Die Entstehungsgeschichte: Vom Mühlenteich zum städtischen Park
Ab Ende des 16. Jahrhunderts stand hier eine von Herzog Otto II. betriebene Wassermühle. Für diese wurde bereits 1890 eine erste private Badeanstalt in Betrieb genommen.
Die Entstehung des Parks begann 1907 mit dem Erwerb von 3,5 Hektar Fläche durch die Stadt Harburg. Erste Bauarbeiten erfolgten jedoch erst ab 1913 unter Leitung von Georg Hölscher (1866 - 1932) auf dem nunmehr 21,5 Hektar großen Gelände. Hölscher arbeitete als Stadt-Obergärtner kontinuierlich am weiteren Ausbau des Parks. Sein Sohn Ferdinand setzte als sein Nachfolger die Arbeiten fort.
Durch kriegs- und nachkriegsbedingte Verzögerungen konnte der erste Parkteil erst 1926 eröffnet werden. Die bestehende Badeanstalt wurde in den Park mit einbezogen, und der Harburger Schulgarten konnte nach weiterem Geländeankauf ab 1931 ebenfalls hierher verlegt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das fehlende Stück der Marxschen Zündschnurfabrik am Marmstorfer WEg sowie der Maretsche Eichenhügel hinzugekauft werden. Schließlich vergrößerte sich die Parkfläche durch Zukauf der Langenbekschen Wiesen Richtung Marmstorf auf seine heutige Größe von etwa 90 Hektar.
Das Kernstück - der Harburger Stadtpark
Mit der Aufgabe, einen repräsentativen Park für Harburg zu gestalten, wurde im Jahre 1913 Georg Hölscher beauftragt. Er orientierte seinen Parkentwurf an der Topografie des Geländes und dem vorhandenen Bestand. Das gesamte Terrain mit dem stark bewegten Gelände mit bis zu 30 m Höhenunterschied bot günstige Voraussetzungen für eine Vielfalt an gestalterischen Motiven. Ziel Hölschers war es auch, unterschiedliche norddeutsche Landschaften (Heideflächen, Wälder, Moorlandschaften und Wiesentäler) zu zeigen.
Aber nicht nur die Natur sollte dem Stadtmenschen nahegebracht werden. Auch ästhetische Gesichtspunkte und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Benutzer wurden berücksichtigt. Sportflächen, Spielbereiche, Freilichtbühne und Lagerwiesen waren für große Menschenmengen angelegt. "Kurzum es musste ein Programm erfüllt werden, das eben der soziale Park unserer Zeit verlangt." (F. Hölscher, 1953). Die Gebäude und Parkbauten, wie Gaststätte und Eingangstor, entstanden nach den Plänen des Harburger Magistratsbaurates Carl Lembke.
Der Park gliedert sich in unterschiedliche Bereiche: Der Mittelteil mit dem Haupteingang in einem Wiesental, das südöstlich anschließende alte Kerngebiet und die bewaldeten Hänge im Nordwesten. Statt einer großen axialen Ausformung gab es hier zahlreiche kleinere, nicht immer unmittelbar zusammen hängende Räume.
Der Bereich des Haupteinganges ist durch eine lange Blickachse auf den See gekennzeichnet. Eine zweite Achse führte von der Gaststätte über terrassierte Blumengärten hinunter zu den kleinen Teichen. Die Freilichtbühne wurde mit Blick auf den Außenmühlenteich streng formal gestaltet. Weitere architektonische Räume waren der Bereich des Ludowieg-Brunnens und der sogenannte Schillerhain. Ein Eichenplateau, ein regelmäßig gestalteter Steingarten auf mehreren Terrassen, eine große Spielwiese und der 1927 anlässlich des 100. Todestages des Komponisten eingeweihte Beethovenstein rundeten das Ausstattungsprogramm ab.
Der Schulgarten
Um 1897 gab es erste Bitten seitens der Harburger Lehrerschaft zur Errichtung eines Schulgartens. Dieser wurde eingerichtet, musste jedoch mehrmals den Standort wechseln. 1929-31 wurde dann das 8,5 Hektar große, sandige Gelände an der Hohen Straße gegen Widerstände im Stadtparlament erworben.
Für Hölscher war "... eine volkserzieherische Aufgabe zu erfüllen. Und schließlich - im Gesamten gesehen - sollte es eine beliebte und gern besuchte Erholungsstätte für die Bevölkerung werden, die auch der sozialen Forderung gerecht wurde."
Das Rückgrat der formal gegliederten Anlage bildet noch heute die Achse zwischen Eingang und sogenannter Ovaler Kuppe. Im ebenen Bereich lagen ursprünglich die Anzuchtbeete, das System der Pflanzenfamilien und seitlich die kulturhistorischen Gärten. Über eine halbrunde, terrassierte Partie, die ehemaligen Dahlien- und Sommerblumenterrassen, gelangt man in den südlichsten Teil des Schulgartens.
Entlang der Hohen Straßen liegen bis heute streng gefasste Gartenräume, die unterschiedliche Themen wie z. B. Arznei- und Kräuterpflanzen zeigen. Im Garten für Blinde werden Gehör, Tast- und Geruchssinn besonders angesprochen. Unterhalb dieses Bereichs waren früher die Grundschulgärten, ein sandiger Modellierplatz sowie der ovale von Bäumen umstandene Gymnastikraum. Den nördlichen Eingang bildeten die geometrische Schmuckanlage auf einer höher gelegenen Terrasse. Der Ausblick auf den von natürlichen Quellen gespeisten Weiher wird heute von den Bäumen der dendrologischen Sammlung begrenzt. Geschnittene Hecken bilden den Hintergrund für Azaleen und ihre Begleitpflanzen.
Die Tradition des "Lehrens und Lernens" mit Unterrichtsplätzen und Arbeitsgärten für Schüler wird heute in der Gartenbauabteilung und der angrenzenden Berufsbildungsstätte fortgesetzt. In den sogenannten "Gärten der Jahrtausende" werden in vereinfachter Form verschiedene Epochen und Stile der Gartenkunst veranschaulicht. Im Jugendstilgarten entzückt eine von Rosen berankte Laube, das Barockparterre begeistert Buchsbaumliebhaber und im mittelalterlichen Bauerngarten kommen Staudenliebhaber auf ihre Kosten.
Landschaft und Natur
Der Harburger Stadtpark ist bedeutendster Teil des Grünzuges, der die Harburger Innenstadt über den Alten Friedhof und die Langenbeker Wiesen mit der freien Landschaft verbindet. Der Park liegt auf einem Ausläufer der Harburger Berge und wird durch den Wechsel von Hügelrücken und schmalen Tälern sowie seiner vielfältigen Wasserlandschaft geprägt. Abwechslungsreich ist daher auch das Landschaftsbild des Harburger Stadtparks: Laubmischwaldbestände und Nadelgehölzgruppen auf den Kuppen, Erlenbrüche, Weidengebüsche und Feuchtwiesen in den Niederungen, offene Wiesenflächen und Feldgehölze im Süden.
Im Dahlengrund am Haupteingang finden sich zahlreiche Pflanzengesellschaften vom Borstgrasrasen bis hin zur Sumpfdotterblumenwiese. Auch Rispenseggenried und Wasserschwaden-Röhricht bieten wertvollen Lebensraum für zahlreiche, in der Großstadt selten gewordene Pflanzen. Naturinteressierte Besucher finden zusätzlich an den verschiedenen Stationen des Stadtökologischen Lehrpfads im Schulgartenbereich oder am See weitere Informationen.
Landschaftlich besonders reizvoll sind die naturnah gestalteten Bereiche südlich des Außenmühlenteichs. In der feuchten Niederung entstand ein Vogelschutzgebiet zwischen kleinen Teichen. Folgt der Besucher dem Mühlenbach Richtung Süden, bieten sich ihm schöne Blicke auf die Wiesenlandschaft. Diese ist Lebensraum für viele Kleintiere, Insekten, Amphibien und zahlreiche Vogelarten. Durch Renaturierung der Bereiche um den Schulteichgraben entstanden weitere wertvolle Feuchtbiotope.
Spiel, Sport und Erholung
Die Möglichkeiten für Freizeitgestaltung im Harburger Stadtpark sind vielfältig. Besonders um den Außenmühlenteich herum wird Spielen und vergnügen rund um das Thema Wasser geboten. Vor allem das große Freizeitbad MidSommerland zieht Kinder und Erwachsene an. Am Außenmühlenteich können Tretboote gemietet werden, um den Park von der 25 Hektar großen Wasserfläche aus zu erleben. Besonders beliebt ist der 1998 eingerichtete vom Marmstorfer Weg aus erreichbare große Wasserspielplatz.
Kleinere und größere Wiesenflächen laden zum Herumtollen und Spielen ein, so z.B. der Hockeyplatz am Hölscherweg, die Gymnastikwiese im Schulgarten und die Flächen der Langenbeker Wiesen. Weitere Spielplätze sind im Schulgarten, am Nymphenweg und am Gotthelfweg (gleich neben dem MidSommerland-Bad) zu finden; einige Trimmeinrichtungen liegen versteckt auf den waldigen Höhenrücken.
In dem großen, topografisch bewegten Areal findet der Erholungssuchende abwechslungsreiche Wanderwege, aber auch offene Wiesenflächen oder waldige Plätze zum Verweilen. Grillplätze für ein Picknick liegen in den Langenbeker Wiesen. Mit einer neu ausgeschilderten Fahrradroute wird der Harburger Stadtpark demnächst auch für Radfahrer erschlossen.