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Lieferlogistik in der Stadt

Mit Roboter und Fahrrad gegen Stau und Emissionen

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AdobeStock / Shutter2U

Autonome Fahrzeuge und Roboter, die Pakete ausliefern – derartige Szenarien werden in der Logistikbranche längst erprobt, könnte sie damit doch ihre beiden größten Herausforderungen meistern: Waren emissionsfrei zuzustellen und dem Personalmangel entgegenzuwirken. Der UmweltPartner Hermes Germany etwa hat schon vor fünf Jahren sogenannte Starship-Roboter getestet. Allerdings: „Wir waren ein bisschen zu früh dran“, sagt Friedemann König, Sprecher des Logistikunternehmens. Technik, Mobilfunknetz, Gesetzeslage – für einen Einsatz im Massenmarkt waren weder die Roboter noch Deutschland bereit.

Deshalb suchen UmweltPartner wie Hermes, aber auch Stadt Land Frucht, die Obst- und Gemüsekisten für Beschäftigte in Hamburger Unternehmen liefern, oder der Kurierdienst City Express andere Lösungen, um Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu leben. Hermes will in den kommenden Jahren in den 80 größten Städten Deutschlands nur noch emissionsfrei zustellen. „Die letzte Meile ist der größte Hebel, um die CO2-Emissionen spürbar zu senken“, sagt Friedemann König. Das Unternehmen setzt auf Vielfalt: E-Fahrzeuge inklusive Ladeinfrastruktur und Lastenfahrräder für die Zustellung, Mikrodepots, digitale Tools zur effizienten Tourenplanung, aber auch Verbundmodelle für Retouren, Paketboxen und Nachbarschaftszustellung zur Vermeidung zusätzlicher Anfahrten. Viele Ideen werden bereits umgesetzt und haben deutliche Effekte.

Kohlendioxid-Ausstoß wird reduziert

Mit den Elektrofahrzeugen spart Hermes in Hamburg derzeit innerhalb eines Jahres rund 137 Tonnen Kohlendioxid. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von 17 Personen. In den Logistikzentren wird nun Ladeinfrastruktur aufgebaut, um flächendeckend E-Fahrzeuge einsetzen zu können. Durch die Optimierung der Tourenplanung mit Hilfe digitaler Tools werden inzwischen täglich 56.000 gefahrene Kilometer oder im Schnitt mindestens 12,5 Tonnen Kohlendioxid bei konventionellen Fahrzeugen eingespart. Um weitere unnötige Fahrzeugbewegungen zu vermeiden, setzt Hermes auf digitale Assistenzsysteme in den Fahrzeugen und beteiligt sich an den neuen anbieterunabhängigen Paketboxen, die derzeit in Hamburg aufgestellt werden. Außerdem baut das Unternehmen sein Netzwerk von bundesweit mehr als 16.000 PaketShops weiter aus. Allein bei der PaketShop-Lieferung lässt sich der CO2-Ausstoß im Vergleich zur Zustellung an die private Haustür um bis zu 25 Prozent reduzieren.

Zudem werden die Möglichkeiten von Lastenrädern getestet. Dafür sind sogenannte Mikrodepots notwendig, Zwischenlager, von denen aus die Feinverteilung mit dem Rad erfolgt. Ein Großversuch in Berlin hat gezeigt, dass ein Lastenrad 58.000 Pakete pro Jahr transportieren und damit einen Transporter vollständig ersetzen kann. In Hamburg gibt es ein Mikrodepot im Einkaufszentrum Hamburger Meile sowie ein weiteres in der Burchardstraße, welches gemeinsam mit anderen Lieferdienstleistern genutzt wird.

Kombination von Lastenrädern und Mikrodepots

Auch Peter Meyer, Fahrradkurier der ersten Stunde, sieht die Zukunft des innerstädtischen Lieferverkehrs in der Kombination aus Mikrodepots und Lastenfahrrädern. „Fahrradkuriere stellen ja schon immer emissionsfrei zu“, sagt Meyer, der heute Geschäftsführer des Kurierdienstleisters City Express ist. Sogar Schulkantinen wurden – vor der Coronapandemie – mit Lastenfahrrädern beliefert. „Das Problem bei Kurieren sind die längeren, individuellen Zustellfahrten mit wenig Ware“, erläutert Meyer, der schon 2009 mit seinem Unternehmen zeigen wollte, dass auch umweltfreundliche Kurierfahrten möglich sind. Seither ist City Express UmweltPartner und senkt Jahr für Jahr die Emissionen. Unter anderem werden mit Hilfe digitaler Tools Routen gebündelt und Touren optimiert. Frühzeitig wurde bei der unternehmenseigenen Flotte zudem auf Hybrid-, Gas- oder Elektroantriebe gesetzt.

Frisches Obst kommt per Fahrrad

Logistikdienstleister wie Hermes und City Express haben es geschafft, den Warenstrom während der coronabedingten Lockdowns aufrecht zu erhalten. Für Stadt Land Frucht sah es zunächst anders aus: Das Unternehmen mit Sitz in der Speicherstadt wurde 2007 als City Farming gegründet und hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen. Doch Beschäftigte, die im Homeoffice arbeiten, greifen nicht mehr in die Obstschalen in der Büroküche. Der Pionier der Branche hatte deshalb mit Beginn der Coronapandemie einen Großteil seiner Stammkunden zunächst verloren. Inzwischen packen die Stadt Land Frucht-Beschäftigten jedoch mehr Kisten als je zuvor – für Beschäftigte im Homeoffice und für Privathaushalte. „Die Nachfrage im privaten Bereich ist sehr gut“, sagt Lisa Kähler, Projektmanagerin beim UmweltPartner Stadt Land Frucht.

Die tagesfrisch eingekauften und verpackten Waren kommen überwiegend aus der Region und werden grundsätzlich selbst und wann immer möglich mit dem Lastenrad ausgeliefert. Stadt Land Frucht kooperiert dafür mit dem Lastenrad-Unternehmen Cargo Cycle aus Altona.