Die Geschichte der aufgestauten Alster
Im 13. Jahrhundert wurde Hamburg Mitglied der Hanse. Neben der Elbe war die Alster ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 1235 wurde die Alster auf Höhe des heutigen Jungfernstieges durch den sogenannten "Oberdamm" aufgestaut, um Mühlen zu betreiben.
Reger Schiffsverkehr im 16. Jahrhundert brachte Wirtschaftsgüter von den umgebenden Ländereien zur Stadt. Die zum Schutz der Stadt 1615-26 errichteten Befestigungsanlagen führten in Höhe der Lombardsbrücke/Kennedybrücke zur Teilung in Binnen- und Außenalster.
Nach der Schleifung der Wälle und Bastionen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Wallring nach Plänen des Bremer Kunstgärtners Isaak Hermann Altmann in eine öffentliche Grünanlage umgestaltet.
Der Große Brand von Hamburg 1842 zerstörte die Innenstadt fast vollständig und veränderte das Gesicht der Binnenalster. Brücken entstanden, und durch neue Schleusen senkte man den Wasserstand der Alster um einen Meter. Dadurch wurden die Alsterwiesen, besonders im Bereich Harvestehude, Eppendorf, Winterhude und Uhlenhorst vor den häufigen Überschwemmungen geschützt. Kleine Alsterzuläufe, wie z.B. Eilbek oder Osterbek, wurden kanalisiert, Bäche zugeschüttet und das umliegende Gebiet durch Aufschüttung zu Bauland umgewandelt.
Prachtvolle Vororte der Stadt
Die beiden Alsterseiten entwickelten sich unterschiedlich: An der östlichen Außenalster war bis Anfang des 19. Jahrhunderts nur das Ufer St. Georgs befestigt. 1820 entstand eine Uferpromenade mit geschnittener Lindenallee. Sie wurde 1875 unter Oberbauingenieur Franz Andreas Meyer "im bewussten Gegensatz zu dem städtischen Charakter der Binnenalster" mit landschaftlich gestalteten Grünanlagen ergänzt. Zur gleichen Zeit wurde eine Ringstraße um die Außenalster geplant und schrittweise verwirklicht. Sie sollte den öffentlichen Zugang zu den Ufern ermöglichen.
Im Bereich Uhlenhorst und Winterhude lag zwischen Feenteich und Langem Zug ein Pachtgut der Hamburger Kämmerei. Zur Bewirtung der Ratsgäste wurde dort bereits 1711 ein Landhaus errichtet. An der Schönen Aussicht befindet sich noch heute das Gästehaus des Hamburger Senats. Zwischen 1885 und 1892 schuf F. A. Meyer hier die uferbegleitenden Grünanlagen von der Schönen Aussicht bis zur Fernsicht.
An der westlichen Alsterseite entwickelten sich die Gebiete Rotherbaum und Harvestehude nach Aufhebung der Torsperre 1860/61 zu einem bevorzugten Wohnort Hamburger Kaufleute. Das Klosterland Harvestehude, seit 1680 teilweise Pachtland der Gärtnerei Böckmann, wurde nach und nach verkauft.
Prunkvolle Stadthäuser und Villen - Zeugen hanseatischen Kaufmannsstolzes - entstanden am Harvestehuder Weg. Bauten bedeutender Architekten, wie Haller, Chateauneuf und Jolasse prägen noch heute das Gesicht dieser Gegend.
Internationale Gartenbauausstellung 1953
In Harvestehude reichten die Privatgärten ursprünglich bis an das Alsterufer und versperrten so den öffentlichen Zugang zum Wasser. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es, die am Wasser gelegenen Grundstücke für die Internationale Gartenbauausstellung zu erwerben. 1953 wurden sie in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt.
Als Rückgrat der Anlage baute Gartenarchitekt Gustav Lüttge eine architektonisch gegliederte Promenade entlang des Harvestehuder Weges. Davor breiteten sich lichte Wiesenflächen bis zum Teich und Ufersaum aus. Reste des alten Baumbestandes der früheren Gärten verleihen der Anlage noch heute ihren Charme.
Freizeit an und auf der Alster
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Erholungswert der Alster entdeckt. Man promenierte um die Binnenalster oder am Ufer St. Georgs. Auch das 1793 gebaute Badefloß, die spätere "Alsterlust", eine von drei Badeanstalten, war beliebt.
Die Schönheit und Attraktivität der beiden Alsterbecken waren Ende des 19. Jahrhunderts auch in den USA bekannt. So ließ die Stadt Boston ab 1886 durch den Landschaftsarchitekten Charles Eliot nach Hamburger Vorbild ähnliche Parklandschaften an den Ufern des Charles River Basin entwickeln. Das Flanieren ist auch heute die häufigste Beschäftigung an der Alster. Wenn die Alster zugefroren ist, ermöglichen Glühweinstände und andere Buden ein einzigartiges Wintervergnügen. Höhepunkt im Mai ist das Kirschblütenfest mit großem Feuerwerk.
Gleichfalls beliebt ist das Joggen. Für Viele ist die 7.400 Meter lange, im letzten Jahr markierte Alsterrunde eine der schönsten Laufstrecken Hamburgs.
Großgeschrieben wird in der Hansestadt der Wassersport. Bereits 1844 fand auf der Alster die erste Ruderregatta statt, sechs Jahre später folgte die erste Segelregatta. Segelboote, Kanus, Kajaks, Tret- oder Ruderboote können an vielen Stellen rund um die Alster von April bis Oktober gemietet werden.
Vom Wasser aus kann man urwüchsige Uferpartien aber auch gepflegte Villengärten erleben.
Natur erleben am Wasser
Das Alstergrün bietet vielfältige Natur. Fremdländische Ziergehölze wie Zaubernuss (Hamamelis) findet man ebenso wie heimische Knickpflanzen oder verschiedene Weidenarten in der Uferbepflanzung. Krokusse und Narzissen zieren ab Februar/März die Parkwiesen, und im Sommer erfreuen blühende Staudenbeete die Besucher im Alstervorland.
Starke Verunreinigungen der Alster veranlassten den Wasserbauingenieur William Lindley bereits 1852 zum Bau eines neuen Abwassersystems. Durch weitere wasserbauliche Maßnahmen konnte die Wasserqualität der Alster bis heute erheblich verbessert werden. Auch die Renaturierung von Uferbereichen trägt ihren Teil dazu bei, überschüssige und unerwünschte Nähr- und Schadstoffe biologisch abzubauen.
In den abwechslungsreichen Lebensräumen der naturnahen Uferbereiche nisten Wasservögel und Uferbewohner wie z.B. der Teichrohrsänger. Einigen Fischarten, wie Brassen, Karauschen, Rotaugen oder Schleie, dienen diese Zonen als Laichplätze.
In Flachwasserzonen wachsen u. a. Wasserschwertlilie, Rohrkolben, Schilf, Kalmus und Schwanenblume. Unterwasserpflanzen wie Hornkraut oder Tausendblatt siedeln sich in den tieferen Regionen an. Auch Insekten, Pilze, Algen und Bakterien finden hier Lebensräume. Schwimmblattpflanzen wie See- und Teichrosen sieht man in ruhigen Wasserzonen.