
Bodenlehrpfade Hamburg
Böden werden von Menschen vielfältig genutzt: Sie pflanzen Nahrungsmittel an, gewinnen Rohstoffe oder bauen Häuser. Böden sind aber weit mehr als nutzbares Gut. Was ist eigentlich Boden? Wie ist er entstanden?
Die Bodenlehrpfade


Die Bille-Siedlung liegt an der Dove-Elbe und ist auf einem Spülfeld entstanden.



Der Eimerkettenbagger baggert Schlick und Sand aus. Links liegt die Baggerschute, die das Material weiter transportiert.


Spülkopf auf einem Spülfeld; Aufspülen des Gemisches aus Wasser, Sand und Schlick.



Das Bild zeigt ein Bodenprofil im Westteil des Spülfelds, auf dem die Bille-Siedlung steht (Station 6). Es zeigt vom Spülstrom geschichteten Sand mit Schlacke-, Schlick- und Ziegelgeröllen. Die rotbraunen Farben werden durch Eisenoxid hervorgerufen, das sich früher bei wechselnden Wasserständen im Boden abschied. Heute ist das Wasser versickert. Das Gelände ist bewaldet und an der Oberfläche hat sich in den Jahrzehnten seit der Aufspülung ein dünner Humushorizont gebildet.






























































































































Die Bille-Siedlung liegt an der Dove-Elbe und ist auf einem Spülfeld entstanden.


Die Bille-Siedlung liegt an der Dove-Elbe und ist auf einem Spülfeld entstanden.
Die Bille-Siedlung liegt an der Dove-Elbe und ist auf einem Spülfeld entstanden.
Luftbild von 1921, Blickrichtung Nord

Der Eimerkettenbagger baggert Schlick und Sand aus. Links liegt die Baggerschute, die das Material weiter transportiert.


Der Eimerkettenbagger baggert Schlick und Sand aus. Links liegt die Baggerschute, die das Material weiter transportiert.
Der Eimerkettenbagger baggert Schlick und Sand aus. Links liegt die Baggerschute, die das Material weiter transportiert.
Spülkopf auf einem Spülfeld; Aufspülen des Gemisches aus Wasser, Sand und Schlick.


Spülkopf auf einem Spülfeld; Aufspülen des Gemisches aus Wasser, Sand und Schlick.
Spülkopf auf einem Spülfeld; Aufspülen des Gemisches aus Wasser, Sand und Schlick.
Profilgrube am Kneidenwegmit dem soeben entnommenen Lackabzug des Bodenprofils (Mai 2011)

Das Bild zeigt ein Bodenprofil im Westteil des Spülfelds, auf dem die Bille-Siedlung steht (Station 6). Es zeigt vom Spülstrom geschichteten Sand mit Schlacke-, Schlick- und Ziegelgeröllen. Die rotbraunen Farben werden durch Eisenoxid hervorgerufen, das sich früher bei wechselnden Wasserständen im Boden abschied. Heute ist das Wasser versickert. Das Gelände ist bewaldet und an der Oberfläche hat sich in den Jahrzehnten seit der Aufspülung ein dünner Humushorizont gebildet.


Das Bild zeigt ein Bodenprofil im Westteil des Spülfelds, auf dem die Bille-Siedlung steht (Station 6). Es zeigt vom Spülstrom geschichteten Sand mit Schlacke-, Schlick- und Ziegelgeröllen. Die rotbraunen Farben werden durch Eisenoxid hervorgerufen, das sich früher bei wechselnden Wasserständen im Boden abschied. Heute ist das Wasser versickert. Das Gelände ist bewaldet und an der Oberfläche hat sich in den Jahrzehnten seit der Aufspülung ein dünner Humushorizont gebildet.
Das Bild zeigt ein Bodenprofil im Westteil des Spülfelds, auf dem die Bille-Siedlung steht (Station 6). Es zeigt vom Spülstrom geschichteten Sand mit Schlacke-, Schlick- und Ziegelgeröllen. Die rotbraunen Farben werden durch Eisenoxid hervorgerufen, das sich früher bei wechselnden Wasserständen im Boden abschied. Heute ist das Wasser versickert. Das Gelände ist bewaldet und an der Oberfläche hat sich in den Jahrzehnten seit der Aufspülung ein dünner Humushorizont gebildet.
Binnendeichs gelegene Marsch unter Gartenbau, hinten der Moorfleeter Deich nahe Station 3 – ähnlich hat es früher im Bereich der Station 2 ausgesehen; Blickrichtung West

Die Sanierung wurde 1992 zunächst exemplarisch an 3 Testgrundstücken durchgeführt: im 1. Schritt wurde der Bewuchs sowie etwaiger Gartenhäuser und Spielgeräte auf den Grundstücken geräumt.

Der belastete Oberboden wird abschnittsweise entfernt. Der vordere Bereich des Bilds ist bereits für das Aufbringen sauberen neuen Bodens vorbereitet, das Grundstück auf der rechten Seite muss noch geräumt werden. Die dunkelgraue Schlick-Deckschicht auf dem weißen Spülsand ist dort noch gut zu erkennen. Sie wird entfernt werden, sobald das Gartenhaus geräumt worden ist. Die Sanierungsarbeiten mussten Schritt für Schritt vorangehen, weil die Grundstücke teils weiterhin bewohnt waren. Ausführung und Koordination der Arbeiten waren daher besonders anspruchsvoll.

Großflächiger Abtrag der belasteten Schlick-Deckschicht bis auf den unbelasteten Spülsand auf vorab geräumten Grundstücken

Beim Abtrag der Schlick-Deckschicht vom Spülsand kommt vorübergehend die Außenböschung des alten Moorfleeter Deiches,auf dessen Krone die gleichnamige Straße verläuft, wieder zum Vorschein. Blick aus dem ehemaligen Deichvorland Richtung Nordost

In der Übersicht erkennt man die Grundstücke der Testsanierung (1992) sowie weitere Grundstücke in verschiedenen Stadien der Sanierungsvorbereitung (1993/94).

Einbau von neuem Mutterboden, vorn ein Abschnitt einer fertigen Dichtspundwand

Bei der Neugestaltung und auch beim Erhalt gab es eine starke Bürgerbeteiligung. Manches Alte, das seinem Besitzer ans Herz gewachsen war, wurde liebevoll bewahrt und hat, gleich ihm, inzwischen wieder sauberen Boden unter den Füßen.

Umlegung von Leitungen im Rahmen der Bodensanierung

Einbau einer Dichtspundwand

Neu aufgebrachter sauberer Mutterboden, fertig zur Ansaat

Links hinter dem Zaun das Vogelschutzgehölz, rechts der Golfplatz auf der Bodendeckschicht des gesicherten Spülfeldabschnittes, vorn der Kneidenweg; Blickrichtung Nord

Hier floß früher die Dove-Elbe. Blick vom früheren Westdeich der Alten Dove-Elbe nach Südosten: hinten das Vogelschutzgehölz, links davor Golfgelände, links vom Deich ein verschilfter Graben als Rest der Alten Dove-Elbe

Die Sanierung fruchtet – Apfelbaum am Golfplatz

Golfplatzgelände, im Hintergrund das Vogelschutzgehölz

verwunschenes Vogelschutzgehölz

altes Spülrohr mit der letzten Ladung Sand

Urwald im Vogelschutzgehölz

Wohnen im Vogelschutzgehölz – welcher Baumeister hat hier wohl sein Einflugloch zur Abwehr von Eindringlingen verengt?


Bei klarer Sicht kann man vom Aussichtspunkt am Groten Heesen das ganze, hier 14 Kilometer breite Elbe-Urstromtal bis zu den Harburger Bergen überblicken. Wie die Landschaft des Naturschutzgebiets entstand, können Sie auf einer kleinen Zeitreise durch die vergangenen 200.000 Jahre verfolgen. Wir betrachten dazu die Veränderungen der Landschaft an einem schematischen Schnitt quer durch das Naturschutzgebiet, der von unserem Standort in 40 Metern Höhe bis 20 Meter unter dem heutigen Meeresspiegel reicht.

Vor 200.000 Jahren herrschte die Saale-Kaltzeit. Unser Aussichtspunkt (der rote Punkt) steckte in einem dicken Eispanzer, der vom Nordpol bis zum Mittelgebirge reichte. Das Eis war nicht rein, denn die Gletscher schleppten große Mengen Steine und feineres Material aus dem Untergrund mit. Ein großer Teil stammt aus Skandinavien.

Vor 130.000 Jahren war das Eis geschmolzen. Zurück blieb eine Moräne, eine dicke Schicht aus den "Verunreinigungen" des Eises. Sie besteht aus einem Gemisch aus Steinen, Kies, Sand, Lehm und Mergel (siehe Grundbegriffe Gesteine).

Die Gletscher der jüngsten, der Weichsel-Eiszeit haben Boberg nicht erreicht. Beim Abschmelzen des Eises entstand ein gewaltiger Strom, der sich tief in die Moräne einschnitt und das breite Urstromtal der Elbe bildete, an dessen nördlichem Rand wir stehen. Der Fluss selbst lag vor zwölftausend Jahren tiefer als unser Bildausschnitt. Am Hang traten mehrere Quellbäche aus, die ins Elbtal flossen. Nördlich und südlich des Elbtals schließt sich die Geest aus Sedimenten der Saale-Kaltzeit an.

Jedes Mal, wenn die vielen Arme der damaligen Elbe über die Ufer traten, lagerten sie Sand ab, so dass die Sohle des Tals langsam anstieg. Bei Sturm trieb der Wind Sand an den nördlichen Rand des Elbtals, wo er sich vor der Geestkante in Dünen und auf der Hochfläche als Flugsanddecke ablagerte. Zwischen Geest und Düne staute sich das Quellwasser in kleinen Seen.

Durch den Anstieg des Meeresspiegels, der während der letzten Eiszeit viel tiefer als heute lag, erreichten vor circa 4.500 Jahren Ebbe und Flut das Hamburger Gebiet. Dies führte dazu, dass sich bei Hochwasser vor allem das feinkörnige Material der Elbe ablagerte, aus dem die typischen fruchtbaren Marschenböden entstanden [Boberger Boden-denk!-mal 7]. Die Seen am Geestrand sind inzwischen mit Resten von Pflanzen angefüllt und bilden ein Moor. Erst jetzt ist die Entstehung von Geest, Moor, Düne und Marsch, den vier natürlichen Landschaftsformen des Naturschutzgebiets angelegt, in denen sich Böden (siehe Grundbegriffe Böden) mit unterschiedlichen Eigenschaften bildeten.

Seit circa 2.000 Jahren greift der Mensch deutlich in die Landschaft ein. Heute ist die Marsch kultiviert [Boberger Boden-denk!-mal 7], die Dünen sind weitgehend abgetragen [Boberger Boden-denk!-mal 3], in den Mooren wurde ein Teil des Torfes abgebaut [Boberger Boden-denk!-mal 9] und die Geestkante ist durch Lehmgewinnung circa 50 Meter zurückverlegt [Boberger Boden-denk!-mal 2]. Der steile Hang unmittelbar vor Ihnen ist nicht natürlich, sondern entstand durch den Lehmabbau durch Ziegeleien. Die Menschen haben diese Landschaft und ihre Böden stark verändert. Es mag als Widerspruch erscheinen, aber sie haben gerade dadurch die Lebensbedingungen für viele schützenswerte Pflanzen und Tiere geschaffen und tragen wesentlich dazu bei, dass die Boberger Niederung ein wertvolles Naturschutzgebiet ist.


Sumpf-Stendelwurz

Breitblättrige Stendelwurz

Breitblättriges Knabenkraut

Großes Zweiblatt

Golddistel

Sumpfherzblatt

Rundblättriges Wintergrün

Gewöhnliche Natternzunge (ein Farn)

Von 1800 bis 1920 stieg die Bevölkerung Hamburgs rasant von circa hunderttausend auf eine Million Menschen. Entsprechend groß war der Bedarf an Ziegelsteinen für den Hausbau. Um Ziegel brennen zu können, braucht man Lehm oder Ton [siehe Grundbegriffe Gesteine] ohne Steine und ohne Kalk. Am Geesthang des Naturschutzgebiets fand man gut geeigneten "Lauenburger Ton", der beim Vorrücken der Gletscher der Saale-Kaltzeit [Boberger Boden-denk!-mal 1] aus tieferen Schichten nach oben in die stein- und kalkreiche Saale-Moräne gepresst wurde.

Von 1864 bis Anfang des 20. Jahrhunderts baute die Ziegelei Kroencke am Geesthang Ton ab. Um an die nur wenige Meter mächtige Tonschicht zu kommen, musste man große Mengen an Sediment abräumen, das im Naturschutzgebiet verteilt wurde. Durch den Abbau verschob sich der Geesthang um etwa 50 Meter nach Norden.

Zurück blieben mehrere schmale Terrassen, die Sie links und rechts der Treppe sehen können, und ein Teich am Fuß des Hangs. Aus dem Hang tritt besonders im Frühjahr Wasser aus, das den Boden der Terrassen nass hält. Im Herbst ist er trocken. Böden, die im Wechsel der Jahreszeiten feucht und trocken sind, nennt man Pseudogley. Der Lehmabbau auf dieser Terrasse musste beendet werden, als kalkhaltiger Geschiebemergel (siehe Grundbegriffe Gesteine) auftrat. Der Pseudogley enthält daher bis an die Oberfläche Kalk.

Feuchte, kalkhaltige Böden und viel Sonne sind Voraussetzungen für das Gedeihen einiger Orchideen und anderer geschützter Pflanzen [Geschützte Pflanzen auf den Flächen des ehemaligen Lehmabbaus], zum Beispiel der Sumpf-Stendelwurz. Das beantwortet die Frage, was Ziegel mit Orchideen zu tun haben. Ohne den Lehmabbau für die Ziegelherstellung, der die kalkhaltigen Pseudogleye zurückgelassen hat, würden hier keine Orchideen wachsen. Leider erhält sich die Orchideenwiese nicht selbst. Nur durch umfangreiche Pflegemaßnahmen (Mahd, Entfernen der Bäume und Büsche, Beweidung) wird sie nicht von stark wuchernden Gräsern, wie dem Landreitgras, Büschen und Bäumen überwachsen, die die Orchideen verdrängen.

Auf nicht bewirtschafteten Regosol-Flächen entwickelt sich der seltene Sand-Magerrasen, auf dem neben der Heidenelke auch das Berg-Sandglöckchen wächst.

Im Magerrasen leben viele seltene Insekten, wie zum Beispiel die Blauflüglige Ödlandschrecke. Solange sie am Boden sitzt, tarnt sie sich perfekt mit ihren braunen Vorderflügeln.

Auf der Flucht breitet sie ihre blau/schwarz/weißen Unterflügel aus und nutzt die Schrecksekunde, um zu fliehen.

Eine Besonderheit dieser Fläche ist, dass die obere Sandschicht in einigen Bereichen etwas Kalk enthält. Das genügt, um Standort für andere Pflanzen zu sein. Statt der Heidenelke wächst die Karthäusernelke.

Vor allem wachsen hier einige Exemplare des Blaugrünen Schillergrases. Es wirkt unscheinbar, ist aber sehr selten. Unter anderem wegen dieser Pflanze ist ein Teil des Boberger Naturschutzgebiets ein nach EU Recht geschütztes "Natura 2000 Schutzgebiet". Merke: für den Naturschutz kommt es nicht auf die Schönheit, sondern auf die Schutzwürdigkeit von Pflanzen und Tieren an.

Sie ist weg, vor circa 100 Jahren abgegraben und abgefahren mit einer Lorenbahn, zum Beispiel um den Bahndamm nach Bergedorf zu bauen oder das Gelände in Billbrook soweit aufzuschütten, dass das Gewerbegebiet hochwassersicher ist.

Ursprünglich muss die Düne deutlich höher gewesen sein als die Bäume. Zurück blieb eine schmale ebene Fläche aus Sand. Bodenbildung braucht Zeit, man rechnet mit Hunderten und Tausenden von Jahren. Während der circa 100 Jahre, die seit der Abgrabung vergangen sind, hat sich nur etwas Humus im Oberboden angereichert. Solche Böden heißen Regosols. Gerade diese jungen Böden sind selten und bieten besonderen Pflanzen und Tieren Lebensraum.

Zum Beispiel der schönen Heidenelke

oder einer der seltenen Sandbienenarten, die genau hier ihre Bruthöhle bauen kann.


Wie mit dem Lineal gezogen trennt der niedrige Zaun die offene Sanddüne von der mit Flechten, Gräsern, Kräutern und Büschen bestandenen Insel. Das zeigt, dass ohne die vielen Menschen, die im Sand spazieren gehen, die ganze Düne bewachsen wäre. Schauen wir uns die Vegetation näher an:

Da wächst zum Beispiel eine der Rentierflechten,

das blaugrün schimmernde Silbergras

oder die Sandsegge,

die unterirdische Ausläufer vorwärts schiebt, aus denen in regelmäßigen Abständen neue Stängel wachsen. Deswegen wird sie auch Nähmaschine Gottes genannt.

Die niedrigen Büsche sind Kriechweiden. Alle Flechten und Pflanzen der Vegetationsinsel sind "Hungerkünstler", die als erste den Sand besiedeln können. Entsprechend nährstoffarm ist ihr Boden, ein Lockersyrosem.

Hin und wieder kann man im Sand der Düne kleine, steile Trichter sehen. Es sind die Fanggruben des Ameisenlöwen, der Larve der Ameisenjungfer.

Der Ameisenlöwe ist ungefähr einen Zentimeter groß und sitzt im Sand verborgen am tiefsten Punkt des Trichters. Er lauert auf kleine Tiere, nicht nur auf Ameisen, die am oberen Rand des Trichters entlanglaufen und im losen Sand abrutschen. Er unterstützt dies indem er mit Kopf und Fangscheren Sand auf die Beute schleudert. Die Beute fängt er mit seinen Kieferzangen und saugt sie aus.

Wie baut der Ameisenlöwe seine Fangtrichter? Graben kann er sie mit seinen kleinen Beinen nicht. Im Rückwärtsgang schiebt er eine kreisförmige Rille mit dem Außendurchmesser des Trichters und bewegt sich spiralförmig nach innen, wobei er den losen Sand mit Kopf und Fangscheren bis zu 30 Zentimeter nach außen wirft. Am Grunde des Trichters angekommen, gräbt er sich ein und schleudert nachrutschenden Sand nach außen. Jeder, der schon einmal trockenen Sand auf einen Haufen geschaufelt hat, weiß, dass dabei ein Kegel mit einer Neigung von circa 30 Grad entsteht. Füllt man mehr Sand auf, rutscht er ab. Das gleiche Prinzip nutzt der Ameisenlöwe, der seine Trichter so steil baut, dass Beute, die an den Rand des Trichters kommt, mit etwas Sand nach unten rutscht.

Auch die Larve des Sandlaufkäfers hat ein bis zu 50 cm tiefes Loch in den Sand gegraben. Sie hat einen großen schwarzen Kopf und ein ovales Rückenschild, die das Loch komplett verschließen. Mit ihren Beinen, einem Fortsatz am Hinterleib und dem Leibende verspannt sie sich im oberen Teil der Höhle. Sobald sie mit ihren an der Oberseite des Kopfes liegenden Augen eine Beute entdeckt, schießt sie wie eine Rakete aus dem Loch, fängt das Tier mit den Scherenkiefern und zieht es in die Röhre. Die Larven von Ameisenjungfern, Sandlaufkäfern und auch die Sandbiene von Boden-denk!-mal 3 sind nur drei der vielen Beispiele für die ganz speziellen Anforderungen an Materialeigenschaften für den „Hausbau“.

Sie stehen auf dem höchsten Teil der Boberger Düne. Aber das ist nur der kümmerliche Rest einer umfangreichen Dünenlandschaft [Entstehung der Dünen], die sich bis zum Geesthang hinzog und großenteils abgegraben ist. Auch der Sand dieser Düne sollte verkauft werden, man konnte sich aber über den Preis nicht einigen. Fast überall sehen Sie den hellen Dünensand. Dazwischen liegen braune Streifen, die wir uns genauer ansehen sollten.

Das braune Material ist fest. Wenn man es zerreibt, wirkt es wie sandiges Kaffeepulver. Es ist der Rest eines Bodens, der früher die gesamte Dünenlandschaft bedeckt hat. Heute findet man die Bodenreste nur noch auf kleinen Flächen.

Auf dem alten Boden liegt allerhand herum. Mit einiger Geduld findet man Splitter von Feuersteinen, die Menschen aus der Jungsteinzeit vor mehr als 5.000 Jahren zurückgelassen haben. Offensichtlich haben die Menschen damals auf den Dünen gesessen und Feuersteinwerkzeuge hergestellt und den Abfall zurückgelassen.

Oft sieht man Bruchstücke von Keramik, die aus vielen Jahrhunderten stammen.

Besonderheiten sind Spinnwirtel, Steinkugeln und Stücke von Tonpfeifen. Spinnwirtel wurden als Gewichte an Handspindeln gebraucht mit denen man Fasern versponnen hat. Die Kugeln dienten als Munition und Pfeifen aus Ton waren bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet.

Und natürlich gibt es Hinterlassenschaften von heutigen Besuchern. Das alles kann ja nicht hierher geflogen sein, sondern zeigt, dass seit mehreren tausend Jahren Menschen in diesem Boden ihre Spuren hinterlassen haben. Heute kann man noch an wenigen Stellen die gesamte Boden-/Menschgeschichte der Boberger Düne ablesen [Kolluvisol über fossilem Podsol]. Selbst wenn die eingezäunten Flächen der Düne scheinbar nur aus blankem Sand bestehen, sollten Sie diese Flächen nie betreten.

Dort leben ungewöhnliche Tiere. So können sich zum Beispiel die Larven der eleganten Ameisenjungfern

oder der schnellen Dünen-Sandlaufkäfer nur dort ihre Bauten errichten [Baumeister im Sand].

An den Rändern der Ausblasungswanne ist der in Boden-denk!-mal 5 [Kolluvisol über fossilem Podsol] beschriebene fossile Podsol zu sehen, aus dessen Verbreitung man die Form der ursprünglichen Düne abschätzen kann.

Auf diesem Bild von 1986 sieht man den fossilen Podsol am Fuß der neuen Düne. Wenige Meter weiter in Richtung neuer Düne ist er nicht mehr zu finden, was zeigt, dass dort der Rand der ursprünglichen Düne war. Vor 30 Jahren war die Ausblasungswanne noch frei von Vegetation und bei jedem Sturm trieb Sand in Richtung der Baumreihe.

Heute hat die Vegetation den größten Teil der Ausblasungswanne zurückerobert und verhindert weitgehend die Sandverwehung.

Auf der Düne hat sich noch kein Boden gebildet. Durch eine Bohrung kann man feststellen, dass unter der circa 3,5 Meter mächtigen neuen Düne die Marsch liegt, in der die Eichen wurzeln.

Vor Ihnen liegt ein sanft ansteigendes, mit Gräsern und Flechten bewachsenes Gelände, das in eine fast vegetationsfreie Mulde übergeht.

Im Hintergrund sehen Sie einen mit Eichen bewachsenen Hügel. Wie ist diese eigenartige Landschaft entstanden?

Vor 150 Jahren gab es hier eine Düne, die mit Heidekraut, Gras und einigen Bäumen bewachsen war. Wahrscheinlich weideten Schafe auf der Düne. Der Bauer des nahe gelegenen Schlapshofs nutzte die guten Böden der anschließenden Marsch zum Anbau von Getreide oder als Weide für Kühe oder Pferde. Zum Schutz vor der Düne pflanzte er am Feldrain eine Reihe Eichen.

Vor circa 80 Jahren begann der Abbau des Sandes, der aber nach einigen Jahren eingestellt wurde. Nun kam die Stunde des Windes, der an der vegetationslosen Grubenwand angreifen konnte und den Sand in Richtung Feld blies.

Im Laufe der Zeit schuf der Wind eine Senke, die Ausblasungswanne genannt wird, und der Sand häufte sich bei der Baumreihe zu einer Düne. Eichen sind dafür bekannt, dass sie weiterwachsen können, wenn ihr Stamm oder die Äste mit Sand bedeckt sind. So verhinderten die Bäume, dass der Sand auf das Feld wehte.

Heute steht man auf der Düne in der Krone der Eichen, was man an den vielen schief wachsenden „Stämmen“ erkennen kann, die in Wirklichkeit die Äste von Eichen sind, die circa 3,5 Meter tiefer in der fetten Erde der Marsch wurzeln. Die Rekonstruktion der Landschaftsgeschichte wird durch die Untersuchung der Böden möglich [Böden als Zeugen der Landschaftsgeschichte].

Schilfreste und andere organische Substanzen färben den tpGr1-Horizont braun. Aus Datierungen an anderen Profilen weiß man, dass dieser Horizont zwischen 2.500 und 2.000 Jahren vor heute entstanden ist. Seither hat die Elbe bei Hochwässern circa 50 cm Sediment [siehe Grundbegriffe Gesteine] abgelagert.

Unter den sauerstofffreien Bedingungen des tpGr-Horizonts löst sich ein Teil des im Boden vorhandenen Eisens. Man kann dies im Gelände durch Zugabe einer Chemikalie nachweisen, die die Bodenlösung rot färbt.

Der tonige Klei hat in diesem Profil eine Mächtigkeit von 105 cm. Darunter folgt der Sand vom ehemaligen Rand der Düne.

Das ist keine Aufforderung zum Füße waschen, sondern beschreibt einen Landwirt aus den Vier- und Marschlanden, der im fruchtbaren Boden [Bodenfruchtbarkeit] aus Klei wirtschaftet. Feuchter Klei bleibt tatsächlich ausdauernd am Stiefel kleben. Klei ist das tonige Sediment, das die Elbe ablagerte, seit sie vor 4.500 Jahren im Hamburger Bereich unter den Einfluss von Ebbe und Flut geriet. Noch im 11. Jahrhundert war das Elbtal ein unwegsames Sumpfgebiet mit großen Schilfflächen und Wäldern. Zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert deichten Siedler die Gebiete zwischen den Elbarmen ein und schufen so die Vier- und Marschlande.

Unser Boden liegt am Nordrand der Marschlande (roter Punkt). Weil das Gelände an die hochwassersichere Düne anschließt, finden sich im Naturschutzgebiet nur Reste sogenannter Sommerdeiche (SD), die vor den niedrigen sommerlichen Hochwässern der Bille (B) schützten. Im Winterhalbjahr stand das Gebiet bei Sturmfluten regelmäßig unter Wasser. Heute verhindern Schleusen und ein Sperrwerk das Eindringen der Flut in die Bille, jedenfalls solange kein Deich bricht.

Deiche allein reichen nicht, um aus den Marschen fruchtbares Land zu machen. Sie müssen auch entwässert werden. Die meisten Nutzpflanzen nehmen Sauerstoff über die Wurzeln auf. Das ist nur möglich, wenn der Boden nicht wassergesättigt ist. Ohne Entwässerung würde der Wasserstand der Marschen nahe an, teilweise über der Geländeoberfläche liegen. Durch offene Gräben wird der Grundwasserstand in den Beeten dazwischen genau soweit abgesenkt, dass einerseits im Oberboden stets Luft vorhanden ist und andererseits die Pflanzen in Trockenzeiten vom Grundwasser profitieren. Deswegen ist auch bei größter Trockenheit die Marsch immer grün.

Um die Gräben funktionstüchtig zu erhalten, müssen sie regelmäßig geräumt werden. Dabei wird der Grabenaushub auf die Flächen zwischen den Gräben geworfen. Dadurch vergrößert sich der Abstand zum Grundwasser. Früher war das harte Winterarbeit von „Kleigräbern“, heute geschieht dies meist maschinell.

Das Luftbild ist ein Ausschnitt des mehrere hundert Kilometer langen Grabensystems der Vier- und Marschlande. Das Bild zeigt einen Teil von Reitbrook. Das Wasser fließt aus den Gräben (GR) über größere Sammelgräben (SG) zum Schöpfwerk am Reitbrooker Hinterdeich (SW) über das überschüssiges Wasser in die Goose Elbe (GO) abgegeben wird.

Ein Problem der Vier- und Marschlande ist, dass große Flächen tiefer liegen als der Wasserspiegel der Elbarme, in die das Wasser fließen soll. Um das Gebiet zu entwässern hat man früher Feldmühlen eingesetzt, von denen eine im Hamburger Rieckmuseum zu besichtigen ist.

Der Wind trieb eine Schraube an, über die das Wasser in einen höher liegenden Graben geschöpft wurde. Um 1700 waren fast 200 Feldmühlen in den Vier- und Marschlanden in Betrieb. Auch in der historischen Karte auf Bild 2 sind Feldmühlen in der Billwerder Marsch eingezeichnet (Pfeile). Heute übernehmen elektrische Pumpen die Arbeit. Bei langen Trockenphasen wird das Pumpen- und Grabensystem auch zur Bewässerung eingesetzt. So viel Aufwand ist notwendig, um die fruchtbaren Marschenböden der Vier- und Marschlande nutzen zu können. Einer davon wird hier näher vorgestellt [Flusskleimarsch].

Die Auswirkungen der Bodenbearbeitung zum Erhalt der Besenheide zeigt ein Detailbild aus dem Oberboden. Ohne diese Maßnahme stünden auf dem Boden die abgestorbenen Zweige der Heide und eine fünf bis zehn Zentimeter mächtige Lage aus mehr oder weniger zersetzten Resten von Blättern und Zweigen der Besenheide. Nach dem Eingriff bleibt eine circa drei Zentimeter mächtige Mischung aus Humus und Sand übrig.

Neben der Besenheide findet sich auf der Fläche auch die hübsche Glockenheide. Sie ist auf feuchte Bodenverhältnisse angewiesen und kann hier nur gedeihen, weil der Mensch die Düne bis knapp oberhalb des Grundwassers abgetragen hat.

Dazu hackten die Bauern auf Heideflächen Stücke des humosen Oberbodens, die sogenannten Plaggen ab und fuhren sie zum Hof. Das war harte Arbeit und das Wort Plackerei leitet sich davon ab.

Die Bauern verwendeten geschnittenes Heidekraut und die Plaggen als Einstreu in den Ställen. Einmal pro Jahr wurde das Gemisch aus Heide und Dung aus den Ställen geräumt und gemeinsam mit Küchenabfällen und Asche kompostiert. Anschließend brachten die Bauern den Kompost als Dünger auf Felder nahe beim Hof, die Esch genannt wurden. Dies war vor Einführung des Mineraldüngers die einzige Möglichkeit die Felder zu düngen.

Durch den ständigen Auftrag von Mist und Erde wuchs im Verlauf der Jahrhunderte der Esch über seine Umgebung hinaus, teilweise mehr als einen Meter.

Die Böden des Esch werden als Plaggenesch bezeichnet. Man kann gut die circa 90 Zentimeter mächtige Schicht aus Plaggen erkennen. Das Düngen mit Plaggen machte aus den Sanden keinen fruchtbaren Boden, aber wenigstens konnte man auf dem Esch Roggen, Buchweizen und Hafer anbauen.

Und was hat der grobe Eingriff in den Boden mit Naturschutz zu tun? Heiden gehören zum Landschaftsbild von Norddeutschland. Ihre Charakterpflanze, die Besenheide, ist aber ohne den Eingriff des Menschen nur schwer zu erhalten. Sie keimt am besten auf nackter Erde und blüht 25 bis 30 Jahre.

Danach stirbt sie ab.

Wenn man in Naturschutzgebieten, wie hier in der Lüneburger Heide, auf großen Flächen Heiden erhalten will, muss man auf die alte Technik des Plaggens zurückzugreifen. Heute geschieht das nicht mehr als „Plackerei“ von Hand, sondern maschinell.

Anschließend streut man nach dem ersten Frost Heidesamen auf die Fläche. Wie man sehen kann, hatte die Maßnahme großen Erfolg. Die nach der Sandentnahme im vorigen Jahrhundert völlig ebene Fläche ist wieder dicht mit Heide bewachsen. Der Sandabbau im vorigen Jahrhundert und die Bodenbearbeitung zum Erhalt der Heide haben den Boden dieser Fläche [Regosol-Gley] stark verändert.

Viele Moore entstehen im Laufe von Tausenden von Jahren aus flachen Seen. Am Grund des Sees zwischen Geest und Düne hat sich ein circa 1,5 Meter mächtiges Seesediment aus abgestorbenen Wasserorganismen, vom Geesthang abgerutschtem Sediment und eingewehtem Dünensand angesammelt. Aus der Untersuchung von Pflanzenpollen in dieser Schicht weiß man, dass der See von etwa 10.500 Jahren bis 7.500 vor heute bestand. Am Rande des Sees wuchsen Schwimmpflanzen (zum Beispiel Teichrosen), Schilf und wasserverträgliche Gräser, deren abgestorbene Reste sich im Wasser kaum zersetzten und mit der Zeit eine Torfschicht bildeten. Dadurch verringerte sich der Wasserspiegel, so dass die Wasserpflanzen immer weiter in den See hinein wandern konnten. Man nennt diesen Vorgang Verlanden eines Sees. Schließlich war das Gewässer ganz mit Torf ausgefüllt und aus dem See wurde ein Niedermoor.

Nun konnten auch wassertolerante Bäume wie Schwarzerle, Moorbirke und Weiden einwandern. Es entstand ein Bruchwald. Auf Plattdeutsch heißt Bruchwald Brook und die vielen Ortsnamen mit -brook (zum Beispiel Reitbrook, Hammerbrook) zeigen, dass solche Moore in dieser Gegend verbreitet sind.

In kühlen Feuchtgebieten, zum Beispiel entlang der Küsten Norddeutschlands, breiteten sich auf den Niedermooren und anderen Standorten Torfmoose aus, die extrem viel Regenwasser speichern können. Sie kommen mit den wenigen Nährstoffen aus, die der Regen mitbringt oder die mit dem Staub ins Moor geweht werden.

Die Stängel der Torfmoose bilden fortlaufend neue Blattrosetten. Die alten Teile sterben ab, so dass das Moor langsam über seine Umgebung hinauswächst. Im Verlauf von mehreren tausend Jahren bildeten sich so Hochmoore, die oft aus meterdicken Lagen Hochmoortorf bestehen.

In den Mooren von Boberg leben seltene Amphibien wie der Moorfrosch, dessen Männchen in der Paarungszeit blau gefärbt sind.

Aber auch seltene Pflanzen, wie die Lorbeerweide sind hier zuhause. Die Samen der Weide hängen im Winter wie Wattebällchen in den Zweigen.

Eingeklemmt zwischen Geest und Düne liegt ein Moor. Die Dünen verhinderten, dass das Wasser von Quellen am Geestrand abfließen konnte. Es bildete sich ein kleiner See, der später verlandete und zu einem Moor wurde (mehr zu diesem und anderen Mooren erfahren Sie hier...).

Nicht nur Geest und Düne, auch das Moor wurde stark vom Menschen genutzt. Schmale Streifen von Moor wechseln mit breiten Gräben ab, die durch den Torfabbau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Die Angelteiche im westlich anschließenden Achtermoor sind das Ergebnis des maschinellen Abbaus von Torfschlamm zwischen 1945 und 1948.

Ein historisches Bild von 1930 zeigt eine Gruppe Boberger, die im Weidemoor Torf als Heizmaterial für den Eigenbedarf sticht.

Die dominierende Pflanze in diesem Teil des Moors ist die Schwarzerle, die bis zum Übergang der Wurzeln zum Stamm im Wasser stehen kann. Wie ist das möglich, wo doch Baumwurzeln Sauerstoff brauchen, der in grundwasserfreien Böden aus der Bodenluft aufgenommen wird? Erlen haben im untersten Stammbereich Luftöffnungen (sogenannte Lentizellen), über die sie Luft aufnehmen und aktiv in die Wurzeln pressen.

Steht das Wasser längere Zeit höher, ersticken die Erlen und sterben ab. Zum Erhalt des Erlenbruchwalds muss der Wasserstand sorgfältig reguliert werden, was über kleine Wehre gewährleistet wird.

Eine botanische Besonderheit des Moors ist der Gewöhnliche Wasserschlauch.

Er lebt in den Gewässern des Moors und bildet viele blasenförmige Fallen, in denen sich kleine Wassertiere verfangen und von der Pflanze zersetzt werden. Der Wasserschlauch ist also eine fleischfressende Pflanze. Und was hat das nun mit den Böden zu tun? Der Torf dieses Niedermoors und damit das Wasser in den Gräben sind so nährstoffarm, dass die Pflanze auf Stickstoff und Phosphor der erbeuteten Tiere angewiesen ist.

Naturnahe Moore sind seltene und schützenswerte Biotope. Leider besteht „Gartenerde“, die man im Baumarkt oder in den Gartencentern kaufen kann, meist zu mehr als 90 Prozent aus Torf (das steht auf der Warendeklaration auf der Rückseite des Plastiksacks). Während in Deutschland Torf nur aus längst entwässerten Mooren gewonnen wird, und die Flächen anschließend unter Auflagen renaturiert werden, stammt billige Importware meist aus den Baltischen Staaten, wo dafür intakte Moore zerstört werden. Wenn Sie auch der Meinung sind, Torf gehört ins Moor und nicht auf den Balkon: Es gibt Alternativen, die nur wenig teurer sind.

Gemessen an seiner Wasserführung sollte dieser Bach schon eine größere Wegstrecke geflossen sein. Schaut man bachaufwärts, sieht man aber kein Tal, sondern nur den hier ziemlich steilen Geesthang.

Etwa 30 Meter in Richtung Geesthang liegt eine kleine Geländemulde mit mehreren Quellen, deren Wasser sich zum Bach vereinen. Ständig fließendes Wasser prägt den Boden der Geländemulde [Anmoorquellengley].

Es ist das Grundwasser der Geest, das auf einer dichteren Lage der Moräne gestaut wird und auf dieser Ebene an vielen Stellen entlang des Geesthangs des Naturschutzgebiets abfließt. Man nennt diese Art Schichtquellen. Der Bach fließt direkt ins Moor, wo er nach circa 50 Metern versickert und zum hohen Wasserstand im Moor beiträgt.

Die scharfen Geländekanten und der Kanaldeckel zeigen, dass das Gelände vor Ihnen nicht natürlich ist. Es ist der Rand der ungefähr 20 Hektar großen Deponie Havighorster Moor. Zwischen 1964 und 1971 wurden dort circa eine Million Kubikmeter Bauschutt, aber auch große Mengen schadstoffhaltiger Abfälle illegal abgelagert. Man bezeichnet Abfallablagerungen und belastete Böden von Gewerbestandorten, die Menschen oder die Umwelt gefährden, als Altlasten. Untersuchungen ab 1979 ergaben, dass das Sickerwasser in der Deponie Havighorster Moor stark mit Arsen und organischen Schadstoffen belastet ist und in der südlichen Ecke der Deponie in die Oberflächengewässer und durch die Sande der Düne in das Grundwasser abfließt.

Um das belastete Sickerwasser ableiten und reinigen zu können, hat Hamburg den südöstlichen und den südwestlichen Rand der Deponie umgestaltet. Eine 2,5 mm dicke, verschweißte Plastikfolie aus Polyethen verhindert, dass belastetes Sickerwasser an der Oberfläche austreten kann. Es wird über die darunter liegende Kies-Drainage zu einem Abflussrohr geleitet und fließt von dort zu einer Reinigungsanlage im Süden der Deponie, wo die Schadstoffe mit Aktivkohle aus dem Sickerwasser entfernt werden. Die Plastikfolie ist mit einer Schicht Erde abgedeckt, auf der Gras wächst. Das Regenwasser gelangt so unbelastet in den Graben und kann abfließen. Die Sanierung und der Unterhalt der Anlagen kosten bislang mehr als sechs Millionen Euro.

Die Deponie Havighorster Moor ist nicht die einzige Altlast in der näheren Umgebung des Naturschutzgebiets Boberger Niederung. Gleich nebenan liegt die sieben Hektar große Deponie Brümmer, deren Sanierung und Unterhalt bislang ebenfalls etwa sechs Millionen Euro gekostet hat. Das 22 Hektar große Altspülfeld Kirchsteinbek ist nicht saniert.

Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden für den Menschen und die Umwelt schädliche Abfälle meist achtlos im Boden verscharrt und allenfalls mit einer Erdschicht abgedeckt. Auch auf vielen Betriebsgeländen war der Boden stark mit Schadstoffen belastet. Seit den 80er Jahren untersucht die Umweltbehörde Hamburg systematisch diese Altlasten. Mehr als 5.000 verdächtige Flächen wurden erfasst. Über 500 Flächen mussten saniert werden. Durch den zunehmenden Wohnungsbau bleibt das Problem auch in Zukunft erhalten. 2015 waren circa 570 Altlasten und circa 1.630 altlastverdächtige Flächen bekannt, die im Verlauf der kommenden Jahre bewertet und gegebenenfalls saniert werden müssen.

Weit über Deutschland hinaus machte die Hamburger Deponie Georgswerder negative Schlagzeilen. Auf 45 Hektar wurden etwa sieben Millionen Kubikmeter Abfall zu einem circa 40 Meter hohen Berg aufgeschichtet. Neben Haus- und Sperrmüll, Bau- und Trümmerschutt wurden sehr große Mengen giftige Industrieabfälle ohne wirksamen Schutz untergebracht. Nachdem im Jahr 1983 hochgiftiges Dioxin in den aus dem Berg sickernden Flüssigkeiten festgestellt wurde, musste die Deponie saniert werden. Der Berg bekam eine mehrschichtige Abdeckung, die verhindert, dass Regenwasser in die Deponie sickert. Aus den in Randgräben gefassten Flüssigkeiten wird das schadstoffbelastete Öl abgetrennt und in Hochtemperaturöfen verbrannt. Das belastete Grundwasser wird entnommen und gereinigt. Die Kosten für die Sanierung der Deponie Georgswerder betragen bislang ungefähr 120 Millionen Euro, die jährlichen Unterhaltskosten circa 700.000 Euro. Und wie lange muss unterhalten werden? Für alle Ewigkeit. Insgesamt hat Hamburg bis 2012 rund 600 Millionen Euro für die Altlastensanierung ausgegeben. Ein großer Teil der Kosten hätte vermieden werden können, wenn man mit den problematischen Stoffen von vorhherein sorgfältiger umgegangen wäre. Es sind also wahrlich teure Sünden der Väter.

Die Anreicherung von Humus (manchmal auch von Eisen) verfestigt den Unterboden von Podsolen. Je nach Härte bezeichnet man ihn als Orterde oder Ortstein. Hochliegender Ortstein behindert die Ausbreitung von Wurzeln im Boden und macht eine landwirtschaftliche Nutzung unwirtschaftlich.

Nach der Einführung des Mineraldüngers vor ca. 150 Jahren, konnten auch natürlicherweise nährstoffarme Böden als Acker genutzt werden (mehr zu Bodenfruchtbarkeit...[P07_01_01]). Um auch Podsole mit Ortstein in Äcker umwandeln zu können, hat man Tiefpflüge eingesetzt, die an einer Seilwinde zwischen zwei am Ackerrand stehenden Dampfmaschinen hin und hergezogen wurden und den Boden bis in eine Tiefe von 1,2 Metern umbrechen konnten. Eine archäologische Grabung wenige Hundert Meter westlich des Boden-denk!-mals zeigt, dass diese Technik auch auf der Hamburger Geest angewandt wurde. Heute soll auf diesem Teil des Naturschutzgebiets Boberger Niederung, ein Trockenrasen mit Heide erhalten werden.

Historische Karten aus dem19. Jahrhundert zeigen, dass es auf der Hamburger Geest große Flächen mit Heiden gab. Sie sind notwendiger Bestandteil der sogenannten Heidebauernwirtschaft, mit der die Landwirte viele Jahrhunderte lang die sandige Geest in Norddeutschland bewirtschafteten. Die Heiden dienten als Schafweide, lieferten aber vor allem Plaggen als Dünger. Die harte Arbeit der Plaggengewinnung ist ausführlich in Boden-denk!-mal 8 beschrieben.

Das Landschaftsbild aus der Heidebauernzeit zeigt kleine Acker-, Weide- und Waldflächen in einer riesigen Heide. Weil auf den Heiden nur alle 20 bis 40 Jahre Plaggen gestochen werden konnten, brauchte der Hof etwa zehn Mal mehr Heide als Ackerland. Ohne Pflege würde die Heide nach kurzer Zeit von Bäumen überwachsen. Die Bauern erhielten sie durch Beweidung mit Heidschnucken und Abbrennen des überalterten Heidekrauts. Die Heide ist also nicht natürlich, sondern Teil einer Kulturlandschaft.

Unter der Heide hat sich im Sand oft ein Boden mit eindrucksvoller Zeichnung gebildet. Bodenkundler nennen ihn Podsol, der sich auch unter der Heide dieses Standorts entwickelt hat [Podsol].

Von den Heidebauern wurde vorwiegend Buchweizen und Roggen angebaut, die aber auf den nährstoffarmen Böden nur kärgliche Erträge brachten. Die Ernte konnte die Bewohner des Hofs nur knapp ernähren. Oft musste Getreide zugekauft werden. Das Geld dafür brachten die Viehhaltung (vor allem Schafe) und der Verkauf von Wachs und Honig. Reich konnte man mit diesen Böden nicht werden. Viele Höfe verarmten im 19. Jahrhundert, ein wahrlich karges Brot. Die Situation verbesserte sich erst durch die Einführung des Mineraldüngers vor 150 Jahren.
