Der vorliegende Programmplan bietet drei detailliertere zeitliche Perspektiven und Empfehlungen an, die damit den Ausgangspunkt für konkrete Planungen und Projekte zur Transformation der heute nach innen gekehrten Friedhöfe hin zu lebendigen und offenen Grünräumen legen. Andererseits bilden diese Empfehlungen die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit von Kirche und Stadt zur Umsetzung erster gemeinsamer Projekte. Es wurden auch erste Schritte identifiziert, die teils schon kurzfristig umgesetzt werden könnten.
„Parkway“
Es wird vorgeschlagen den Holstenkamp als grünes Rückgrat für die Landschaftsachse auszuformulieren. Die gestalterische Idee ist eine Straße, welche zu einem durch die Landschaft geführten Parkway weiterentwickelt wird. Dieser Ansatz beinhaltet eigenständig gedachte Führungen für motorisierten-, Rad- und Fußverkehr, hohe räumliche Qualitäten bei der Wegeführung und nicht zuletzt eine intensive und klimaresiliente Begrünung.
Entwicklung Baumbestand
Die alten Baum- und Gehölzbestände der Friedhöfe sind ein ökologischer wie gestalterischer Schatz, den es zu bewahren, an die Zukunft anzupassen, zu strukturieren und gestalten gilt. Es sollte zeitnah ein überarbeitetes Pflegekonzept entwickelt werden, dabei sollten auch partizipative Ansätze, wie gemeinsames Gärtnern mit den Anwohner:innen einfließen.
Vernetzung mit dem Umfeld
Ziel ist ein durchgängig erlebbarer und zusammenhängender Landschaftsraum. Kurzfristig
sollten hierfür vor allem die Eingangssituationen und die Durchgängigkeit, sowohl der Friedhöfe wie auch der Kleingartenanlagen verbessert werden.
Parkverbindungen
Die bisher isolierten grünen Inseln sollten langfristig räumlich großzügig miteinander verbunden werden. Im Bestand schränken zwei Engstellen (Bornkampsweg & Ruhrstraße) die Durchgängigkeit des Grünraums ein. Es sollte vertieft über bessere Querungsmöglichkeiten, Entsiegelung, Änderungen der Verkehrsführung (z.B. Vorschlag blau grüner Kreisverkehr und geschwungene Führung der Veloroute im Park) und auch über räumliche Erweiterungen (z.B. Ecke am Diebsteich / Ruhrstraße) der Landschaftsachse nachgedacht werden.
Aktive Friedhöfe und neue Bestattungsformen
Langfristiger Vorschlag ist, die aktive Friedhofsnutzung auf einen Standort zu konzentrieren. Hierfür bietet sich der als Gartendenkmal historisch besonders wertvolle Friedhof Diebsteich an, welcher gemäß Rahmenplan Diebsteich als Parkfriedhof weiterentwickelt werden soll. Nach dem Friedhof Bornkamp wird vorgeschlagen auch den Friedhof Holstenkamp vollständig außer Dienst zu stellen. Der Russisch-Orthodoxe Friedhof, der Mennonitenfriedhof sowie der Jüdische Friedhof sind im Bestand gesetzt, hier sind keine größeren Veränderungen zu erwarten.
Regenwassermanagement
Beim Vorschlag, das Projektgebiet als Retentionsraum für die Entwässerung des nördlich gelegenen Industrie- und Gewerbeareals zu nutzen, handelt es sich um einen langfristigen Ansatz. Das Potential den Grünraum, auch angesichts notwendiger Klimaanpassungsmaßnahmen, hierfür zu aktivieren sollte jedoch im Blick behalten und vertieft geprüft werden.
Räumliche Akzente / Besondere Orte
Als Initialzündung für die Entwicklung der Landschaftsachse bietet sich die Gestaltung eines Aktiv-Ortes an. Auf den heute verpachteten Flächen östlich des Friedhof Holstenkamp könnte in Kooperation mit der Kirche schon kurzfristig ein Ort für Sport und Freizeit entstehen und so neues Leben in das heute wenig zugängliche Gebiet bringen. Ein weiterer zentraler Ort stellt der Eingang zur Landschaftsachse am Friedhof Diebsteich dar. Seine Gestaltung soll im Zuge der Planungen rund um den neuen Fernbahnhof stärker in den Blick genommen werden. Gute Anknüpfungspunkte für neue Nutzungen könnten die historischen Kapellen und Wirtschaftsgebäude der Friedhöfe sein, sie könnten kurzfristig für kulturelle Nutzungen geöffnet werden und so auch die Grünräume aktivieren. Eine besondere Herausforderung stellt ein nördlich des Planungsgebietes befindlicher Störfallbetrieb dar. Neue Nutzungskonzepte müssen daher in enger Abstimmung mit dem Emissionsschutz entwickelt werden.
Neue Kleingartenformen
Auf den freiwerdenden Friedhofsflächen (Bornkamp und Holstenkamp) bietet sich Potential für verschiedene Formen des gemeinschaftlichen Gärtnerns. Denkbar sind Ansätze wie Stadtfarmen, Gemeinschaftsparzellen, Pflanzenlabore und vieles andere mehr. Gartenprojekte könnten darüber hinaus auch schon kurzfristig einen Beitrag zur Aktivierung des Planungsgebietes leisten und sollten eine aktive Rolle bei der Transformation der Flächen spielen.
Kleingärten
Die vorhandenen Kleingartenvereine sollen erhalten bleiben und ausgehend vom Bestand weiterentwickelt werden. Zukünftig sollten die Kleingärten jedoch offener und zugänglicher gestaltet werden, hierzu zählt auch die Schaffung öffentlicher und gemeinschaftlicher Angebote sowie eine bessere Durchwegung.
Bauflächen
Auf der Fläche im südwestlichen Bereich des Friedhofs Holstenkamp können sich sowohl die Kirche wie auch die Stadt eine harmonisch in die Umgebung einfügende Bebauung, z.B. mit sozial ausgerichteter Wohnnutzung, vorstellen. Voraussetzung ist die Berücksichtigung des Baumbestands und des Denkmalschutzes. Darüber hinaus sollte die Landschaftsachse von Bebauung freigehalten werden. Auch die in der Vergangenheit projektierte Bebauung der Dreiecksfläche (ehemals Bahrenfelder Forsthaus) wird aus landschaftsplanerischer Sicht kritisch gesehen. Die geplante Bebauung nördlich des Holstenkamps sollte weiter als bisher vorgesehen von der Straße abrücken, um Raum für großzügig durch die Landschaft geführte Fuß- und Radwegeverbindungen zu bieten (siehe auch „Parkway“).
Transformation Bestand
Im Planungsgebiet befinden sich Baubestand, dessen Weiterentwicklung erstrebenswert erscheint. Mittelfristig sollte das Areal zwischen Lutherpark und Holstenkamp (Pflegen und Wohnen) genauer betrachtet werden. Auch kleinere bauliche Weiterentwicklungen an den bestehenden historischen Kapellenensembles sind denkbar.
Planungen vertiefen und Verantwortlichkeiten klären
Auf Grundlage der Empfehlungen aus dem Werkstattverfahren sollte ein vertiefender „Masterplan GRÜN“ für das Projektgebiet erstellt werden. Darüber hinaus sollte der Entwicklungsmodus für das Projektgebiet geklärt werden und die Verhandlungen zwischen Kirche und Stadt weiter fortgeführt werden.