Noch haben LKW und Straße nicht ausgedient. Doch der Warentransport in Hamburg wird sich künftig nicht mehr nur ausschließlich auf der Erde abspielen. Unter der Erde, auf dem Wasser, in der Luft – viele Wege, die ans Ziel führen, werden in der Stadt bisher kaum genutzt. „In Zukunft geht es immer mehr darum, Transporte nachhaltig zu gestalten. Dafür braucht es digitale, mobile und umweltfreundliche Systeme“, sagt Hans Stapelfeldt, ITS-Netzwerkmanager bei der Logistik-Initiative Hamburg. Die Mobilitätswende ziele sowohl auf den Waren- als auch auf den Personenverkehr ab.
Mobilitätsbudget
Ein wesentlicher Faktor dafür ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). So hat etwa der HVV diverse Projekte initiiert, wie Menschen künftig emissionsfrei transportiert werden können: In Schulworkshops und mit Hilfe der Instagram-Community ITS Young Mobility zeigen sogar Kinder und Jugendliche, wie sie künftig zur Schule fahren oder sich frei im öffentlichen Raum bewegen wollen.
Mit dem Pilotprojekt „Mobilitätsbudget“ unterstützt der HVV Unternehmen dabei, ihren Beschäftigten statt des obligatorischen Dienstwagens ein monatliches Budget für individuelle und geschäftliche Fahrten zur Verfügung zur stellen. Die Mitarbeitenden können zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wählen – von ÖPNV über Fernverkehr und StadtRad bis hin zu Sharing-Diensten – und ihr persönliches Mobilitätsbudget per App selbst verwalten. Das Programm liefert alle wesentlichen Parameter für Unternehmen inklusive Steuerberechnung. Das „Mobilitätsbudget“ ist eines von acht Teilprojekten, mit denen im RealLabHH von 32 institutionelle Partnerinnen und Partnern digitale Lösungen für den Transport innerhalb der Stadt erprobt werden.
Mikrohubs und Paketboxen
Im RealLabHH werden auch sogenannte Mikrohubs getestet, kleine Verteilzentren, die mehrmals täglich mit Warenpaketen beliefert werden. Lastenräder und andere emissionsfreie Fahrzeuge liefern sie von dort an ihr Ziel – zunehmend Paketstationen wie die Hamburg-Box. Die grünen Paketboxen stehen neuerdings unter anderem an Bahnhöfen und ermöglichen es, das Paket auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause abzuholen. Mit den Mikrohubs und Paketboxen sollen die Lieferverkehre und damit auch die Emissionen verringert werden.
„Wenn so wie aktuell beispielsweise E-Cargobikes an Bedeutung gewinnen, wirft das sofort die Frage nach der passenden Infrastruktur auf, nach Stellplätzen mit Ladefunktion zum Beispiel“, sagt Hans Stapelfeldt. Nicht nur für Paketlieferdienste. Auch für Handwerker, Service- und Reinigungsunternehmen oder die Feuerwehren, die neuerdings alle auf Lastenbikes setzen.
Auf dem Wasser und darunter
Hamburg schaut auch auf vorhandene Verkehrsadern wie Alsterfleete und Kanäle, die heute nur noch selten für gewerblichen Transport genutzt werden. Im Versuchsprojekt WaCaBa (Water Cargo Barge) etwa könnten Waren zwischen Hammerbrook und Billbrook per Wassertaxi bewegt werden. Der Vorteil für die Unternehmen: Die Waren fahren am täglichen Stau vorbei und kommen termintreu an. Der Vorteil für die Stadt: Die Straßen werden entlastet, die Emissionen durch die Nutzung von E-Mobilität auf dem Wasser erheblich gesenkt.
Ein weiteres Projekt, das schon bald Fahrt aufnimmt, ist der sogenannte Smart City Loop, eine Art überdimensionale Röhrenpost. Das Rohrsystem verläuft unterirdisch und unter der Elbe hindurch. Es ermöglicht, Palettenware ohne LKW-Transporte von Wilhelmsburg aus in die Innenstadt zu verschicken. Dort werden sie mit E-Autos oder Lastenbikes weiter verteilt. Die Fläche in Wilhelmsburg ist bereits vorhanden. In der Innenstadt wird der optimale Ausgang für den Smart City Loop noch gesucht.
Medizinische Transporte durch die Luft
Manchmal kommen selbst die sogenannten Blaulichtfahrten nicht schnell genug voran. Ob der Transport medizinischer Güter per Drohne effektiver ist und wie sich unbemannte Luftfahrzeuge in den vom Flughafen verursachten Verkehr integrieren lassen, wird im Projekt „Medifly Hamburg“ gemeinsam mit dem Marienkrankenhaus und dem Krankenhaus der Bundeswehr in Wandsbek getestet. Weitergedacht, könnten Drohnen künftig auch zur Erkundung kritischer Situationen etwa an der Autobahn oder im Hafen eingesetzt werden. „Ideen gibt es viele, der ITS-Weltkongress beschleunigt nun die Umsetzung alternativer Transportrouten“, sagt Hans Stapelfeldt.
Die verschiedenen Lösungen von Cargobike über Wassertaxi bis hin zum Mobilitätsbudget sind wesentlicher Bestandteil der Verkehrswende. Sie zeigen, dass es für individuelle Mobilität und Warenlogistik in Zukunft nicht die eine Lösung geben wird. Es ist der Mix, der den Erfolg ausmacht. Und die freiwilligen Leistungen von Unternehmen auf diesem Wege werden von der UmweltPartnerschaft anerkannt.