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Vor 200.000 Jahren herrschte die Saale-Kaltzeit. Unser Aussichtspunkt (der rote Punkt) steckte in einem dicken Eispanzer, der vom Nordpol bis zum Mittelgebirge reichte. Das Eis war nicht rein, denn die Gletscher schleppten große Mengen Steine und feineres Material aus dem Untergrund mit. Ein großer Teil stammt aus Skandinavien.

Vor 130.000 Jahren war das Eis geschmolzen. Zurück blieb eine Moräne, eine dicke Schicht aus den "Verunreinigungen" des Eises. Sie besteht aus einem Gemisch aus Steinen, Kies, Sand, Lehm und Mergel (siehe Grundbegriffe Gesteine).

Die Gletscher der jüngsten, der Weichsel-Eiszeit haben Boberg nicht erreicht. Beim Abschmelzen des Eises entstand ein gewaltiger Strom, der sich tief in die Moräne einschnitt und das breite Urstromtal der Elbe bildete, an dessen nördlichem Rand wir stehen. Der Fluss selbst lag vor zwölftausend Jahren tiefer als unser Bildausschnitt. Am Hang traten mehrere Quellbäche aus, die ins Elbtal flossen. Nördlich und südlich des Elbtals schließt sich die Geest aus Sedimenten der Saale-Kaltzeit an.

Jedes Mal, wenn die vielen Arme der damaligen Elbe über die Ufer traten, lagerten sie Sand ab, so dass die Sohle des Tals langsam anstieg. Bei Sturm trieb der Wind Sand an den nördlichen Rand des Elbtals, wo er sich vor der Geestkante in Dünen und auf der Hochfläche als Flugsanddecke ablagerte. Zwischen Geest und Düne staute sich das Quellwasser in kleinen Seen.

Durch den Anstieg des Meeresspiegels, der während der letzten Eiszeit viel tiefer als heute lag, erreichten vor circa 4.500 Jahren Ebbe und Flut das Hamburger Gebiet. Dies führte dazu, dass sich bei Hochwasser vor allem das feinkörnige Material der Elbe ablagerte, aus dem die typischen fruchtbaren Marschenböden entstanden [Boberger Boden-denk!-mal 7]. Die Seen am Geestrand sind inzwischen mit Resten von Pflanzen angefüllt und bilden ein Moor. Erst jetzt ist die Entstehung von Geest, Moor, Düne und Marsch, den vier natürlichen Landschaftsformen des Naturschutzgebiets angelegt, in denen sich Böden (siehe Grundbegriffe Böden) mit unterschiedlichen Eigenschaften bildeten.

Seit circa 2.000 Jahren greift der Mensch deutlich in die Landschaft ein. Heute ist die Marsch kultiviert [Boberger Boden-denk!-mal 7], die Dünen sind weitgehend abgetragen [Boberger Boden-denk!-mal 3], in den Mooren wurde ein Teil des Torfes abgebaut [Boberger Boden-denk!-mal 9] und die Geestkante ist durch Lehmgewinnung circa 50 Meter zurückverlegt [Boberger Boden-denk!-mal 2]. Der steile Hang unmittelbar vor Ihnen ist nicht natürlich, sondern entstand durch den Lehmabbau durch Ziegeleien. Die Menschen haben diese Landschaft und ihre Böden stark verändert. Es mag als Widerspruch erscheinen, aber sie haben gerade dadurch die Lebensbedingungen für viele schützenswerte Pflanzen und Tiere geschaffen und tragen wesentlich dazu bei, dass die Boberger Niederung ein wertvolles Naturschutzgebiet ist.

