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Richtungswechsel bei der Fernwärme

Mehr Anschlüsse geplant, Abwärme statt Kohle

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Viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, aber auch Hamburger Betriebe wollen sich an das Fernwärmenetz anschließen lassen.

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Adobe Stock / PhotoAgriculture

Bei der Wärme Hamburg stehen die Telefone nicht mehr still: „Wir spüren den Druck durch die gestiegenen Gaspreise sehr deutlich, wir haben eine stark erhöhte Nachfrage“, berichtet Ronja Dobrindt aus dem Marketing von Wärme Hamburg. Viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, aber auch Hamburger Betriebe wollen sich an das Fernwärmenetz anschließen lassen. Ob das machbar ist, hängt überwiegend von ihrem Standort ab. Das Netz ist rund 860 Kilometer lang, nicht überall in der Stadt liegen Leitungen: „Stark vertreten sind wir rund um die Alster. In Stadtteilen wie St. Georg, Barmbek-Süd, Uhlenhorst oder Hoheluft gibt es gute Anschlussmöglichkeiten. An den Rändern der Stadt – in Niendorf oder Rahlstedt zum Beispiel – ist ein Anschluss derzeit leider nicht möglich.“ Wenn es in der Nähe eine Leitung gibt, werden weitere Parameter geprüft: Wie groß ist das Objekt, das angeschlossen werden soll? Ist das Gebäude ein Neu- oder Altbau? Ist nur Raumwärme oder auch Warmwasser gewünscht? Stimmen die baulichen Voraussetzungen? Die Kosten für einen Anschluss können bei 5.000 Euro oder auch deutlich höher liegen, das ist abhängig vom Aufwand der Erschließung. Dafür hat die Fernwärmekundschaft aber später quasi keine Wartungskosten, und der Platz für einen Heizkessel wird ebenfalls gespart.

„Wir machen einen großen Sprung in Richtung Klimaneutralität“

Wer mit Fernwärme liebäugelt, kann Hoffnung schöpfen. Die städtische Wärme Hamburg baut ihr Netz aus, um mehr Gebäude zu versorgen. In Zukunft werden also immer mehr Betriebe grünes Licht für einen Anschluss bekommen. Die noch bessere Nachricht ist, dass die Fernwärme einen „großen Sprung in Richtung Klimaneutralität macht“, erklärt der Leiter der Unternehmenskommunikation Stefan Kleimeier. Im Moment sorgen vor allem noch Kohle und Gas dafür, dass es in Hamburger Haushalten und Betrieben warm wird. Das wird sich ändern – und zwar schon bald. Im Kraftwerk Wedel werden 2025 die letzten Kohlen verbrannt, spätestens 2030 soll auch im Kraftwerk Tiefstack Schluss sein mit dem fossilen Brennstoff. Künftig soll vor allem Energie genutzt werden, die sowieso da ist oder „nebenbei“ anfällt.  

„Natürlich ist es technisch einfacher mit wenigen großen Heizkraftwerken. Künftig zapfen wir eine Vielzahl von kleineren Wärmelieferanten an. Das ist technisch höchst komplex, aber machbar und vor allem weitgehend klimaneutral“, sagt Stefan Kleimeier. Der neue Energiemix nutzt die Abwärme, die derzeit an vielen Stellen der Stadt ungenutzt verpufft. Zu dem Puzzle an Abwärme-Lieferanten gehören zum Beispiel Hamburg Wasser, die Müllverwertung Borsigstraße, aber auch Industriebetriebe wie der Aluminiumproduzent Trimet, der Stahlhersteller ArcelorMittal oder die Kupferhütte Aurubis. Sie alle könnten schon bald Abwärme aus ihren Prozessen an Wärme Hamburg liefern. Dazu kommen zwei große Flusswasserpumpen, die Wärme aus der Elbe und der Bille gewinnen sollen. An besonders kalten Tagen, wenn viel Wärme gebraucht wird, sichern Erdgas oder Biomasse die Versorgung. Mit dem neuen Konzept schafft Hamburg den Kohleausstieg bis spätestens 2030, die CO2-Emissionen sinken im Vergleich zu heute um 70 bis 80 Prozent.  

Sichere Versorgung

Auch in Krisenzeiten ist die Versorgung mit dem neuen Konzept sicher. Stefan Kleimeier betont, dass die Verträge mit den Industrieunternehmen so gestrickt sind, dass sie „nach Können und Vermögen“ liefern. Wenn einzelne Lieferanten ausfallen sollten, ist für ausreichend Ersatz gesorgt: „Zusätzlich zu den schon verabredeten Partnerschaften gibt es weitere Industriebetriebe, die uns Abwärme liefern können und wollen.“ Diese Unternehmen haben vor allem im Hafen südlich der Elbe ihren Sitz. Im August war deshalb Baustart für den neuen Fernwärmetunnel, der die Wärme zum Anschlusspunkt in Bahrenfeld nördlich der Elbe bringt, von wo die Energie weiter zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert wird. 

Aber auch für die Fernwärme-Kunden steigen aufgrund der Energieknappheit nun die Preise. Auf mittlere und lange Sicht muss aber wenig oder auch keine Energie mehr an den Rohstoffbörsen eingekauft werden – was den Preis kalkulierbar macht. Das neue Energiekonzept ist darüber hinaus ein Meilenstein für den Klimaschutz. Wärme Hamburg leistet mit der grüneren Fernwärme den größten Einzelbeitrag zum Erreichen von Hamburgs Klimazielen.

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