Die Ziele sind ambitioniert: bis 2030 sollen die Emissionen des Klimagases Kohlendioxid in Hamburg um 50 Prozent niedriger sein als 1990 und dreißig Jahre später sogar mindestens 80 Prozent niedriger. Gebäude zählen dabei zu den Hauptverursachern von CO2-Emissionen. Deshalb müssen Dächer, Kellerdecken, Leitungen und Fassaden gedämmt werden. Und die Energie für Heizung und Warmwasser muss aus erneuerbaren Energien stammen. Diese Wärmewende verspricht einen enormen Fortschritt beim Klimaschutz und kann die Energiekosten für die Bewohnerinnen und Bewohner deutlich senken.
Wärmewende im Quartier
Es ist sinnvoll, nicht nur einzelne Gebäude zu verbessern, sondern gleich einen Plan für ganze Quartiere auszuarbeiten. Wo die Grenze eines Quartiers liegt, wird vor Ort entschieden. Der Vorteil gegenüber einer individuellen Planung: In einzelnen Gebäuden sind die Möglichkeiten meist begrenzt, kostengünstig und klimafreundlich Energie zu erzeugen. Oft bieten Dächer nicht genug Fläche für Solarenergie oder Keller nicht genug Raum für eine innovative Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage. Größere Anlagen für eine gemeinsame Versorgung im Quartier sind in der Regel zudem günstiger für den einzelnen Verbraucher und effizienter als mehrere kleine. Bei einer gemeinsamen Planung können auch übergreifende Lösungen gefunden werden. Es kann zum Beispiel sinnvoll sein, ein nahegelegenes Wohnquartier über eine Fernwärmeleitung mit industrieller Abwärme zu versorgen.
Um herauszufinden, welche Lösungen zum jeweiligen Quartier passen, erstellen Fachleute im Auftrag des Bezirks und der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) einen Plan, das integrierte Quartierskonzept. Dafür suchen sie in Zusammenarbeit mit den Eigentümern und anderen Akteuren vor Ort nach Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken. Sie entwickeln Empfehlungen für das Quartier. Wichtig ist, dass diese sich auch wirklich umsetzen lassen und als Fahrplan für die energetische Quartiersmanagerin oder den energetischen Quartiersmanager dienen. Das sind die Kümmerer vor Ort, die in allen Fragen der energetischen Sanierung beraten und betreuen.
Die BUE agiert als zentraler Ansprechpartner bei der Suche nach und der Förderung von neuen Quartierskonzepten. Auch kümmert sich die BUE um passende Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Umsetzung der Quartierskonzepte, zum Beispiel mit dem Förderprogramm „Erneuerbare Wärme“, das viele Maßnahmen, wie den Bau von Nahwärmenetzen und Speichern unterstützen kann.
Vielfältige Quartiere, vielfältige Lösungen
Wie unterschiedlich die Herausforderungen vor Ort sind, zeigen die Quartiere, für die bereits Konzepte erstellt wurden.
Das Energiekonzept für das von Backsteinbauten geprägte Wohnquartier Dulsberg sieht beispielsweise vor, denkmalgeschütze Gebäude energetisch so zu sanieren, dass dies den schützenswerten Bauten gerecht wird. Zudem geplant: Ein besseres Fernwärmesystem mit dem Einsatz von erneuerbarer Energien.
Im Harburger Quartier Südöstliches Eißendorf / Bremer Straße empfehlen die Gutachter zu prüfen, ob sich die Abwärme eines nahegelegenen Industriebetriebs für einen Teil des Quartiers nutzen lässt. Im Quartier Bergedorf Süd hingegen geht es vor allem darum, die Wohnungsunternehmen, Eigentümerinnen und Eigentümer und Investoren einzubinden, zu beraten und bei einem möglichen Bau- und Sanierungsvorhaben zu begleiten.
In anderen Wohnquartieren sind wieder andere Ansätze möglich, da alle Wohneinheiten je einem Eigentümer gehören, etwa einer Baugenossenschaft. Im Wohnquartier am Heidrehmen etwa hat die Baugenossenschaft ein neues Blockheizkraftwerk installiert, das nicht nur Wärme und Strom erzeugt, sondern auch erneuerbaren Strom aus dem Netz nutzen kann, um dieses zu entlasten. Die Wohneinheiten im Quartier am Dudenweg [+ Link zum Steckbrief, noch nicht erstellt] hingegen sollen beispielsweise energetisch saniert und gleichzeitig barrierefreundlich umgestaltet werden. Hier zeigt sich, wie gut sich energetische und andere Belange verbinden lassen.
Die staatliche Förderbank KfW bezuschusst Quartierskonzepte mit ihrem Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung“. Ebenfalls gefördert wird das Sanierungsmanagement, das die Planung und Umsetzung der in den Konzepten vorgesehenen Maßnahmen begleitet und koordiniert. Die Antragstellung zu diesen Programmen erfolgt vom Vorhabenträger über die BUE.