Hamburg soll noch grüner werden – und zwar ganz oben: Als erste deutsche Großstadt hat die Hansestadt eine umfassende Gründachstrategie entwickelt. Ziel ist es, insgesamt 100 Hektar Dachfläche im Stadtgebiet zu bepflanzen. Mit der Senatsdrucksache 20/11432 "Gründachstrategie für Hamburg" (PDF, 120kb) wird die bislang nicht im Focus stehende Ressource „Dächer“ in den Blick genommen und auf ihren Beitrag für Lebensqualität und Attraktivität betrachtet und entwickelt.
Nachhaltige Stadtentwicklung
Die Gründachstrategie ist Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Mindestens 6.000 Wohnungen sollen in der Hansestadt jährlich entstehen. 2013 waren es sogar mehr als 10.000. Wo so viel neuer Wohnraum geschaffen wird, sind Ideen gefragt, die den Bürgern neue Freiräume eröffnen. Hier fügt sich die Gründachstrategie in die Hamburger „Qualitätsoffensive Freiraum“ ein: Bauliche Verdichtung soll immer mit einem grünen Mehrwert und einer Verbesserung der Freiräume in den Quartieren einhergehen. Gründächer vereinen diese Ansprüche und bieten der Anwohnerschaft und den Beschäftigten neue Erholungs-und Nutzflächen.
Leben mit Wasser
Mithilfe von Gründächern passt sich Hamburg den Folgen des Klimawandels an. Sie verbessern das Wassermanagement im Quartier, indem sie Regenwasser zurückhalten und verdunsten lassen. Insofern ergänzt die Gründachstrategie das Projekt RISA (RegenInfraStrukturAnpassung) von BUKEA und Hamburg Wasser, das einen zukunftsfähigen Umgang mit Regenwasser entwickeln will. Denn zum einen nehmen Starkregenereignisse aufgrund des Klimawandels zu. Zum anderen kann in der kompakter werdenden Stadt immer weniger Wasser versickern. Dadurch wird die Kanalisation überlastet und steigen Gewässer über ihre Ufer. Um diese Folgen zu vermeiden, sollen die Hamburger Gründächer durchschnittlich 60 Prozent des Regenwassers zurückhalten. Niederschläge gelangen dadurch verzögert und in geringeren Mengen in die Entwässerungssysteme und verhindern deren Überlastung.
100 Hektar grüne Dächer
In Hamburg sollen Gründächer mit einer Gesamtfläche von etwa 100 Hektar entstehen. Das entspricht rund der doppelten Fläche von Planten un Blomen. Allein im Wohnungsneubau ergibt sich ein Gründachpotenzial von 44 Hektar, im Gewerbeneubau von 66 Hektar. 20 Prozent der neu begrünten Flächen sollen Bewohner oder Beschäftigte als Freiflächen nutzen können.
Drei Handlungsschwerpunkte: Fördern, Dialog, Fordern
Die Gründachstrategie umfasst die drei Handlungsebenen Fördern, Dialog und Fordern. Ein Förderprogramm für Neubauten und Bestandssanierungen setzt Anreize für Bauherren und Gebäudeeigentümer, ihre Dächer zu begrünen. Im Dialog können sich Interessierte mit Planern und Vertretern von Behörden über den Nutzen von Gründächern austauschen. Unter dem Aspekt „Fordern“ werden rechtliche Instrumente wie etwa das Baugesetzbuch, das Naturschutzgesetz, das Abwassergesetz oder die Hamburger Bauordnung genutzt, um den Ausbau von Gründächern in Hamburg voranzutreiben.
Wissenschaftliche Begleitung
Die Hamburger Gründachstrategie wird wissenschaftlich von der HafenCity Universität begleitet. Neben der inhaltlichen Unterstützung erheben die Wissenschaftler etwa Messdaten zum Wasserrückhalt und damit zur wasserwirtschaftlichen Wirksamkeit von Gründächern. Sie untersuchen, wie Gründächer insbesondere bei Starkregenereignissen für den Regenwasserrückhalt optimiert und ob sogenannte Klimakennzahlen für den stadtklimatischen Nutzen unterschiedlicher Flächen ermittelt werden können. Andere Städte können diese Daten anschließend für eigene Maßnahmen der Klimafolgenanpassung nutzen.
Pilotprojekt mit Vorbildfunktion
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit förderte vom 1.9.2014 bis zum 30.4.2018 die Hamburger Gründachstrategie als Pilotprojekt im Rahmen des Programms „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ im Förderschwerpunkt 3: „Kommunale Leuchtturmvorhaben sowie Aufbau von lokalen und regionalen Kooperationen“ durch finanzielle Mittel, Vernetzung und Wissenstransfer. In dem Programm hatte die Hamburger Gründachstrategie das Förderkennzeichen 03DAS032A und den Projektnamen DAS: „Entwicklung einer Hamburger Gründachstrategie – Prozessmanagement und Implementierung eines strategischen Konzeptes“. Mehr Informationen über das ganze Programm gibt es auf der Webseite des Projektträger Jülichs. Vom Hamburger Pilotprojekt sollen auch andere Regionen profitieren: Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft hat mit der Hamburger Gründachstrategie im Verbund mit der HafenCity Universität ein Instrumentarium zur Förderung von Gründächern entwickelt, das bundesweit eingesetzt werden kann.