwurm. Diese Erkrankungen sind auf andere Tiere und zum Teil auch auf den Menschen übertragbar. Deutschland gilt zwar seit 2008 offiziell als frei von Klassischer Tollwut, jedoch stellt der illegale Handel von ungeimpften Welpen ein erhöhtes Risiko für einen erneuten Eintrag und die Verbreitung von Tollwut in Deutschland dar, so dass die regelmäßige Überwachung der Wildtiere wieder in den Fokus gerückt ist. Der Fuchsbandwurm hingegen wurde auch in diesem Jagdjahr wieder in Hamburg nachgewiesen, diesmal bei fünf Füchsen südlich der Elbe. Eine Infektion des Menschen mit dem Fuchsbandwurm kommt selten vor, hat aber gravierende Folgen und ist nur schwer behandelbar. Das Staupevirus wurde bei einem Waschbären und fünf Füchsen nachgewiesen. Staupe ist eine für den Menschen ungefährliche, aber für Wildtiere sowie für den Hund hoch ansteckende und gefährliche Infektionskrankheit. Räudemilben wurden bei einem Marderhund festgestellt. Hundehalter und Hundehalterinnen sollten prophylaktische Maßnahmen, wie zum Beispiel die Impfung gegen Tollwut und Staupe mit ihrem Tierarzt oder ihrer Tierärztin besprechen. 

West-Nil- und Usutu-Viren auf dem Vormarsch

In den letzten Jahren wurden in Deutschland vermehrt Infektionen bei Menschen mit dem West-Nil-Virus (WNV) gemeldet. Meistens verlaufen diese Infektionen beim Menschen symptomfrei oder mit geringen Beschwerden. Bei immungeschwächten und älteren Patienten können jedoch schwere Verläufe auftreten. Die Viren können durch direkten Kontakt mit erkrankten Vögeln sowie durch Stechmücken übertragen werden. Es ist daher wichtig zu dokumentieren, in welchen Gebieten WNV-Infektionen bei Vögeln und Pferden auftreten. In Hamburg ist im Sommer 2022 zum ersten Mal bei einem Pferd eine Erkrankung durch WNV bestätigt worden. Im Rahmen des Tiergesundheitsmonitorings untersucht das HU regelhaft jagdbare Wildvögel auf WNV und das verwandte Usutu-Virus, um einen Überblick über den Status zu behalten. Im Jagdjahr 2021/22 wurden 33 Wildvögel untersucht, die Viren wurden dabei nicht gefunden. 

Zunehmende Bedeutung von wildtierübertragenen Erkrankungen

Die aktuellen Nachweise und die allgemeine Tierseuchenlage unterstreichen die Bedeutung des Tiergesundheitsmonitorings für Wildtiere für Hamburg. Durch die gewonnenen Ergebnisse können die Bevölkerung und besonders exponierte Personen gezielt informiert und besser geschützt werden. Zudem können präventive Maßnahmen zum Schutz der Haus- und Nutztierpopulation frühzeitig ergriffen werden. Die Berichte zu den Jagdjahren bieten wertvolle Informationen auch für Naherholungssuchende und Hundehalter im Stadtgebiet. Sie stehen öffentlich zugänglich zum Download bereit.

Weiterführende Informationen

  • Abschlussbericht Jagdjahr 2021/2022 (Download-Link)
  • Tiergesundheitsmonitoring für Wildtiere in Hamburg: https://www.hamburg.de/hu/wildtiere/ (was link with id: 14155884)
  • Broschüre: Probenahme bei Wildtieren - Ablauf und Hinweise (Download-Link)

 

Rückfragen der Medien 

Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)
David Kappenberg, stv. Pressesprecher
Telefon: 040 42840 8006
E-Mail: david.kappenberg@bukea.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/bukea 

Institut für Hygiene und Umwelt
Pressestelle, Sinje Lehmann
Telefon: 040 42845 7304
E-Mail: pressestelle@hu.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/hu 

Behörde für Justiz und Verbraucherschutz
Dennis Sulzmann, Pressesprecher
Telefon: 040 42843 3143
E-Mail: pressestelle@justiz.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/bjv (was link with id: 50684)