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Heizen mit Abwasser-Abwärme

Oberbillwerder: alle Gebäude vollständig klimaneutral geheizt

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Eine vollständig klimaneutrale Wärmeversorgung ist kein Kinderspiel, aber möglich. Das machen die Planer des 105. Hamburger Stadtteils Oberbillwerder vor.

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Adobe Stock / Aufwind-Luftbilder

Wo im Moment nur grüne Wiese zu sehen ist, entsteht in naher Zukunft Hamburgs neuer Stadtteil Oberbillwerder. 15.000 Menschen sollen hier künftig  leben, 5.000 Arbeitsplätze in kleinen Handwerks- und Produktionsstätten sind geplant. Die Wärmeversorgung im Südosten soll vollständig klimaneutral laufen und bis zu 90 Prozent der benötigten Energie wird vor Ort erzeugt. So plant es die Kommunalpartner Hamburg GmbH (KpHG), eine Tochter der Stadt Hamburg. Eine entscheidende Energiequelle ist schon heute – lange vor dem ersten Spatenstich – im Untergrund verfügbar: „Wir haben das große Glück, dass direkt am neuen Quartier ein meterdicker Abwasserkanal liegt, der das Schmutzwasser aus dem Hamburger Osten ins Klärwerk transportiert. Das Abwasser hat über die Jahreszeiten hinweg meist eine konstante Temperatur von 11 bis 21 Grad und ist deshalb als Wärmequelle sehr attraktiv“, erklärt Jan-Hendrik Mohr, der bei der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft fachlich für die Wärmeversorgung von Neubauquartieren zuständig ist. 

Günstig: 40 Cent Heizkosten pro Quadratmeter 

Weil die Energie aus dem Abwasser aber nicht komplett ausreicht, sollen Wärmepumpen weitere Wärme aus der Luft ziehen. Den Strom für die notwendigen Anlagen liefern Solarzellen auf den Dächern von Oberbillwerder. An besonders kalten Tagen, wenn in Unternehmen und Wohnungen besonders viel geheizt wird, springen ein Biomethan-Kessel und eine Power-to-Heat-Anlage ein, um die Spitzenlast abzudecken. Maximal 10 Prozent der benötigten Energie werden aus Verbrennungsprozessen gewonnen. Neben den Rohrleitungen für Warmwasser zum Heizen und die Trinkwarmwasserbereitung entsteht in Oberbillwerder auch ein Kältenetz – das macht den Standort für Unternehmen attraktiv. So können sie ihre Gebäude auch umweltfreundlich klimatisieren. 

Der neue Stadtteil punktet außerdem mit niedrigen Preisen für das Heizen. Die Kosten sollen pro Quadratmeter Gebäudefläche deutlich geringer sein als in herkömmlichen Neubauten. Der Preis wird absehbar stabiler sein als bei fossilen Brennstoffen, deren Preise stark schwanken und die ohnehin das Klima schädigen. Kosten entstehen bei dem nachhaltigen Ansatz in Oberbillwerder vor allem für die Anlagentechnik und die Wartung. „Die geringen Wärmekosten sind auch deshalb möglich, weil die Gebäude nach dem derzeit besten deutschen Energiestandard, dem Effizienzhaus 40, gebaut werden sollen“, erklärt Jan-Hendrik Mohr. „Das Wärmekonzept für den neuen Stadtteil ist wirklich innovativ – gerade in dieser Größenordnung.“ 

Aus ökonomischer und ökologischer Perspektive attraktiv

Bis sich eines Tages Betriebe in den neuen Quartieren in Oberbillwerder ansiedeln können, fließt aber noch jede Menge Abwasser ungenutzt durch das Siel. Voraussichtlich 2023 rollen die ersten Bagger für Erschließungsarbeiten an, ab 2026 soll gebaut werden. 2024 will der städtische Projektentwickler, die IBA Hamburg GmbH, mit der Vermarktung starten für das insgesamt 118 Hektar große Gebiet, was ungefähr 165 Fußballfeldern entspricht. Auch für Unternehmen ist es aus ökonomischen und ökologischen Gründen attraktiv, den neuen Stadtteil für Standort-Pläne auf dem Zettel zu haben, findet Jan-Hendrik Mohr: „Oberbillwerder zeigt, wie eine umweltfreundliche Wärmeversorgung bezahlbar klappen kann. Das ist ein ganz wichtiges Signal, in Zeiten, in denen der Klimawandel zunehmend spürbar wird.“

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